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Weltraumteleskope, Raumfahrt und ‚Big Science‘

Professor Dr. Robert W. Smith, University of Alberta, Edmonton, Kanada, erhält den Paul-Bunge-Preis 2023 für sein Lebenswerk und insbesondere seine inspirierenden Beiträge über Weltraumteleskope. Die Preisverleihung erfolgt am 31. Mai im Rahmen der Konferenz „Writing the History of Scientific Instruments“ im Deutschen Museum in München. Der Preis der Hans-R.-Jenemann-Stiftung ist mit 7500 Euro dotiert und wird von der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) und der Deutschen Bunsen-Gesellschaft für physikalische Chemie (DBG) gemeinsam vergeben. Er zeichnet herausragende Arbeiten zur Geschichte wissenschaftlicher Instrumente aus.

Robert W. Smiths bekanntestes Werk “The Space Telescope: A Study of NASA, Science, Technology, and Politics” setzt die Geschichte des Hubble-Weltraumteleskops in den Kontext der ‚Big Science‘. Das zwei Milliarden teure Großforschungsprojekt lieferte nach dem Aussetzen im Weltall aufgrund von Konstruktionsfehlern praktisch unbrauchbare Bilder. Smith analysiert, wie die Prozesse von ‚Big Science‘, insbesondere die staatlichen Finanzierungsverfahren für Großprojekte, zu diesen Fehlern beigetragen haben. Er zeigt die erstaunlich komplexen Wechselwirkungen zwischen Wissenschaft, Regierung und Industrie auf und beschreibt die große Bandbreite an Persönlichkeiten und Kräften – wissenschaftlich, technisch, politisch, sozial, institutionell und wirtschaftlich –, die in der Geschichte des Weltraumteleskops eine Rolle spielten.

Bereits seit Beginn seiner Forschungskarriere widmet sich Smith der Untersuchung der Geschichte wissenschaftlicher Instrumente. Besonders interessiert ihn dabei, wie diese Instrumente den wissenschaftlichen Betrieb geprägt haben und wie dieser wiederum die Instrumente prägt. Smiths Arbeiten wurden bereits mehrfach ausgezeichnet und werden nicht nur innerhalb der Wissenschaft, sondern auch von der NASA und anderen Organisationen zitiert und empfohlen. Neben seiner Forschung vermittelt er sein Wissen sowohl im Rahmen seiner Lehrtätigkeit als auch in populärwissenschaftlichen Vorträgen. Mit seiner Arbeit fasziniert er akademische Kolleginnen und Kollegen, Museumsfachleute, Regierungsbehörden und die interessierte Öffentlichkeit gleichermaßen und trägt dazu bei, das Publikum zu erweitern und das Ansehen der Geschichte wissenschaftlicher Instrumente zu verbessern.

Robert W. Smith studierte Physik am Queen Mary College in London/UK und absolvierte das Mathematical Tripos an der University of Cambridge, UK. 1979 promovierte er – ebenfalls in Cambridge – in Wissenschaftsgeschichte und -philosophie. Seit 1998 ist er Professor am Department of History and Classics an der University of Alberta, Edmonton, Kanada. Davor war er Vorsitzender der Abteilung für Weltraumgeschichte am Nationalen Luft- und Weltraummuseum des Smithsonian Instituts in Washington DC, USA. Er war Lindberg-Lehrstuhlinhaber für Luft- und Raumfahrtgeschichte am Smithsonian Institut und Fellow des National Humanities Centre sowie McCalla-Professor und Killam Annual Professor an der University of Alberta. 

Der Paul-Bunge-Preis gilt weltweit als wichtigste Ehrung auf dem Gebiet der Geschichte wissenschaftlicher Instrumente und wird öffentlich und international ausgeschrieben. Über die Vergabe entscheidet der von der GDCh und der DBG getragene Beirat der Hans-R.-Jenemann-Stiftung. Hans R. Jenemann (1920–1996), Chemiker bei den Schott Glaswerken in Mainz, wurde bekannt durch seine Beiträge zur Geschichte wissenschaftlicher Geräte, vor allem historischer Waagen. Er selbst rief die Stiftung 1992 ins Leben. Benannt ist der Preis nach dem Hamburger Feinmechaniker Paul Bunge (1839–1888), einem der führenden Konstrukteure von Laborwaagen für die chemische Analyse.

Über den Gesellschaft Deutscher Chemiker e.V.

Die Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) gehört mit rund 30 000 Mitgliedern zu den größten chemiewissenschaftlichen Gesellschaften weltweit. Sie unterhält zahlreiche Stiftungen, so die Hans-R.-Jenemann-Stiftung. Die Verleihung des Paul-Bunge-Preises der Hans-R.-Jenemann-Stiftung erfolgt jährlich, üblicherweise abwechselnd auf der Bunsen-Tagung und den Vortragstagungen der GDCh-Fachgruppe Geschichte der Chemie.

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