Rücksichten und Voraussichten, magische Raben sowie kein Unterricht für polnische Kinder – Fünf E-Books von Freitag bis Freitag zum Sonderpreis
Bleibt vielleicht außerdem noch die Frage, ob es immer so gut wäre, tatsächlich in die Zukunft schauen zu können, oder was meinen Sie? Es ist jedenfalls eine ebenso spannende wie wahrscheinlich zum Glück spekulative Frage.
Noch immer spannend und mit Vergnügen liest sich der erstmals bereits 1959 als erstes Augustheft in der Kleinen Jugendreihe des damaligen Verlages Kultur und Fortschritt Berlin erschiene Krimi „Die Hexylschmuggler“ von Heiner Rank, in dem es um einen ziemlich gewinnbringenden Tausch geht – Hexyl gegen Westgeld. Sie wissen, was Hexyl ist? Und was es mit Torpedos zu tun hat?
Ziemlich magisch geht es in „Nadja Kirchner und die gefährlichen Wesen der Halbwelt. Teil 2 der Nadja-Kirchner-Fantasy-Reihe“ von Johan Nerholz zu. Die Heldin hat ihre Eltern verloren, lebt daher bei ihren Großeltern und hat Raben als Freunde, die in der trockenen Senke leben, die sich in der Nähe ihres Dorfes befindet. Sie ist die Bannherrin der Senke und trägt damit zum Schutz der Raben bei. Und diese Raben sind magisch.
Von sehr verschiedenen Begegnungen berichtet Uwe Berger in „Nebelmeer und Wermutsteppe“. Immer aber ist die Lust des Autors zu spüren, das Gemeinsame im Andersartigen zu finden und unter den Menschen zu verbreiten.
Und damit sind wir wieder beim aktuellen Beitrag der Rubrik Fridays for Future angelangt. Jede Woche wird an dieser Stelle jeweils ein Buch vorgestellt, das im weitesten Sinne mit den Themen Klima, Umwelt und Frieden zu tun hat – also mit den ganz großen Themen der Erde und dieser Zeit. Wieder rückt ein schreckliches Thema oder anders und besser formuliert ein schreckliches, weil so unmenschliches Thema in den Blickpunkt – der Holocaust, die grausame und millionenfach tödliche Verfolgung der Juden. Wie konnte es dazu kommen? Wie sah die Verfolgung ganz konkret für einzelne davon betroffene Menschen aus? Wie haben sich damals andere, nichtjüdische Menschen gegenüber diesen Untaten verhalten? Und wie würden Sie sich selbst heute verhalten? Wieder wegsehen? Protestieren? Eingreifen? Menschlichkeit und Mut zeigen?
Erstmals 1990 erschien im Aufbau-Verlag Berlin und Weimar die Erzählung „Flammen oder Das Wort der Frau“ von Uwe Berger: Die jüdische Dichterin Gertrud Kolmar wurde 1943 deportiert und in Auschwitz umgebracht. Nach dem Krieg machte sich im Westen Deutschlands Hermann Kasack um ihr Werk verdient. Im Osten tat dies Uwe Berger, der auch die Erzählung „FLAMMEN“ über sie schrieb. Dabei benutzt er das authentische Material, die Briefe an ihre Schwester, die wenigen Lebensdaten, und er erfüllt das Datengerüst mit seiner Fantasie. Das sind vor allem die Gespräche, der Name Joseph, nicht der Fakt, ihre Leidensgefährtinnen, die Umstände ihres Todes in Auschwitz.
Uwe Berger zeichnet eine sensible und entschlossene Frau. An ihre Schwester schreibt sie, dass sie den Weg gehe, der ihr von innen her bestimmt ist. Die gewaltigen Bilder ihrer Poesie sprechen für sich:
„Mag sein, sie haben meinen Traumwald nicht
Mit Blättern, die sich langsam müde färben,
Und nicht die kahle Straße vorm Gesicht,
Darauf ich täglich wandre in mein Sterben.“
„Gertrud“, sagte Dora mit tonloser Stimme, „er ist nicht mehr. Sie haben Bernhard umgebracht.“
Für einen Augenblick erstarrte Gertrud. Dann ging sie auf Dora zu, umarmte sie und strich ihr übers Haar.
„Komm, setz dich.“
Dora hatte sich gefasst und kramte aus ihrer kleinen Tasche einen Umschlag hervor.
„Von Brandenburg haben sie ihn zur Prinz-Albrecht-Straße gebracht und dann nach Buchenwald. Dort hat er nur ein paar Tage gelebt. Hier, lies!“
Gertrud entnahm dem Umschlag einen Zettel von der Größe eines halben Briefbogens. Es war ein ausgefüllter Vordruck mit dem Kopf KONZENTRATIONSLAGER BUCHENWALD, KOMMANDANTUR. Gertrud las, Bernhard Israel L. sei am 28. August 1942 an den Folgen einer Schussverletzung bei einem Fluchtversuch im Krankenhaus verstorben. Die Leiche sei eingeäschert worden. Gegen die Ausfolgung der Urne bestünden, wenn eine Bescheinigung der örtlichen Friedhofsverwaltung beigebracht werde, dass für ordnungsgemäße Beisetzung Sorge getragen sei, keine Bedenken.
Gertrud atmete tief.
