Pflegepersonalmangel bleibt herausfordernd
„Wir sind uns mit der AOK einig, dass wir zukünftig in den Krankenhäusern mehr Behandlungen ambulant durchführen müssen, um möglichst effiziente Behandlungsangebote vorhalten zu können. Allerdings warnen wir vor der Vorstellung, dass damit perspektivisch alle Personalprobleme gelöst werden könnten. Gerade bei Fragen von „Kurzliegern“ und ambulanten Behandlungen müssen wir sehr verantwortungsvoll mit den medizinischen und sozialen Bedürfnissen der Patientinnen und Patienten umgehen. Niemandem ist geholfen, wenn Menschen nach einer ambulanten Behandlung wieder mit dem Rettungswagen zurück ins Krankenhaus gefahren werden müssen. Deshalb setzen wir uns auch klar für die Ambulantisierung unter Krankenhausbedingungen ein, um die Patienten- und Behandlungssicherheit zu gewährleisten. Selbst wenn es gelingt, zukünftig bis zu 20 Prozent der heute vollstationär behandelten Patientinnen und Patienten ambulant am Krankenhaus zu versorgen, brauchen wir auch für diese das notwendige Fachpersonal. Gleichzeitig wird aber als Folge des demografischen Wandels die Anzahl der über 80-Jährigen stark zunehmen, und es werden mehr Krankenhaus-Beschäftigte in Rente gehen als neu eingestellt werden können. Die allein durch die Ambulantisierung gewonnenen Personalkapazitäten werden deshalb überschaubar bleiben. Einen weitaus größeren Nutzen hätte konsequente Entbürokratisierung und umfassende Digitalisierung der Behandlungsprozesse am Krankenhaus. Sie würden die Pflegekräfte von ihren täglich rund drei Stunden andauernden Dokumentationsarbeiten entlasten. An dieser Stelle tragen vor allem die Kassen Verantwortung und könnten viel dazu beitragen, dass hochqualifizierte Pflegekräfte wirklich für ihre eigentlichen Aufgaben eingesetzt werden können. Die DKG teilt aber viele Einschätzungen der AOK zur Lösung des Fachkräftemangels. So sind Personalpools ein guter Ansatz, der Abwanderung in die Leiharbeit zu begegnen. Viele Kliniken setzen solche Pools bereits um.
Die Krankenhäuser werden konstruktive Partner in der anstehenden Krankenhausreform bleiben. Wir müssen die stationären Strukturen an veränderte Bedingungen anpassen. Dazu gehört auch, die sogenannte „Überversorgung“ in den Blick zu nehmen. Sich aber nur auf dieses Problem zu beziehen und dabei die sich immer weiter vergrößernden Versorgungslücken vor allem in ländlichen Regionen außer Acht zu lassen, ist falsch. Die Prämisse jeder Krankenhausreform muss die adäquate flächendeckende Versorgung der Menschen in Stadt und Land sein.
Bei allem konstruktiven Ansatz der AOK-Positionen bedauern wir aber den Rückfall in falsche Polemik. Die wiederholte Behauptung, die Notaufnahmen der Krankenhäuser dienten als eine Art Akquise-Einrichtung, um Patientinnen und Patienten in nicht notwendige stationäre Behandlungen zu ziehen, bleibt falsch. Dabei stellt die AOK zurecht fest, dass in vielen Regionen die niedergelassene Versorgung wegbricht und die Notaufnahmen für viele Menschen die einzige Anlaufstelle für medizinische Versorgung sind. „Wer bei drei nicht auf den Bäumen ist, liegt bei vier im Krankenhausbett“ ist dabei eine unnötige Polemik, die an den Realitäten weit vorbeigeht. Die Kliniken wären froh, wenn es den niedergelassenen Ärzten flächendeckend rund um die Uhr gelingen würde, die einfachen ambulanten Notfälle in ihren eigenen Strukturen abzufangen und zu versorgen.“
Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) ist der Dachverband der Krankenhausträger in Deutschland. Sie vertritt die Interessen der 28 Mitglieder – 16 Landesverbände und 12 Spitzenverbände – in der Bundes- und EU-Politik und nimmt ihr gesetzlich übertragene Aufgaben wahr. Die 1.887 Krankenhäuser versorgen jährlich 17 Millionen stationäre Patienten (2020) und rund 21 Millionen ambulante Behandlungsfälle mit 1,4 Millionen Mitarbeitern. Bei 127 Milliarden Euro Jahresumsatz in deutschen Krankenhäusern handelt die DKG für einen maßgeblichen Wirtschaftsfaktor im Gesundheitswesen.
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