Credendos Ausblick für Senegal bleibt in herausforderndem Umfeld stabil
Das Land ist Mitglied der Westafrikanischen Wirtschafts- und Währungsunion (UEMOA) und führt den gemeinsamen CFA-Franc als Währung. Die Mitgliedschaft in der UEMOA trägt zur Eindämmung des Liquiditätsrisikos bei und fördert die Geldwertstabilität. Reserven werden bei der regionalen Zentralbank (BCEAO) gebündelt, die Währung ist an den Euro gekoppelt und die Konvertierung des CFA-Franc in Euro wird von der französischen Zentralbank garantiert. Verschiedene Mitgliedsstaaten machen sich seit einigen Jahren für eine Abschaffung des aktuellen Systems stark, da sie die Union als Einschränkung ihres makroökonomischen Handlungsspielraums und als Form des Neokolonialismus betrachten. Ende Dezember 2019 wurde offiziell angekündigt, dass der Eco die künftige regionale Gemeinschaftswährung der 15 ECOWAS-Mitgliedsstaaten werden und den CFA-Franc ablösen sollte. In diesem Rahmen wurden bereits mehrere Reformen umgesetzt: So wurde etwa die Verpflichtung, 50 % der gebündelten Reserven bei der französischen Zentralbank zu deponieren, abgeschafft. Aufgrund großer Uneinigkeit im Hinblick auf die Form der künftigen Währung in Verbindung mit den schweren wirtschaftlichen Auswirkungen von Covid-19 und den jüngeren globalen Turbulenzen wurde die Einführung des Eco jedoch wiederholt verschoben und wird nun nicht vor 2027 erwartet.
Liquiditätsdruck und schrumpfende Bruttowährungsreserven stellen derzeit in vielen Teilen der Welt bedeutende Risikofaktoren dar und die UEMOA ist darin keine Ausnahme. Aufgrund der Verschlechterung der Handelsbedingungen (vorrangig bei Nettoimporteuren von Brennstoffen und Nahrungsmitteln) und niedrigeren Kapitalzuflüssen (ungünstigere globale Finanzlage) gingen die Währungsreserven 2022 um 20 % zurück. Da der CFA-Franc an den Euro gekoppelt ist, trug dessen Abwertung gegenüber dem US-Dollar im Jahr 2022 zu einem größeren regionalen Leistungsbilanzdefizit und höheren Importkosten bei. Trotzdem sollten die Reserven laut Angaben des Internationalen Währungsfonds (IWF) 4,5 Monatsimporte abdecken können und liegen damit auf einem tragfähigen Niveau. Zwar setzte Anfang 2023 eine Stabilisierung der Währungsreserven ein, doch die Verschlechterung der internationalen Finanzierungskonditionen wirkt sich negativ auf den Zugang zu Finanzmitteln aus und könnte den Liquiditätsdruck im weiteren Jahresverlauf verschärfen.
Senegal kämpft seit Jahren mit strukturellen Leistungsbilanzdefiziten im zweistelligen Bereich und in diesem Jahr wird mit einem Defizit von ca. 10 % des BIP gerechnet. Da Kapitalzuflüsse angesichts der anhaltenden Verschlechterung der globalen Finanzlage gering ausfallen dürften, könnte es zu einer geringen Finanzierungslücke in der Zahlungsbilanz kommen, was zu Liquiditätsdruck und einem Rückgang der Währungsreserven führen würde. Credendo erwartet, dass künftig steigende Exporteinnahmen (Öl und Gas) bei gleichzeitigem Rückgang der Importe (Abschluss importintensiver Öl- und Gasinvestitionen) dafür sorgen werden, dass sich das Leistungsbilanzdefizit ab nächstem Jahr in Richtung 4-5 % des BIP bewegt und vollständig von Direktinvestitionen und einem Anstieg an Portfolioinvestitionen finanziert wird. Infolgedessen sollten sich Senegals Währungsreserven mittelfristig schrittweise erholen.
Senegals IWF-Standby-Programm von Juni 2021 endete im Januar 2023 und Verhandlungen mit der senegalesischen Regierung über ein neues IWF-gestütztes Programm begannen im April 2023, um zur Deckung des dringendsten Finanzbedarfs beizutragen. Eine anhaltende, entschlossene Unterstützung des IWF bei den wirtschaftlichen und finanziellen Herausforderungen der UEMOA wird zur Abschwächung des kurzfristigen Liquiditätsdrucks beitragen, während die Gesamtauslandsverschuldung und die Schuldendienstquote tragfähig bleiben und Vorhersagen zufolge ab 2024 dank voraussichtlich steigender Leistungsbilanzeinnahmen sinken dürften.