„Ob er wirklich zu fliehen versucht hat?“
„Sicher nicht. Solche Gelegenheiten sind selten.“
„Man hat keine Bedenken gegen die Ausfolgung der Urne …“
„Ich habe die Urne nicht überführen lassen. Die Asche soll da sein, wo die Asche seiner Kameraden ist.“ Sie wandte sich ab.
„Ach, Dora, wie kann ich dir helfen?“
„Es ist gut bei dir sein.“
Die Freundinnen schwiegen. In Gertruds Gedanken hallte es nach: Keine Bedenken … Was denn? War Doras Mann ein Verbrecher? Hatte nicht vielmehr ein Mord an ihm stattgefunden? Ein Gefühl unmittelbarer Bedrohung beschlich sie. Die Kralle hatte zugegriffen, die Kralle, die sich ihnen allen näherte. Auch die kleine, sonst immer bewegliche Dora schien wie gelähmt zu sein. Sie hielt die Augen gesenkt. Ihr schmales Gesicht war noch magerer geworden. Um sie aus der Erstarrung zu reißen, erzählte Gertrud von „ihrer“ Fabrik. Die Zwangsarbeit habe auch ihr Gutes. Sie habe sogar einen Freund gewonnen. Er gebe ihr Wärme, und die wolle sie weitergeben.
„Komm öfter“, sagte sie. „Du kannst bei uns schlafen. Dieses Sofa hier ist noch frei.“
„Danke, nein“, antwortete Dora aufblickend. „Aber vielleicht sollte ich das nächste Mal meinen Jungen mitbringen. Das wirkt harmloser. Übrigens“, fuhr sie lebhafter werdend fort, „der Papierstern muss dann wieder an eurer Tür sein.“
„Warum?“
„Stell dir vor, ihr werdet denunziert, und die Gestapo kommt … Das wäre nicht gut.“
Von Gertrud geholt, erschien der Vater in der Tür, aufrecht, mit weißem Haarkranz, angetan mit grauer Strickjacke und abgewetzten Lederpantoffeln. Er sprach Dora förmlich, doch sichtlich betroffen und bewegt sein Beileid aus.
1974 erschien im Verlag Neues Leben Berlin „Ich will einen Turm besteigen“ von Siegfried Maaß.
Es müsste einen Turm geben, von dem aus man sein ganzes Leben überblicken kann, jenes, das bereits hinter einem liegt mit allen Glücksmomenten ebenso wie mit den Unbilden des Schicksals. Aber auch den bevorstehenden Lebensabschnitt, der sich Zukunft nennt.
Das wünscht sich Günter, der als Kind von seiner Mutter verlassen wird. In der Familie seines Freundes Peter findet er Aufnahme, so dass beide sich wie Brüder fühlen.
Von jenem Turm aus könnte er dann rechtzeitig die „Zopfliese“ erkennen, die eines Tages in sein Leben tritt und die Freundschaft beider Jungen erschüttert. Oder in weiterer Ferne das Mädchen Inge, das seinen Platz an Günters Seite sucht.
Auch den wissbegierigen „Grübel“ und den einflussreichen Mann „Biber“ würde er vorzeitig wahrnehmen, und sich auf sie einrichten können. Er ahnt nicht, dass sie einmal sein Leben beeinflussen werden.
Weil die Zukunft jedoch nicht von einem Turm aus sichtbar ist, muss der Heranwachsende unvorbereitet alle Konflikte lösen, die sich ihm in der schweren Zeit zwischen Kriegsende und Neubeginn aufdrängen.
Und beide begeben sich auf Zimmersuche:
Eine Frau Mertens – das entnahm ich meinen Notizen, als Peter den zweiten Strauß erwarb – wohnte gegenüber von dem Blumenladen. Es war ein großes Mietshaus mit einer kleinen Anlage davor, die sich in eine sanfte Kurve der Hauptstraße einpasste. Frau Mertens wohnte im zweiten Stock.
„Das ist aber nett“, sagte sie, noch ehe ich eine neue Neffenvariante erfinden konnte. Sie machte die Tür sperrangelweit auf und dirigierte uns mit der Hand in einen dunklen Korridor. „Ich dachte schon, diesmal hätten sie mich vergessen. Gerade diesmal, wo ich so allein bin.“
„Vergessen?“, sagte ich, verspürte ein flaues Gefühl im Magen und hätte mich gern durch einen Blick mit Peter verständigt, aber im Korridor war es so dunkel, dass ich sein Gesicht nicht erkennen konnte. Die Frau öffnete eine Tür und lud uns an einen gedeckten Kaffeetisch ein. Ich wusste nichts zu sagen und starrte auf Peter, der unschuldig dreinschaute und die Unterlippe hängen ließ.
Die Frau war am Tisch stehen geblieben, griff nach der leeren Vase, die zwischen Tassen und Kuchen stand, und nahm Peter die Blumen aus der Hand. „Sehr schön sind sie. Olga weiß, dass ich Levkojen liebe.“
Wäre es nicht der zweite Stock gewesen, ich hätte das Fenster aufgerissen und einen Satz gemacht. Für wen hielt uns die Frau? Wen hatte sie erwartet? Vielleicht geht sie mit den Blumen hinaus, macht Wasser in die Vase … Aber sie stellte das Bukett nur hinein.
