Kunst & Kultur

Stauwehr Winznau: Alpiq prüft Variante für den Erhalt des historischen Bauwerks

Nachhaltige Renovation statt Abriss: Alpiq prüft im Rahmen der Vorarbeiten zur Sanierung des Stauwehrs Winznau, ob der historische Wehroberbau in seiner derzeitigen Form gerettet werden kann. Das neue Sanierungsprojekt erfüllt gemäss unabhängigen Experten die massgebenden Normanforderungen punkto Erdbebenfestigkeit. Gleichzeitig führt die Variante zu weniger baulichen Massnahmen und somit weniger Einschränkungen für Anwohnerinnen und Anwohner während der Bauphase.

Das über 100 Jahre alte Stauwehr Winznau des Alpiq Wasserkraftwerks Gösgen muss saniert werden. Grund dafür sind höhere Anforderungen an die Erdbebensicherheit und den Hochwasserabfluss. Im Zentrum der Pläne stehen, respektive standen, nebst technischen Änderungen an der Wehranlage insbesondere der viel diskutierte Abbruch des historischen Wehroberbaus. Gemäss langer Zeit vorherrschender Praxis sah es nämlich danach aus, als gäbe es zur Erfüllung der Vorgaben aus der neuen Konzession für das Wasserkraftwerk Gösgen, die per Anfang 2020 in Kraft trat, und der strengeren Vorschriften des Stauanlagengesetzes des Bundes nur diese Lösung. Entsprechend wurde das Sanierungsprojekt ausgearbeitet, für das die Baubewilligung seit 2020 vorliegt.

Einwandfreier Nachweis der Erdbebenfestigkeit des Stauwehrs

In Vorbereitung auf die effektive Bauphase wurde nun das Projekt aus dem Jahr 2010 an neue Standards und den Wissensstand punkto Erdbebenfestigkeit angepasst. Als Folge davon prüft die Alpiq Hydro Aare AG als Projektträgerin nun eine wesentliche Änderung des Projekts: den Erhalt des kulturhistorisch wertvollen Wehroberbaus. Dieser steht zwar nicht unter Denkmalschutz, gilt aber unter Fachleuten als wichtiger Zeitzeuge und für die Schweiz als frühes Bauwerk, das im Betonskelettbau erstellt wurde.

Der Erhalt der Wehranlage in der heutigen Form ist gemäss verfeinerten Analysen, die seit 2017 in die gültigen SIA-Normen für die Erhaltung übernommen wurden, realistisch. Diese Normen des Schweizerischen Ingenieur- und Architektenvereins werden als unverzichtbare nationale Regeln der Baukunde im Bau- und Planungswesen angewendet. Die verfeinerten Analysen, welche das tatsächliche Verhalten von Bauwerken bei Erdbebeneinwirkung besser abbilden, ermöglichen nachhaltige Sanierungen von Gebäuden und lassen gemäss den Experten den massgebenden Nachweis der Erdbebenfestigkeit des Stauwehrs Winznau wissenschaftlich einwandfrei und deutlich zu.
 
Die sogenannte verformungsbasierte Nachweismethode wurde in der Schweiz auch bereits beim Stauwehr des Rhone-Laufwasserkraftwerk Chancy-Pougny bei Genf angewendet. Daher ist Alpiq zuversichtlich, dass diese Methode auch in Winznau angewendet werden kann. Entsprechende vertiefende Abklärungen laufen in enger Zusammenarbeit mit Wissenschaft und Expertinnen und Experten des Bundes.

Neues Dotierkraftwerk ermöglicht den geforderten Hochwasserabfluss

Die erhöhten Anforderungen bezüglich Hochwasserabfluss werden auch mit der neuen Variante erfüllt: Die Reaktivierung der fünften Wehröffnung wird wie geplant umgesetzt und die aktuell in diesem Wehrfeld integrierte Dotierturbine rückgebaut. Um das in die Alte Aare geleitete Restwasser weiterhin optimal zur Stromproduktion nutzen zu können, wird neben dem Wehr ein neues, bereits bewilligtes Dotierwasserkraftwerk gebaut.

Überquerung der Aare zu Fuss und per Velo wird erleichtert

Für Thomas Fürst, Geschäftsführer der Alpiq Hydro Aare AG, ist die neue Projektvariante eine erfreuliche Entwicklung: «Die Erhaltung des Oberbaus ermöglicht ein Projekt, das nachhaltiger ist und dem historischen Charakter des Stauwehrs Winznau und des Wasserkraftwerks Gösgen entspricht. Ausserdem können dank der Projektänderung die baulichen Eingriffe und die Bauzeit verkürzt werden, wodurch wir sowohl die Lärmemissionen und das Verkehrsaufkommen als auch die Einschränkungen für die Anwohnerinnen und Anwohner während der Bauphase reduzieren können.»
 
Sollte die Projektänderung zum Tragen kommen, wird das Stauwehr Winznau zwar renoviert, aber in seiner Einheit mit Wehrbrücke und seitlichen Treppenaufstiegen bestehen bleiben. Eine entscheidende Verbesserung aus dem bisherigen Projekt würde aber übernommen: Dank einer neuen, breiteren Brücke wird die Überquerung der Aare zu Fuss oder per Velo beim Stauwehr Winznau wesentlich erleichtert und sicherer.

Kein Einfluss auf laufende Arbeiten

In den nächsten Wochen und Monaten werden detaillierte Unterlagen für die Nachgenehmigung des aktualisierten Projektes durch die zuständigen Kantons- und Bundesbehörden sowie der weitere Zeitplan für die eigentlichen Sanierungsarbeiten am Stauwehr Winznau erarbeitet. Der Auftakt zu den Arbeiten ist nach revidierter Baubewilligung noch für das Jahr 2024 geplant.
 
Ungeachtet dieser möglichen Projektänderung laufen vorbereitenden Massnahmen, die im letzten Jahr gestartet wurden, weiter: Seit Oktober 2022 finden Arbeiten zu Dammverstärkungen, inklusive lokale Ausgleichs- und Ersatzmassnahmen, statt. Für das Jahr 2024 ist der Spatenstich für das erwähnte neue Dotierwasserkraftwerk vorgesehen.

Das Stauwehr Winznau, Teil des Wasserkraftwerks Gösgen

Das Stauwehr Winznau bei Olten wurde zwischen 1914 und 1917 erbaut. Es ist Teil der Kraftwerksanlagen des Alpiq Laufwasserkraftwerks Gösgen, dessen Maschinenhaus in Niedergösgen in den Jahren 1996-2000 für rund 150 Mio. CHF neu gebaut wurde. Das Stauwehr Winznau leitet die Aare in den 4,8 km langen Oberwasserkanal zur Kraftwerkszentrale. Es verrichtet seine Aufgaben dank regelmässiger Wartung und Instandhaltung zuverlässig. Im Jahr 2004 wurde beim Stauwehr eine neue Fischtreppe realisiert, die Erneuerung der Leittechnik erfolgte im Jahr 2018. Mittels Dotierwasserkraftwerk wird auch das Restwasser zur Produktion von Strom aus erneuerbarer Energie genutzt.

Weitere Informationen auf www.alpiq.ch/sanwin 

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