„Zeitenwende im Wohnungsbau“
- Grunderwerbsteuer senken
- Steuerliche Anreize
- Wohnraumförderung stärken
- Kommunen bei Bauland unterstützen
„Die Zeitenwende ist auch im Wohnungsbau angekommen. Die Politik auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene muss sich darauf schnell einstellen und den Wohnungsbau jetzt stärken, bevor es zu Personalabbau oder Insolvenzen kommt.“ Dies erklärte Gerald Lipka, Geschäftsführer des BFW Landesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland bei der Immo-Lounge des Verbandes in Frankfurt. Intensiv diskutiert wurden zahlreiche konkrete Vorschläge des Verbandes zur Ankurbelung des Wohnungsbaus.
Zu diesen Vorschlägen gehörten auch steuerliche Anreize. Ein Verzicht auf die Grunderwerbsteuer beim erstmaligen Erwerb von selbstgenutztem Wohneigentum, wie kürzlich von Hessens Ministerpräsident Boris Rhein vorgeschlagen, könne Menschen motivieren, Wohnraum zu schafften. Hiervon profitiere vor allem die unverzichtbare Gruppe der privaten Haushalte. In Hessen stammten rund 59 Prozent aller Investitionen in den Wohnungsbau von privaten Haushalten. Noch stärker sei der Anteil in Rheinland-Pfalz. Dort liege der Anteil privater Investitionen in den Wohnungsbau bei 75,6 Prozent.
Aber auch institutionelle Anleger dürfe man nicht vergessen. Sie könnten durch ein direkt abzugsfähiges Disagio zur Verringerung der Darlehenslast motiviert werden, mehr in den Wohnungsbau zu investieren. Selbstgenutzte Neubauwohnungen und Wohnungen von Anlegern seien zudem ein wichtiger Beitrag, um den Mietmarkt zu entlasten. Wer seine bisher bewohnte Wohnung frei macht, schafft Raum für neue Nutzer. Auch die Förderung müsse verstärkt und an die konjunkturelle Entwicklung angepasst werden.
Ein wichtiger Hebel zur Stärkung des Wohnungsbaus seien nach wie vor die verfügbaren Baugrundstücke. So könne das Land die Kommunen bei der Ausweisung von Flächen für den Wohnungsbau unterstützen, da diese auch noch viele andere Aufgaben bewältigen müssten. Gleichzeitig haben wir den Eindruck, dass in vielen Kommunen noch nicht verstanden wurde, dass die Zeitenwende auch beim Wohnungsbau angekommen ist, so Lipka.
Politische Entscheidungen zur Stärkung des Wohnungsbaus seien noch in diesem Jahr nötig, andernfalls bestehe die Gefahr der Kurzarbeit oder schlimmstenfalls von Entlassungen oder Insolvenzen in der Bauwirtschaft, ergänzte Lipka. Seit dem vorigen Jahr seien die Preise für Neubauten und die Inflation dramatisch gestiegen, die Zahl der Bauanträge und Baufertigstellungen hingegen ebenso dramatisch gesunken. „Schlechter werdende konjunkturelle Rahmenbedingungen machen die Bauberufe langfristig weniger attraktiv“, mahnte Lipka. Gingen qualifizierte Arbeitsplätze aber erst einmal verloren, verlöre die Branche auch nach einem erneuten Anspringen der Baukonjunktur die Möglichkeit, kurzfristig viel zu bauen. „Diese Entwicklung müssen wir verhindern“, so Lipka.
Lipka wies auch darauf hin, dass der Bedarf an Wohnraum durch den Zuzug von Kriegsflüchtlingen zusätzlich steige und damit ebenso gesellschaftliche Spannungen. „Hoffen wir, dass bei den in diesem Jahr anstehenden Landtagswahlen politische Extremisten nicht versuchen hieraus Kapital zu schlagen“.
Ungeachtet der schwierigen konjunkturellen Lage berücksichtigten die im BFW Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland zusammengeschlossenen Bauträger und Projektentwickler aber bereits seit vielen Jahren die Erfordernisse des Klimaschutzes. Richtig sei allerdings auch, dass die Versäumnisse der vergangenen Jahrzehnte im Klimaschutz gerade unter den derzeitigen schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen nicht kurzfristig aufgeholt werden könnten. So hätten sich viele Mitglieder in einer aktuellen Befragung für eine vorübergehende Verringerung des energetischen Standards vom KfW 40 zurück zum geförderten KfW 55 Haus ausgesprochen. Denn auch hier fehlen Arbeitskräfte und Material.
„Ein Weiter so kann es nicht mehr geben. Im Interesse der Menschen, die Wohnraum benötigen, müssen wir alle gemeinsam und schnell Lösungen finden, die den Wohnungsbau wieder attraktiv machen,“ betonte Lipka.
Im BFW Landesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen Hessen/ Rhein-land-Pfalz/Saarland (BFW) sind überwiegend Bauträger und Projektentwickler organisiert, die sich meist mit dem Wohnungsneubau beschäftigen und oft keine oder nur kleinere eigene Wohnungsbestände halten. Mit dem Bau von Ein- und Mehrfamilienhäusern tragen sie wesentlich zur Versorgung der Bevölkerung mit Wohnraum bei. Dies gilt sowohl für Wohneigentum als auch für Mietwohnungen, da etwa die Hälfte der neu gebauten Eigentumswohnungen vermietet wird. Die bundesweit im BFW organisierten Unternehmen errichten mehr als 50 Prozent der neuen Wohnungen in Deutschland und 30 Prozent der Gewerbeimmobilien. www.bfw-hrs.de
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