„Tja“, sagte sie, „dann wollen wir mal. Achtundsechzig werde ich heute. Noch nie haben sie meinen Geburtstag vergessen, seit die Olga bei der Volkssolidarität ist. Sie wäre ja gern selbst gekommen, hat sie gesagt, aber sie hat mir gestern schon angekündigt, dass sie Volkshelfer zum Gratulieren schickt. Langen Sie zu.“
Über den dampfenden Kaffee hinweg warf ich Peter einen Blick zu, aber die Torte nahm ihn so sehr in Anspruch, dass er für meine Augensprache keinen Sinn hatte. Langsam stieß nun auch ich die Kuchengabel in das Gebilde aus Creme, Nüssen, Schokolade und etwas Teig.
„Schmeckt es Ihnen? Wie lange sind Sie denn schon Volkshelfer? Ich hab Sie noch nie gesehen.“
„Mensch“, sagte ich zu Peter, als die Frau an die Tür gegangen war, wo die Klingel angeschlagen hatte, „was machen wir nun? Ich halt nicht mehr lange durch.“
„Wir können nicht abhauen, sie freut sich doch so.“
Als Frau Mertens wieder auf der Schwelle stand, schien sie weit ab von jeglicher Freude zu sein. Sie hielt Blumen in der Hand und gab einer älteren Frau, die am Stock ging, den Blick auf uns frei. „Nein, nein, meine Liebe, diese Burschen kenne ich gar nicht, wer weiß …“
„Frau Mertens , sagte ich schnell, indem ich aufstand, „das war ein Missverständnis von Ihnen, und das ging alles so schnell, aber wir hätten den Irrtum noch aufgeklärt. Das ist so …“
Die hinzugekommene Frau trat an den Tisch, und Peter sprang auf, um ihr den Stuhl unterzuschieben. Das hätte ich ihm nie zugetraut.
„Das ist nämlich Olga, von der ich gerade sprach“, sagte Frau Mertens. „Aber wie war das nun mit Ihnen?“
„Sie haben doch ein Zimmer frei — haben wir jedenfalls gehört , sagte ich und stellte fest, dass sich die eigenartige Spannung auf dem Gesicht der Besucherin in ein verständnisvolles Lächeln verwandelte, „und da wollten wir fragen, ob Sie nicht …"
„Ihr seid mir welche!“, rief Frau Mertens und stimmte in das Lachen Olgas ein, „aber eigentlich könnt ihr ja nichts dafür, dass ich euch für Olgas Volkshelfer hielt. Also das Zimmer wollt ihr …“
„Er“, sagte ich und deutete auf Peter, der inzwischen seinen Kuchenteller leer gegessen hatte und nickte.
Frau Mertens betrachtete Peter, und es wirkte so, als hätte sie seine Anwesenheit bisher noch gar nicht recht wahrgenommen und sei nun sehr erstaunt. „Ach, nur er“, sagte sie, wandte sich an Olga und fragte: „Was meinst du, soll ich ihm das Zimmer überlassen? Ich wäre dann wenigstens nicht mehr so allein.“
1959 erschien als 1. Augustheft in der Kleinen Jugendreihe des damaligen Verlages Kultur und Fortschritt Berlin der Krimi „Die Hexylschmuggler“ von Heiner Rank. Der alte Schrotthändler Ellermann und sein Sohn Alfred besitzen einen Plan, wo in den letzten Kriegstagen in der Nähe des Ostseestädtchens Poltershagen Torpedos versenkt wurden. Das darin enthaltene Hexyl würde eine Menge Westgeld einbringen und für beide einen gelungenen Neustart in der BRD der 1950er Jahre. Sie brauchen Helfer zum Tauchen und engagieren zwei noch nicht 18 Jahre alte Jungen, Egon und Harry. Egons 14-jähriger Bruder Benno will ebenfalls mitmachen und schwört furchtbare Rache für seinen Rausschmiss. Er schleicht sich heimlich auf das Boot und belauscht die beiden Ellermanns. Bevor er ihr Vorhaben der Volkspolizei melden kann, wird er von den Ellermanns erwischt und übel zugerichtet, bis er vor Schmerzen verrät, dass er über alles Bescheid weiß. Als Benno über Nacht nicht nach Hause kommt und am nächsten Tag in der Lehre fehlt, suchen die beiden Größeren den Bruder und Freund.
Fast 24 Stunden schon arbeitet Benno mit zäher Entschlossenheit an seiner Befreiung.
Bald nach dem Einsperren, als sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, entdeckte er an der Breitseite des Raumes ein vergittertes Kellerfenster. Sofort stürzte er darauf zu und rüttelte wild an den waagerecht angebrachten Metallstäben. Aber diese Mühe war vergeblich. Irgendein Stück Eisen musste er haben, mit dem er den Mörtel aus den Steinfugen kratzen und dann die Stäbe aus der Mauer lösen konnte. Er kroch umher und tastete mit den Händen den Fußboden ab. Nach einer halben Stunde schmerzten ihm die Knie, doch gefunden hatte er nur Papier, Steinbrocken, alte Lappen und Holzstückchen – lauter Zeug, das nicht zu gebrauchen war.
Als er sich erschöpft aufrichtete und Halt an der Wand suchte, berührte seine Hand plötzlich einen kräftigen Haken. Vermutlich war er zum Aufhängen irgendwelcher-Arbeitsgeräte bestimmt. Benno atmete erleichtert auf.
