22. Mai: Internationaler Tag der biologischen Vielfalt
Gipskarstlandschaft ist eine Schatzkammer der Natur
Die Landschaft im Südharz ist das größte und bedeutendste Gipskarstgebiet in Mitteleuropa und trägt den vom Bundesamt für Naturschutz verliehenen Status „Hotspot der Artenvielfalt“. Das Gipsgestein im Zusammenspiel mit dem Wasser der vielen Harzbäche schafft bis heute eine vielseitige Landschaft mit kleinräumig stark wechselnden Klima- und Bodenbedingungen. Die geologische Vielfalt schuf ein Mosaik an Lebensräumen für seltene Tier- und Pflanzenarten. Viele davon stehen auf Roten Listen und unter strengem Naturschutz. So zum Beispiel das gelb blühende Südharz-Brillenschötchen, das als diese Unterart weltweit nur hier vorkommt. Oder auch die vom Aussterben bedrohte Mopsfledermaus, die in den Karsthöhlen Unterschlupf findet. Dennoch sind nur kleine Teile der Landschaft durch bestehende Schutzgebiete gesichert, während der Rest vom fortschreitenden Gipsabbau akut bedroht ist. „Wir fordern, dass die verbliebene Naturgipslandschaft durch einen raschen Ausstieg aus dem Bodenabbau erhalten und geschützt wird. Darüber hinaus setzen wir uns für die Schaffung umweltverträglicher Arbeitsplätze ein, beispielsweise mittels finanzieller Unterstützung durch ein länderübergreifendes Biosphärenreservat. Unsere Natur braucht endlich einen angemessenen Preis, um den billigen Abbau von Gips zu stoppen“, sagt Sebastian König, Landesgeschäftsführer des BUND Thüringen.
Einzigartiger Lebensraum wird für Gipsabbau geopfert
Was im Kleinen begann, wuchs zu einem umfassenden und landschaftszerstörenden Industriezweig heran. Große Gipskonzerne treiben gigantische Krater in die Landschaft mit der Folge, dass ein großer Teil der landschaftstypischen Karstformen bereits unwiederbringlich verloren ging. „Daran ändern auch Renaturierungsmaßnahmen der gipsabbauenden Unternehmen nichts. Das ist Augenwischerei – einmal zerstörte Geotope und die spezielle Gipskarst-Natur lassen sich nicht zurückbringen“, konstatiert König.
Ausstieg aus dem Naturgipsabbau bis 2045
Dass die industrielle Zerstörung der Landschaft nicht notwendig ist, belegt das vom BUND beauftragte Gutachten zum Ausstieg aus dem Naturgipsabbau bis 2045. In diesem werden naturgipsfreie Baustoffe als Alternativen benannt. So können Gipskarton- und Gipsfaserplatten beispielsweise mit den vielfältigen auf dem Markt angebotenen Platten aus nachwachsenden Rohstoffen oft sogar kostengleich ersetzt werden. „Wir fordern die Politik auf, standhaft zu bleiben und keine neuen Naturgips-Abbaugebiete zu genehmigen und den Ausstieg aus dem Abbau von Naturgips bis 2045 durch ein Kreislaufwirtschaftsgesetz und die Förderung alternativer Baustoffe wie Lehm, Holz und andere nachwachsende Rohstoffe voranzubringen“, ergänzt Tobias Strietzel, Vorsitzender des BUND Kreisverbandes Nordhausen. Der BUND Kreisverband Nordhausen setzt sich seit Jahrzehnten für den Erhalt der einmaligen Gipskarstlandschaft ein.
Gemeinsam mit den BUND Landesverbänden Sachsen-Anhalt und Niedersachsen will der BUND Thüringen das langjährige Engagement zum Schutz der Karstlandschaft Südharz zum Erfolg bringen und den Naturgips-Ausstieg bis 2045 realisieren. „Die Naturgipsvorkommen und deren Abbau im Südharz sind endlich. Ist der Gips erst abgebaut, werden Karstlandschaften und Arbeitsplätze verschwunden sein. In Zeiten des akuten Artensterbens ist ein solches Vorgehen nicht hinnehmbar“, schließt Tobias Strietzel.
Weitere Informationen auf der Website des BUND Thüringen.
Internationaler Tag der biologischen Vielfalt
Jährlich findet am 22. Mai der Internationale Tag der biologischen Vielfalt statt und erinnert daran, dass am 22. Mai 1992 das UN-Übereinkommen über die biologische Vielfalt verabschiedet wurde. Dieses wurde inzwischen von 196 Staaten ratifiziert. Die Weltgemeinschaft setzt sich im Rahmen dieses Übereinkommens regelmäßig Ziele, um den Erhalt der biologischen Vielfalt, ihre nachhaltige Nutzung und gerechte Verteilung des Nutzens zu fördern.
Südharzer Gipskarstlandschaft
Als schmaler Gürtel erstreckt sich die Gipskarstlandschaft am Südrand des Harzes. Sie reicht auf etwa 100 Kilometer Länge über die Bundesländer Niedersachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt. Aufgrund einer besonderen geologischen Situation – nur in diesem Gebiet steht großräumig und oberflächennah Gipsgestein an – konnten sich hier im Laufe von mehreren Tausend Jahren Karsterscheinungen in einzigartiger Dichte und Vielfalt entwickeln. Die Gipskarstlandschaft im Südharz ist eine Schatzkammer der Natur, ein sogenannter Hotspot der Artenvielfalt. Insgesamt gibt es 30 ausgewiesenen Hotspots der Diversität in Deutschland.
Netzwerke für den Gipskarst
Für die Umsetzung des Projekts haben sich die drei Gipskarst-Bundesländer Thüringen, Sachsen-Anhalt, Niedersachsen zusammengeschlossen. Über umfangreiche Aktionen und Maßnahmen, wie Fachtagungen, Unterschriftensammlungen, Ausstellungen und Info-Veranstaltungen, soll die breite Bevölkerung über den Wert und die Bedeutung des Gipskarstes informiert und zu ihrem Schutz sensibilisiert werden. Der BUND Thüringen erhielt hierfür eine Förderung in Höhe von 160.000 Euro von der Deutschen Postcode Lotterie.
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