Nachdem der senegalische Staat ein Jahrzehnt lang hohe Kredite aufgenommen hat, verdoppelte sich die Staatsschuldenquote von 33 % des BIP im Jahr 2011 auf 73,2 % im Jahr 2021. 2022 führten höhere Personalausgaben und kostspielige Energiesubventionen (4 % des BIP) infolge des globalen Energiepreisanstiegs zu einer Verschlechterung der öffentlichen Finanzlage. Dementsprechend blieb das Haushaltsdefizit 2022 mit 6 % des BIP auf einem hohen Niveau und vergrößerte damit die Staatsverschuldung. Der für dieses Jahr erwartete Anstieg der Exporteinnahmen in Verbindung mit einer sukzessiven Haushaltskonsolidierung sollte sich jedoch positiv auf die Projektionen für die Haushaltsbilanz auswirken: Erwartungen zufolge erreicht das Haushaltsdefizit ab 2024 wieder ein beherrschbares Niveau von 4 %, wodurch die Staatsverschuldung ab nächstem Jahr wieder unter 70 % des BIP liegt. Die Quote der Staatseinnahmen zum BIP weist einen allmählichen Anstieg auf und dürfte ab 2024 20 % überschreiten. Nachdem der IWF Senegal mehrere Jahre lang als „leicht überschuldungsgefährdet“ eingestuft hat, wurde die Bewertung nun auf „moderat überschuldungsgefährdet“ herabgestuft. In Verbindung mit höheren globalen Zinssätzen werden restriktivere Finanzierungsbedingungen auf dem regionalen Anleihemarkt den Zugang zu Finanzmitteln weiter erschweren, wobei in diesem Zusammenhang zu erwähnen ist, dass etwa ein Drittel der senegalischen Staatsverschuldung regional finanziert wird.
Hohe Jugendarbeitslosigkeit, Korruption und Ungleichheit heizen weiterhin sporadische soziale Unruhen an. Darüber hinaus herrschen in Senegal starke soziale Spannungen, seit Präsident Macky Sall versucht, die Verfassung zu umgehen und im Februar 2024 für eine dritten Amtszeit anzutreten. Nachdem die Opposition bei den Parlamentswahlen im Juli 2022 jedoch einen starken Zuwachs verzeichnen konnte, verfügt die Regierungspartei nur noch über eine knappe Mehrheit von einem Sitz, was möglicherweise auf die sinkende Wahrscheinlichkeit hindeutet, dass Macky Sall bei den nächsten Präsidentschaftswahlen erneut im Amt bestätigt wird. Die jüngsten Verhaftungen von Journalisten und das harte Vorgehen gegen die Opposition lösen Besorgnis über drohenden Autoritarismus aus, und sollte die amtierende Regierung im Vorfeld der Wahlen die Anwendung solcher Taktiken fortsetzen, muss mit gewaltsamen Unruhen und Demonstrationen gerechnet werden. Somit wird sich im nächsten Jahr entscheiden, ob Senegal seinem Ruf als Staat mit starken und demokratischen Institutionen gerecht werden kann.
Wie in den meisten westafrikanischen Küstennationen herrscht auch in Senegal die Gefahr, dass die dschihadistische Gewalt aus Mali oder Burkina Faso auf das eigene Staatsgebiet übergreift. Risiken im Zusammenhang mit klimawandelbedingten Katastrophen und Ernährungsunsicherheit stellen weitere erhebliche Bedrohungen dar. Außerdem wirken sich die vom Krieg in der Ukraine verursachten Störungen in den internationalen Lieferketten sowie die Verschärfung des globalen Finanzumfelds negativ auf Senegal aus. Dies wird die Refinanzierungsmöglichkeiten erschweren und könnte zusätzlichen Liquiditätsstress verursachen – der Druck auf das Liquiditätsniveau der UEMOA dürfte nach Einschätzug von Credendo kurzfristig die akuteste Gefahr für die Region darstellen.
Das mittel- bis langfristige politische Risikorating Senegals wird von Credendo seit nahezu zwei Jahrzehnten konstant in Kategorie 5 von 7 eingestuft und der Ausblick bleibt unverändert. Für 2023 und 2024 rechnet der Kreditversicherer mit einer sukzessiven Verbesserung der wirtschaftlichen und finanziellen Kennziffern, da die Inflation abklingen und das Zwillingsdefizit dank der Beschleunigung des BIP- und Exportwachstums schrumpfen dürfte. Demzufolge sollten die Schuldenquoten mit der Zeit zurückgehen, auch wenn die diesjährigen Schuldendienste aufgrund ungünstiger Finanzbedingungen höher ausfallen werden. Darüber hinaus bleiben die Prognosen angesichts des unsicheren geopolitischen Ausblicks und der für dieses Jahr insgesamt schwächeren globalen Wirtschaftsaussichten weiterhin volatil.
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