Dieser Haken würde ein gutes Werkzeug sein, sicher hatte er eine scharfe Spitze. Vorläufig allerdings steckte er noch tief im Mauerwerk und ließ sich nicht herausziehen. Der Junge überlegte einige Minuten. Dann drehte er seine Decke zu einer Art Strick, legte sie über den Haken und hängte sich ruckartig mit seinem ganzen Körpergewicht daran. Nachdem er diese Übung mehrmals wiederholt hatte, lockerte sich der Haken und ließ sich schließlich herausreißen.
Nun erst begann die eigentliche Arbeit.
Benno ging zum Fenster hinüber, drückte die Hakenspitze in die Mörtelfuge über der untersten Eisenstange und fing an zu kratzen. Nach zwei Stunden hatte er Blasen an den Händen, und die Füße schmerzten vom unbequemen Stehen. Das Ergebnis der Plackerei war entmutigend. Erst wenige Zentimeter tief war er in die Fuge eingedrungen, und der Eisenstab saß fest wie zuvor. Nach einer Atempause begann der Junge von Neuem. Er durfte nicht aufgeben. Während der stumpfsinnigen Arbeit kreisten seine Gedanken immer wieder um Egon und Harry. Er musste zu ihnen gelangen und ihnen über das Tauchunternehmen die Augen öffnen, bevor die Ellermanns sie noch tiefer in das Verbrechen hineinzogen. Wenn er an den fetten, brutalen Ellermann und dessen Sohn dachte, traten ihm die Tränen der Wut in die Augen. Unwillkürlich ballte er die Faust. Nein, überlegte er, Harry und Egon können noch ein wenig warten. Zuerst muss ich die Männer vom Bergungsschiff warnen. Die Schrotthändler sollen kein Glück bei ihrem hinterhältigen Anschlag haben!
Mit neuer Kraft machte er sich an sein Werk, und endlich, nach Stunden harter Arbeit, hielt er den ersten Stein in seinen schmerzenden, von Blutblasen bedeckten Händen.
2018 erschien bei EDITION digital sowohl gedruckt als auch als E-Book „Nadja Kirchner und die gefährlichen Wesen der Halbwelt. Teil 2 der Nadja-Kirchner-Fantasy-Reihe“ von Johan Nerholz.
Die elternlose Nadja Kirchner lebt bei ihren Großeltern und hat Raben als Freunde, die in der trockenen Senke leben, die sich in der Nähe ihres Dorfes befindet. Sie ist die Bannherrin der Senke und trägt damit zum Schutz der Raben bei. Diese Raben sind magisch. Sie und weitere Gestalten, die mit den Raben verbündet sind, haben ihr vieles beigebracht, das kein normaler Mensch beherrscht. Damit kann sie sich in der Welt der Menschen besser behaupten.
Seit einem Jahr haben die Raben ihren Frieden mit Korfylos geschlossen und auch Nadja kann wieder in Ruhe leben. Aber dann passiert etwas, dass man ihr unbedingt verheimlichen will. Nur durch Zufall erfährt sie davon.
Kurz vor den Sommerferien erfährt sie, dass ihr einstiger Beschützer und Freund, der ehemalige Dämonenhund Takesch, bei der Verteidigung ihrer Welt und der der Geister und Raben in die Halbwelt entführt wurde. Er und seine Gefährtin Dinara lebten seit nunmehr einem Jahr an der Grenze dieser Welt und trugen zum Schutz der Welten bei, in der die Menschen, die Raben, Geister und alle anderen Gestalten leben. Niemand kann Takesch dort, wo er jetzt ist, noch helfen.
Die Gefahr ist groß, dass er in der Halbwelt beeinflusst und als Waffe gegen die Raben und die Geister eingesetzt wird. Kaduro, der Herrscher der Halbwelt, will auch diese Welten einverleiben und beherrschen. Nadja beschließt, Takesch aus den Fängen des Herrschers der Halbwelt zu befreien. Dabei zieht sie sich den Zorn von Rontur, dem Anführer der Raben, zu.
Heimlich bricht sie auf. Am Anfang begleitet sie der Hund Prutorius, der seinen Dämon abgeschüttelt hat. Nach und nach kommen immer mehr dazu, um ihr beizustehen. Auch in der Halbwelt findet sie Helfer. Sie erlernt weitere Strategien der Verteidigung und trotzdem ist sie am Ende froh, dass sie nicht allein in der Zwischenwelt ist. Es kommt zum entscheidenden Kampf, bei dem Geister, Raben und alle anderen Verbündeten zur Stelle sein müssen. Wird sie es schaffen, Takesch aus den Fängen des Kaduro zu befreien?
Der Angriff der Ganduren
„Wach auf!“ Nadja schreckte hoch. Prutorius hatte sie mit seiner Schnauze unsanft angetippt. Sie war ratlos um und begriff erst langsam, wo sie war. Es war inzwischen hell. Am Horizont sah das Mädchen einen gigantischen Gebirgszug und über den ging gerade die Sonne auf. Hier unten waren die Sonnenstrahlen noch nicht angekommen. Auf dem Käfig hockte Reikosch, seinen Kopf unter den Flügeln. Der Hund gähnte herzhaft. Dann kratzte er sich mit einer Hinterpfote am Kopf.
