Finanzen / Bilanzen

Unternehmensinsolvenzen im Januar 2023: Normalisierung auf niedrigem Niveau

Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen ist im Januar 2023 zwar deutlich gestiegen. Doch schaut man auf die langjährige Statistik, handelt es sich immer noch um eine Normalisierung auf niedrigem Niveau.

Mit heutiger Pressemitteilung* berichtet das Statistische Bundesamt über den deutlichen Anstieg der Unternehmensinsolvenzen im Januar 2023 und die Entwicklung für den zurückliegenden Monat März. Demnach ist die Zahl der beantragen Unternehmensinsolvenzen im Januar 2023 im Vergleich zum Vorjahresmonat um 20,2 Prozent gestiegen. Außerdem sind nach vorläufigen Angaben, die beantragen Unternehmensinsolvenzen im März 2023 um 13,2 Prozent gegenüber dem Vormonat gestiegen.

Der zuletzt deutliche Anstieg der Unternehmensinsolvenzen deutet im langjährigen Vergleich** nur auf eine Normalisierung des Insolvenzgeschehens hin. Dieses liegt aber schon lange auf niedrigem Niveau: Bereits vor der Coronapandemie ist die Zahl der Unternehmensinsolvenzen über ein Jahrzehnt kontinuierlich gesunken“, erklärt Dr. Christoph Niering, Insolvenzverwalter und Vorsitzender des Berufsverbandes der Insolvenzverwalter und Sachwalter Deutschlands (VID).

Bestimmte Branchen wie der Einzelhandel, insbesondere Unternehmen der Modebranche, müssen derzeit besonders oft den Weg zum Insolvenzgericht antreten. Hier wird vermehrt mit Insolvenzen auf die veränderte Situation reagiert. Der Online-Handel und das veränderte Konsumverhalten der Kunden führen in vielen Fällen zu wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Galeria Karstadt Kaufhof ist derzeit das prominenteste unter vielen Beispielen.

„Auch der Anstieg der Unternehmensinsolvenzen in einer speziellen Branche ist noch kein Hinweis darauf, dass sich die langfristige konjunkturelle Entwicklung in Deutschland insgesamt verschlechtert hätte“, so der VID-Vorsitzende. Einerseits spürt besonders die Baubranche noch die gestiegenen Finanzierungskosten durch hohe Inflationsraten. Anderseits hat sich die Industriekonjunktur aufgrund der gesunkenen Energiepreise wieder verbessert, wie das ifo-Institut kürzlich berichtete.

Quellen:

* 13,2 % mehr beantragte Regelinsolvenzen im März 2023 als im Vormonat (https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2023/04/PD23_162_52411.html)

** Grafik des VID: Entwicklung der Unternehmensinsolvenzzahlen, 2008-2022, © Verband Insolvenzverwalter und Sachwalter Deutschlands (VID)/April 2023, Grafik kostenfrei nutzbar

*** Grafik des VID: Entwicklung der Unternehmensinsolvenzzahlen (IN-Verfahren), © Verband Insolvenzverwalter und Sachwalter Deutschlands (VID)/April 2023, Grafik kostenfrei nutzbar

Nicht alle beantragten Insolvenzverfahren werden auch eröffnet. In der Regel liegt die Eröffnungsquote bei ca. 60 Prozent. Voraussetzung einer Eröffnung ist ein Eröffnungsgrund sowie die voraussichtliche Deckung der Verfahrenskosten.

Über Verband Insolvenzverwalter Deutschlands e.V. (VID)

Der Verband Insolvenzverwalter und Sachwalter Deutschlands ist der Berufsverband der in Deutschland tätigen Insolvenzverwalter und Sachwalter. Mit mehr als 460 Mitgliedern vertritt er die überwiegende Mehrheit dieser Berufsgruppe. Die Mitglieder verpflichten sich auf „Grundsätze ordnungsgemäßer Insolvenz- und Eigenverwaltung“ und zur Zertifizierung nach ISO:9001. Damit setzt der Verband Maßstäbe für eine unabhängige, transparente und qualitativ anspruchsvolle Tätigkeit in Insolvenz- und Restrukturierungsverfahren. Voraussetzung für die Mitgliedschaft ist eine mindestens dreijährige Tätigkeit als Unternehmensinsolvenzverwalter oder Sachwalter.

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