Regionales Handwerk atmet weiter auf
Knapp die Hälfte der befragten Handwerker aus dem Kammerbezirk, nämlich 48 Prozent, bezeichnete die Geschäftslage demzufolge als „gut“. Im Vorjahresquartal hatte dieser Prozentanteil mit 48,5 Prozent zwar einen ähnlichen Wert erreicht, allerdings lag der Anteil der regionalen Betriebe, die ihre Geschäftslage zeitgleich als „schlecht“ bewertete, deutlich höher als aktuell. Während im ersten Quartal 2022 noch knapp 28 Prozent diese Aussage trafen, halbierte sich dieser Anteil nun auf nur noch rund 14 Prozent. Die Entwicklung lässt die Deutung zu, dass es den Betrieben bislang gelang, die Energiekrise abzufedern und von der allgemeinen Entspannung zum Jahresauftakt zu profitieren.
Dies passt auch in den Kontext der gesamtdeutschen Konjunkturerwartungen 2023, die sich wieder aufgehellt haben. So rechnen unter anderem die Wirtschaftsforscher des Sachverständigenrates nicht mehr mit einer Rezession, wobei insbesondere die deutlich gesunkenen Großhandelspreise für Energie entscheidend für den positiveren Ausblick seien. Die im Herbst noch befürchtete Energiemangellage sei nicht eingetreten, die Krise aber auch noch nicht ausgestanden.
Auftragslage mit verhaltener Tendenz
Dass die Geschäftslage von der Mehrheit der befragten Handwerksbetriebe im Rhein-Neckar-Odenwald-Raum als „gut“ bewertet wird, obwohl sich die tatsächliche Auftragslage im ersten Quartal nur verhalten entwickelte, ist laut Handwerkskammer auf die eingangs erwähnten niederschwelligen Erwartungen zurückzuführen. Die Betriebe waren angesichts des Konjunkturumfelds und der Saisoneffekte von keinen großen Sprüngen ausgegangen. Tatsächlich vermeldeten im ersten Quartal 2023 laut Konjunkturbefragung 23,5 Prozent steigende Auftragseingänge, was unter dem Wert des Vorjahres von rund 32 Prozent liegt. Gut ein Viertel der Betriebe musste Auftragseinbußen hinnehmen, womit sich dieser Anteil gegenüber dem Vorjahreswert von etwa 33 Prozent verringert hat. Etwa die Hälfte der Befragten berichtet von einer unveränderten Auftragslage.
Höhere Umsätze aufgrund von Inflation
Obwohl die Betriebsauslastung bei den Handwerksbetrieben im Kammerbezirk Mannheim Rhein-Neckar-Odenwald im ersten Quartal 2023 deutlich höher als vor Jahresfrist war, entwickelten sich die Umsätze nicht mehr so dynamisch wie im Quartal zuvor. „Ein Teil des höheren Umsatzes dürfte auf die Inflation zurückgehen“, erläutert die Handwerkskammer. Insgesamt sprachen laut Konjunkturbefragung 26,6 Prozent von einem gestiegenen Umsatz, was den Vorjahreswert von gerade einmal 17 Prozent deutlich übersteigt. Klar zurückgegangen ist auch der Prozentsatz jener, die einen Umsatzrückgang verkraften mussten. So liegt dieser Anteil aktuell bei rund 29 Prozent gegenüber 41 Prozent im Vergleichszeitraum 2022. Die sich daraus ableitende tendenziell positive Umsatzbilanz drückt sich in der Betriebsauslastung dergestalt aus, dass fast die Hälfte der Befragten (rund 47 Prozent) eine hohe Auslastung zwischen 81 und 100 Prozent im ersten Quartal des Jahres erreichten. Im Vorjahresquartal lag dieser Anteil bei lediglich rund 35 Prozent. Deutlich zurückgegangen ist indes der Anteil jener, die eine niedrige Kapazitätsauslastung von maximal 60 Prozent erreichten: In den ersten drei Monaten war dies nur bei rund 14 Prozent der regionalen Handwerksbetrieben der Fall gegenüber mehr als doppelt so vielen vor noch einem Jahr. Über die Kapazitätsgrenzen hinaus arbeitete aktuell sogar jeder siebte Betrieb im Kammerbezirk.