„Ich habe gar nicht bemerkt, dass ich so tief geschlafen habe.“ Nadja streckte ihre Arme und stand dann auf.
„Nein. Das hast du nicht!“ Prutorius klang gutmütig.
„Wie kommen die denn hierher?“ Nadja betrachtete die Decken um sie herum.
„Die habe ich aus dem Käfig geholt und dich damit zugedeckt.“
Nadja sah Prutorius an. „Ich hätte nicht gedacht, dass du so fürsorglich bist!“
„Weil ich ihm das gesagt habe. Allein wäre er nicht darauf gekommen“, sagte Reikosch, seinen Kopf unter dem Flügel.
„Das glaubst auch nur du!“ Prutorius und Reikosch hatten sich wieder aufeinander eingeschossen.
Nadja öffnete die Tasche und holte ein Brötchen hervor. Sie wendete sich an den ehemaligen Dämonenhund. „Willst du auch etwas essen?“
„Danke, nein.“
Nadja begann zu essen. Ein Pfeifton unterbrach ihr Frühstück. Dicht vor ihrem Gesicht tauchte etwas auf, das aussah wie eine gelbliche Kugel von der Größe eines Golfballes mit Flügeln und kleinen Beinchen. Auch Augen konnte sie erkennen. Die Flügel sirrten sehr schnell. Sie musste unwillkürlich lächeln und überlegte, ob sie so etwas schon einmal gesehen hatte. Als Nadja sich diese vor ihrem Gesicht verharrende Erscheinung näher betrachtete, wurden winzige Zähne sichtbar. Im nächsten Augenblick wurde das Wesen von einem riesigen Flügel weggeschlagen.
„Was war das?“ Nadja hatte sich vor den Flügelschlag des Geiers mehr erschrocken als vor dem Wesen.
„Eine Gandure.“ Der Geier klang angespannt.
Prutorius sprang blitzschnell auf. „Was war das?“
„Eine Gandure!“
„Das hat uns gerade noch gefehlt!“ Der Hund klang entsetzt.
„Du sagst es.“ Reikosch schüttelte seinen Flügel aus und gab einen angewiderten Laut von sich.
„Ich habe noch nie eine Gandure in Wirklichkeit gesehen.“ Prutorius sah sich um, noch während er diese Worte sprach.
„Jetzt ja“, sagte der Geier.
„Gehört habe ich nichts Gutes von denen. Das könnte gefährlich werden.“ Prutorius sah sich weiterhin um.
„Ich weiß.“ Reikosch schien noch unruhiger zu sein als der Hund.
„Was sind Ganduren?“ Nadja sah beide fragend an.
„Keine Zeit, dir das jetzt zu erklären. Besser, wir brechen auf. Wo eine Gandure ist, sind noch mehr. Nimm schnell die Decken und dann in den Käfig. Ich schaue mir inzwischen die Sache mal von oben an.“ Damit erhob der Geier sich in die Lüfte. Nadja wollte in den Käfig klettern, aber Prutorius hielt sie auf.
„Besser, wir warten noch.“
„Reikosch hat aber etwas anderes gesagt!“
„Es ist möglich, dass wir uns verteidigen müssen. Das geht außerhalb des Käfigs besser.“ Sichernd sah sich der Hund um.
„Was sind Ganduren?“
„Ich habe von ihnen nichts Gutes gehört. Sie sind eine Kreation von Kaduro. Er hat alle möglichen Wesen seiner Welt durcheinander gekreuzt, bis er glaubte, ein gutes Resultat erzielt zu haben.“
„So gefährlich sah dieses Wesen gar nicht aus!“
„Täusch dich nicht! Sie sollen das Gefährlichste sein, das uns momentan bedroht. Darum hat Kaduro die ja auch geschaffen!“
„Was wollte er damit erreichen?“
„Er wollte sie als Angriffsarmee heranziehen, aber sie waren auch für ihn nicht mehr händelbar. Sie haben in seiner Welt alles angegriffen, was ihnen vor ihre winzigen Zähne kam. Darum hat er sie schnell wieder vernichtet. Leider vermehren sie sich rasant und ein paar von denen haben überlebt und sind geflohen. Sie haben sich außerhalb dieser Welt vermehrt und sollen jetzt in einem riesigen Schwarm in der Grenzregion leben und alles überfallen, was sie essen können.“ Nun begann Prutorius die Festigkeit des Käfigbodens zu prüfen.
„Du meinst doch nicht etwa?“ Nadja war das erste Mal erschrocken.
„Das meine ich! Rontur vermutet, dass auch Menschen in dieser Gegend spurlos verschwanden.“
„Das glaube ich jetzt nicht!“
„Solltest du aber. Sie sind gefährlich und wer von ihnen gebissen wird, hat schlechte Chancen zu überleben. Sie sollen verdammt giftig sein. Deshalb hat Reikosch wohl auch so schnell reagiert, als eine vor deinen Augen auftauchte.“
„Kann man gegen die denn nichts unternehmen?“
„Man hat versucht, sie zu vernichten, aber sie sind schlau und verstecken sich.“ Plötzlich hörten sie hinter sich ein schrilles Pfeifen. Mehrere von diesen Bällen mit Flügeln schossen auf die beiden zu. Nadja hob blitzschnell die Hände und die ballartigen Wesen prallten an ihrer Zugbannumkehr ab und flogen in Richtung Gebirgszug davon. Prutorius sah ihnen hinterher.
„Die werden jetzt zu den anderen fliegen, um mit ihnen zurückzukommen. Sie sollen ziemlich intelligent sein.“ Dann landete Reikosch.
„Wir kommen nicht mehr weg. Es ist ein riesiger Gandurenschwarm, der sich gerade hinter dem Gebirge erhebt und in unsere Richtung kommt. Kippt schnell den Käfig um und geht in Deckung. Sie sind gleich da.“ Nadja und der Hund hatten sich gerade hinter die Holzwand des umgekippten Käfigs begeben, als sie in der Ferne ein Pfeifen hörten. Prutorius schaute an der Wand vorbei und gab einen Laut des Entsetzens von sich. Dann schwoll das Pfeifen zu einem ohrenbetäubenden Heulen an. Der Hund wendete sich an das Mädchen.
„Bleib ja da, wo du bist.“ Dann schossen grüne Funken aus seinem Maul über die Holzwand hinweg und Nadja hörte es links und rechts sowie über sich vorbei heulen und pfeifen. Dann waren alle vorbeigeflogen. Erleichtert atmete sie auf, aber der Hund ließ ihr keine Zeit.
„Sie drehen um. Wir müssen auf die andere Seite. Mach schnell!“ Damit war Prutorius schon um den liegenden Käfig herumgelaufen. Nadja folgte. Dann sah sie an der Wand vorbei und erkannte nun, wie der Schwarm, der den Himmel verdunkelte, oben in der Luft eine Kehrtwende machte. Es sah aus, als ob sich eine riesige, unendlich lange und dicke Schlange umdrehte und dann zur Erde niederstürzte. Nadja hob ihre Hände neben der Holzwand und dann kamen die Bälle angeflogen und teilten sich vor Nadja. Sie waren erneut vorbeigeschossen und machten pfeifende Geräusche. Nadja sah, wie sie abermals eine Kehrtwende machten.
„Schnell! Zurück auf die andere Seite.“ Dieses Mal hatten sie kaum noch Zeit. Die Wesen hatten die Wende dieses Mal blitzschnell vollzogen und schossen erneut vorbei. Dann war Reikosch zur Stelle. Er schoss nach oben an die Spitze der Gandurenschlange und flog vor ihnen her. Nadja sah, wie sie ihm folgten.
„Hoffentlich weiß er, was er tut“, knurrte Prutorius. Nadja sah, dass die Ganduren ebenso schnell waren wie der Geier, der vor ihnen immer weiter nach oben schoss. Dann drehte er sich blitzschnell um und bewegte sich im Sturzflug zur Erde. Der gesamte Schwarm folgte ihm. Nadja hielt den Atem an. Knapp vor der Erdoberfläche, etwa einhundert Meter vom Käfig entfernt, flog der Geier nur wenige Zentimeter über dem Boden waagerecht weiter. Die Ganduren konnten dieser Bewegung nicht mehr folgen und prallten alle auf die Erde. Es dauerte eine Minute, dann waren sie alle unten aufgeschlagen und hatte einen gigantischen Berg aus ihren ballförmigen Leibern aufgetürmt. Es war totenstill. Reikosch war auf der Wiese in der Nähe des Käfigs gelandet.
„Leider kriegt er diese Kreaturen damit nicht vernichtet. Die Dinger haben sieben Leben“, sagt Rontur. Der Hund hatte Panik in der Stimme.
„Sie sind nicht tot?“ Nadja war entsetzt.
„Leider nicht“, sagte Prutorius, der den Gandurenhaufen mit Abscheu begutachtete.
„Jedenfalls muss jetzt schnell etwas geschehen“, rief Reikosch, der inzwischen wieder bei ihnen war. Da sprang Nadja hinter der Holzwand hervor und machte einen weiten Sprung zu den Wesen. Die ballartigen Wesen rührten sich tatsächlich schon wieder. Takesch und Reikosch stöhnten entsetzt auf und setzten ihr sofort nach. Ehe sie aber etwas unternehmen konnten, riss sie die Arme mit ausgestreckten Zeigefingern ruckartig hoch. Die Erde tat sich auf und dann riss sie die Arme nach unten. Die Ganduren waren in der Erde verschwunden und die Erde hatte sich über ihnen verschlossen. Dann sprang sie zum Käfig zurück. Reikosch und Takesch folgten ihr.
„Nicht schlecht, Mädchen. Wer hat dir das beigebracht?“ Reikosch war gerade neben ihr am Käfig gelandet.
„Die Sprünge? Das weißt du doch!“
„Das meine ich natürlich nicht! Das andere. Das kannte ich nämlich noch nicht!“
„Iri.“
Prutorius stieß einen Laut des Erstaunens aus. Reikosch tippte den Käfig so an, dass der Holzfußboden unten war.
„Rein da. Wir müssen schnellstens weg. Die kommen ganz schnell wieder aus der Erde heraus.“
„Also los!“ Prutorius zwängte sich durch die Käfigtür, die Nadja aufgehalten hatte.
„Es wird langsam Zeit, dass Raskara und Rontur etwas gegen diese abscheulichen Wesen unternehmen.“ Damit ergriff Reikosch den Käfig mit seinen Greifkrallen.