Die stärksten Branchen zum Jahresbeginn
Top-Player, aufgeschlüsselt nach Branchen, sind beim Handwerk der Region Mannheim Rhein-Neckar-Odenwald im ersten Quartal 2023 das Bauhauptgewerbe und das Ausbaugewerbe, das zwar eine Abschwächung der Geschäftslage bemerkte, allerdings immer noch von einer positiven Stimmungslage geprägt ist. Außerdem verzeichneten das Handwerk für den Gewerblichen Bedarf und das Kfz-Gewerbe in der Region einen spürbaren Stimmungsaufschwung. Eine mehrheitlich schlechte Geschäftslage melde das Dienstleistungshandwerk, wobei sich die Situation im Vorjahresquartal noch deutlich schlechter darstellte.
Geschäftserwartungen haben sich aufgehellt
Fragt man die Handwerksbetriebe nach ihren Hoffnungen für das kommende Quartal, dann sieht das Bild durchaus optimistisch aus. „Die Geschäftserwartungen im Kammerbezirk Mannheim Rhein-Neckar-Odenwald haben sich aufgehellt“, lässt sich aus der Konjunkturbefragung schließen. „Allerdings ist diese Entwicklung weitgehend jahreszeitlich bedingt und der üblichen Frühjahrsbelebung geschuldet“, ordnet die Kammer das Ergebnis ein. Derzeit rechnen knapp 40 Prozent der Befragten mit einer Verbesserung der Geschäftslage und knapp jeder Zehnte mit einer Verschlechterung. In etwa vergleichbar sind dazu die Erwartungen bei der Auftragslage, die von rund 42 Prozent besser, von rund neun Prozent schlechter als zuvor angenommen werden.
Schwächere Konjunktur zu erwarten
Dass sich dieser Frühjahrsaufschwung bei den Umsatzerwartungen weniger euphorisch abzeichnet, mag mit allgemeinen Entwicklungen in Bund und Land zusammenhängen. So wirkt der geplante Umbau der Energieversorgung in Deutschland für viele Betriebe als Risikofaktor, der mit Unsicherheiten behaftet ist. Zudem erwarten Unternehmen infolge von Tarifverhandlungen weitere Kostensteigerungen und eine damit weiter steigende Inflation. So bleiben die Handwerksbetriebe der Region Rhein-Neckar-Odenwald trotz Frühjahrsaufschwung in Bezug auf die Umsatzerwartungen recht verhalten. Rund 42 Prozent rechnen mit einem Umsatzminus. Das ist im Vergleich zum Vorjahresquartal, als dieser Anteil noch bei 67 Prozent lag, zwar deutlich weniger, jedoch befürchten gleichzeitig mehr Befragte als im Vorjahr Umsatzeinbußen gegenüber dem Vorquartal. „Dies lässt den Schluss zu, dass das regionale Handwerk den aktuellen Erwartungen zufolge auf eine schwächere Konjunktur zusteuert“, so die Analyse.
Diese Annahme wird auch dadurch untermauert, dass die weitere Geschäftsentwicklung insbesondere von den starken Branchen pessimistisch beurteilt wird. So zeigen sich das Bauhauptgewerbe und das Ausbaugewerbe bei ihren Zukunftsprognosen deutlich zurückhaltender als in den drei Monaten zuvor. Auch das Handwerk für den Gewerblichen Bedarf hat die Erwartungen zurückgeschraubt. „Vor diesem Hintergrund drohen der Handwerkskonjunktur im Kammerbezirk wichtige Konjunkturtreiber verlorenzugehen“, resümiert die Kammer nach der Konjunkturerhebung im ersten Quartal 2023.
Der komplette Konjunkturbericht ist auf der Website der Handwerkskammer Mannheim Rhein-Neckar-Odenwald unter www.hwk-mannheim.de/konjuktur einzusehen.
Die Handwerkskammer Mannheim Rhein-Neckar-Odenwald vertritt die Interessen von aktuell über 13.900 Betrieben in den Stadtkreisen Mannheim und Heidelberg sowie den Landkreisen Rhein-Neckar und Neckar-Odenwald. Sie ist Dienstleister und Ansprechpartner für die Handwerksbetriebe mit ihren rund 86.600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und 4.192 Auszubildenden. Zu den Aufgabenschwerpunkten gehören neben Ausbildung, Prüfwesen und das Führen der Handwerksrolle auch berufliche Bildungsangebote, Nachwuchswerbung, vielfältige Beratungsleistungen für Betriebsinhaber wie unter anderem Personalberatung und Angebote für Existenzgründer oder rund um die Unternehmensnachfolge. Weitere Informationen auf www.hwk-mannheim.de oder im Bereich der handwerklichen Ausbildung auf www.handwerk-das-isses.de
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