1977 erschien im Aufbau-Verlag Berlin und Weimar „Nebelmeer und Wermutsteppe“ von Uwe Berger. Realistische Kunst sucht im Alltäglichen das Unalltägliche, sagt Uwe Berger. So erinnert er sich eigener Kindheitserlebnisse im okkupierten polnischen Kleczew. So besucht er die Heimat seiner Frau in Grimma und Umgebung. So findet er Rembrandt an der Newa. Und so steht er in Nowgorod vor der kargen Hinterlassenschaft örtlicher Partisanen. Das Grab von Puschkin im Swatogorski-Kloster rührt ihn angesichts der Ergriffenheit der Bevölkerung. Er betritt die Steppen und Wüsten Mittelasiens, ist bei den Kasachen, Ukrainern und Deutschen zu Gast, die sie besiedeln. Zu spüren ist seine Lust, das Gemeinsame im Andersartigen zu finden. Am Fuß des innerasiatischen Gebirgssystems Tienschan lernt er Lennart Meri kennen, der als estnischer Wissenschaftler auftritt und später einmal estnischer Staatspräsident sein wird.
„Der Kapitän war ein wütender Nazi, einer mit dem Messer zwischen den Zähnen, weißt du. Einer, der uns schindete und die Gefangenen folterte. Mir befahl er, ihnen Wassersuppe zu kochen. ,Das kannste den Hunden zu fressen geben’, sagte er – aber sie bekamen doch was anderes. Unser Kahn soff nach dem Ereignis bald ab, und ich verlagerte meine Tätigkeit vom Wasser ganz aufs Land. Wie gesagt, ich war Smutje und hatte Verpflegung ranzuschaffen und zu verteilen. Dazu musste ich Fahrten über Land machen. Die Partisanen schnappten Kommandeure und Transporte samt Begleitschutz weg. Aber mir ist nie etwas passiert. Kannst du dir das erklären?“
„Nein.“
„Ich anfangs auch nicht. Aber das war so. Ich bekam schnell Kontakt zu den Letten. Es waren einfache Menschen wie ich. Statt Lebensmittel zu ,requirieren’, bezahlte ich. Denn ich verstand was von Buchführung und schob die Zahlen hin und her. Sie luden mich zu sich ein, und ich war sogar auf Bauernhochzeiten dabei. In Zivil natürlich. Wenn mich die von der Militärpolizei, die Kettenhunde, erwischt hätten, wär es mir wohl schlecht ergangen. Natürlich kam ich nicht mit leeren Händen. Meine lettischen Freunde passten auf, dass ich heil wieder nach Hause gelangte.“
Später lernte der Smutje einen Arzt und eine Lehrerin kennen, die in zwei verschiedenen Ortschaften wohnten. Beide sprachen deutsch.
„Sie weihten mich nicht gerade ein. Aber wenn ich mich von ihnen verabschiedete, bekam ich genaue Hinweise. Fahr nicht die Straße, sondern die! Und auf der ersten Straße knallte es denn auch an dem Abend.“
Das Telefon klingelt. Fredrich greift nach dem Hörer und nimmt eine Sturmwarnung entgegen. Anschließend telefoniert er auf einem anderen Apparat mit verschiedenen Stellen der Einrichtung und gibt die Meldung, mit guten Ratschlägen verbunden, weiter. Als das erledigt ist, frage ich: „Was tatst du bei dem Arzt und der Lehrerin?“
Der ehemalige Smutje kratzt sich den Kopf, dort, wo er kahl wird, und lächelt.
„Wir spielten Domino. Aber dabei wurde allerhand besprochen. Sie hatten mich einbezogen in die Versorgung der Widerstandsbewegung. Statt zu holen, brachte ich was. Die deutschen Versorgungslager standen mir ja offen, und die Buchhaltung verstand ich, wie gesagt. Da ich überall durchkam, überbrachte ich auch mal verschlüsselte Nachrichten oder nahm einen Kranken mit, der nicht krank war. Meine Eierhandgranaten ließ ich oft bei ihnen liegen. Was sollte ich mit den riskanten Dingern?“
Es wurden Erkennungszeichen und die Plätze für den Austausch von Lebensmitteln vereinbart. Fredrich erinnert sich noch heute an sein Klopfzeichen, auf das ihm überall geöffnet wurde. Er macht es mir mit geübter Hand an seinem Schreibtisch vor: dreimal lang – einmal kurz – einmal lang.
Dann erzählt er weiter: „Mit mir fuhr mein Gehilfe, der Fahrer. Der ahnte natürlich einiges und bekam Angst. ,Um Gottes willen’, jammerte er, ,das kann doch nicht gut gehen. Sie werden uns an die Wand stellen!’ Zu dem hab ich gesagt: ,Hör mal zu, Schorsch. Wenn du diesen Krieg überleben willst, dann machst du mit.‘ Natürlich musste ich auch vor ihm vorsichtig sein. Aber so war es. Wir lebten auf einem Pulverfass, doch nie ist uns was passiert. Auch nachher nicht, als wir in der vordersten Linie lagen. Die sowjetische Artillerie hatte sich gut eingeschossen. Den Stabsbunker weit hinten erwischte ein Volltreffer. Autos, die nachts fuhren, wurden von Partisanen abgefangen, und am Tage rasierte die Artillerie jeden Radfahrer weg. Wir sind tags und nachts gefahren.“
„Wie konnte das sein?“
„Sie hatten eine Aufklärung, die fast alles wusste. Einmal kam ein Schiff auf der Dwina an mit einer weißen Fahne – Überläufer von der anderen Seite. Sie brachten ihre Waffen mit und wollten, wie sie angaben, gegen den Bolschewismus kämpfen. Sie wurden an einigen Stellen eingesetzt. Doch nach einem dreiviertel Jahr verschwanden sie alle über Nacht. Es waren Aufklärer."
„Ist denn aber niemand aufgefallen, dass ihr immer durchkamt?“
„Wem sollte es auffallen? Ach ja, es gab unter den Letten einen, der mir nicht grün war. Er verschwand, ich weiß nicht, wohin. ,Weg!‘, sagte die Lehrerin zu mir mit einer Handbewegung. Übrigens ging es ja bald dem Ende zu. Die Nazis verdufteten beizeiten mit vollgepackten Autos. Die Offiziere saßen weit hinten … Freilich haben sie noch geschlachtet, besonders die SS. Eigene Leute haben sie umgebracht und das den Partisanen in die Schuhe geschoben. Eine Geisel wurde lebendig an die Kirchentür genagelt. Der Gekreuzigte …“
„Über die Deutschen, die einundvierzig der Sowjetunion den Angriffstermin mitteilten, hat mal jemand gesagt, sie hätten die Barrikade zum anderen, aber auch zu ihrem eigenen Volk überstiegen. Du hast die Barrikade damals auch überstiegen.“
Um zum Schluss noch einmal auf das erste Buch von Uwe Berger zurückzukommen, das in diesem Newsletter vorgestellt wird, und in dem er auch aus seiner Kindheit berichtet, sollen an dieser Stelle ein paar polnische Worte vom Anfang zitiert werden:
Cicho zakradly sie do nas przez próg,
pyl otrzepaly z bucików u nóg.
Wer wissen will, was das genau heißt, und wieso Verse des Dichters Uwe Berger ins Polnische übersetzt wurden, der sollte sich diesen Band mit „Begegnungen“ zwischen „Nebelmeer und Wermutsteppe“ ansehen, nein, natürlich nicht nur ansehen, sondern lesen – nicht zuletzt angesichts des aktuell nicht ganz einfachen Verhältnisses zwischen Deutschland und Polen. Bleibt zu hoffen, dass es sich trotz aller unterschiedlicher Positionen zu den schwierigen Themen Ukraine und Russland in nicht allzu ferner Zeit wieder bessert. Um mehr dazu sagen zu können, bräuchte es wohl einen Turm, den man besteigen könnte, um ebenso nach hinten wie nach vorn sehen zu können …
Viel Vergnügen beim Lesen, und bleiben auch Sie weiter vor allem schön gesund und munter und bis demnächst.
An diesem Wochenende geht übrigens die diesjährige Leipziger Buchmesse schon wieder zu Ende. Mit dabei ist auch – wie schon in der letzten Woche vermeldet – EDITION digital. Zwar nicht mehr mit einem eigenen Stand wie noch zu Messezeiten vor Corona, aber immerhin als Gast bei dem Verlagsauslieferer Westarp-Verlagsservice GmbH in Halle 2, Stand D309 und mit insgesamt 16 Titeln, deren Auswahl von den vier Schwerin-Krimis „Die Tote im Pfaffenteich“, „Die toten Mädchen vom Dreesch“ und „Verhängnis in der Grotte“ sowie der gerade veröffentlichten Neuerscheinung „Tod im Camper“, in denen Christiane Baumann Kommissarin Nora Graf ermitteln lässt, über weitere Verlagsbestseller wie die historischen Romane „Das Gold der Templer“, „Der Traum des Templers“ und „Das Gold der Andentempler“, in denen sich Ulrich Hinse dem Aufstieg und dem Untergang des noch immer ebenso geheimnisvollen wie faszinierenden Ritterordens der Templer widmet, bis zu „Die Gespielinnen des Königs“ von Klaus Möckel mit farbigen Porträts der berühmten königlichen Mätressen in vier Jahrhunderten französischer Geschichte reichte, darunter Madame Pompadour, der allerberühmtesten von ihnen – spannend und charmant geschrieben.
Ist das ein Angebot, oder etwa nicht?
Und noch ein kleiner militärhistorischer Nachtrag: Hexyl ist im weitesten Sinne ein Sprengstoff …
EDITION digital war vor 28 Jahren ursprünglich als Verlag für elektronische Publikationen gegründet worden. Inzwischen gibt der Verlag Krimis, historische Romane, Fantasy, Zeitzeugenberichte und Sachbücher (NVA-, DDR-Geschichte) sowie Kinderbücher gedruckt und als E-Book heraus. Ein weiterer Schwerpunkt sind Grafiken und Beschreibungen von historischen Handwerks- und Berufszeichen sowie Belletristik und Sachbücher über Mecklenburg-Vorpommern. Bücher ehemaliger DDR-Autoren werden als E-Book neu aufgelegt. Insgesamt umfasst das Verlagsangebot, das unter www.edition-digital.de nachzulesen ist, fast 1.300 Titel. E-Books sind barrierefrei und Bücher werden klimaneutral gedruckt.
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