Bautechnik

Die neue Königin unter den Balinger Brücken

Am 5. Mai wurde die Gartenschau in Balingen eröffnet und bis zum 24. September können die Besucher das Areal rum um die Eyach in Schwefel- und Wasserbadgärten, Aktivparks, Kulturmeilen und Erlebnisauen erkunden. Ein zentrales Thema bei der Gestaltung des Gartenschaugeländes war der Hochwasserschutz. Die Geschichte Balingens ist gezeichnet von Hochwasserkatastrophen, die vor allem Ende des 19. Jahrhunderts weite Teile der Stadt zerstört haben. An das Jahrhunderthochwasser vom Juni 1895 erinnern noch heute ein Denkmal und die Hochwassermarkierungen am Gerbertor. In den letzten Jahrzehnten wurde von Seiten der Gemeinde viel für den Hochwasserschutz getan und auch im Rahmen der Gestaltung der Gartenschau wurden verschiedene Maßnahmen ergriffen, die der Eyach Raum bieten sollen, sich im Falle eines Hochwassers auszubreiten ohne dabei Schaden zu verursachen. Dazu wurden die Ufer an entsprechenden Stellen erweitert und der Flusslauf natürlicher gestaltet. In der Folge mussten vorhandene Brücken neu geplant werden, wie im Fall des Parkuferstegs. Dieser war zuvor eine Fußgängerbrücke von nur 20 m Länge. Aufgrund der erweiterten Retentionsfläche für Hochwasser wird er nun mit doppelter Länge vom Stadion „Bizerba Arena“ über den Eyachstrand zum „Aktivpark“ der Gartenschau führen.

Die besondere Herausforderung bei der Planung des Parkuferstegs war, dass er entsprechend eines 100-jährigen Hochwassers ausgebildet werden und zusätzlich ein ausreichendes „Freibord“, einen Abstand zwischen dem höchsten Wasserspiegel und der Unterkante der Brücke, gewährleisten sollte – bei einem gradlinigen Verlauf und ohne Zwischenpfeiler. In der Konsequenz ist eine möglichst geringe Aufbauhöhe zwischen Bauwerksunterkante und Fahrbahn von Vorteil, damit sich im Brückenwegeverlauf keine zu großen Steigungen bzw. Gefälle ergeben.

Das Ingenieurbüro Miebach aus Lohmar konnte in Kooperation mit Moxon Architects aus London diesen Ansprüchen durch den Entwurf einer modernen Trogbrücke in Holzbauweise gerecht werden, die sowohl in der Grundrissform als auch in der Ausführung des Holzschutzes ein Novum darstellt und die gestalterischen Möglichkeiten von hölzernen Trogbrücken neu auslotet.

Bei einer Trogbrücke in Holzbauweise liegen die Hauptträger aus Brettschichtholz in der Geländerebene und werden für gewöhnlich mit u-förmigen Stahlrahmen ausgesteift. Auf den Stahlrahmen werden weitere Längsträger aus Brettschichtholz platziert und auf diese wird (im Falle der Balinger Brücke ein besonders leichter) Gehbelag aus GFK-Profilen aufgelegt. Ein Diagonalverband aus Rundstäben sorgt für die horizontale Aussteifung der Brückenkonstruktion. Neu an der Gestaltung einer Trogbrücke ist im Fall des Balinger Parkuferstegs, dass die gebogenen Aufweitungen an beiden Brückenenden für eine harmonische Wegeanbindung sorgen und das zusätzliche Kippen der beiden seitlichen Brettschichtholzträger um 22,5° der Brücke nicht nur eine dynamischere Formsprache verleiht, sondern gleichzeitig dem konstruktiven Holzschutz dient.

Bei traditionellen Entwürfen von Trogbrücken verlaufen die Träger in Geländerebene vertikal und es ist keine Aufweitung an den Brückenenden vorgesehen, die den Fußgängern und Radfahrern das Einbiegen auf die Brücke erleichtern. Außerdem mussten bei Trogbrücken in Holzbauweise sowohl die Außen- wie auch die Innenseite der Brückenträger für einen guten konstruktiven Holzschutz gegen einen mit 30° anzunehmenden Schlagregen mit Holzschalungen verkleidet werden. Im Falle der Balinger Trogbrücke konnte allein durch das Schrägstellen und die Abtreppung der seitlichen Träger die Außenseite so konstruktiv geschützt werden, dass eine Verschalung nur für die leichter zugängliche Innenseite notwendig war.

Die Herstellung der Träger stellte eine Herausforderung dar für die allerhöchste Präzision notwendig war, sowohl beim Verleimen als auch beim anschließenden Abbund. Für die Aufweitungen der Brücke an den Brückenenden wurden die beiden Brettschichtholzträger gekrümmt, gedrillt und entsprechend der Durchbiegung durch das Eigengewicht mit einer Überhöhung verleimt. Der konstruktiv liegende Einbettträger wurde in den Werkshallen von Schaffitzel Holzindustrie in Schwäbisch Hall in eine dreidimensionale Form umgewandelt. Es ist eine neuartige Kombination aus Trog- und Blockträgerbrücke entstanden, da der für gewöhnlich gradlinige Träger der Trogbrücke erstmalig gebogen und gleichzeitig abgetreppt wurde.

Anschließend wurden die blockverleimten Einzelträger in der Abbundhalle von Schaffitzel vorgefertigt und mit allen notwendigen Stahlteilen verbunden. Montagestöße der Aussteifungsrahmen ermöglichen praktische Transportgeometrien und eine zügige Montage vor Ort. Mit ihrer gesamten Länge von 40,80 m wurden sie in zwei Sondertransporten über Nacht von Schwäbisch Hall direkt auf die Baustelle nach Balingen transportiert.

„Die Trogbrücke, für die sich nach einer Mehrfachbeauftragung die Stadt entschieden hatte, stellt eine effektive, kostensparende und innovative Holzkonstruktion dar“, wird auf der Webseite der Gartenschau 2023 selbstbewusst festgestellt. Dass Trogbrücken allgemein in Herstellung und Unterhalt als besonders wirtschaftlich gelten, ist in der Fachwelt bekannt. Aber dass der besondere Stolz der Auftraggeber des Brückenneubaus nicht ganz unbegründet ist, zeigt die erste internationale Auszeichnung des „bridge awards“ aus Großbritannien, die die Brücke kürzlich gewonnen hat. „Eine Vorzeigebrücke aus erneuerbaren und kohlenstofffreundlichen Materialien. Alles gut durchdacht und gut ausgeführt. Schönes, fließendes Design, mit viel Liebe zum Detail, um eine relativ wartungsfreie Existenz zu gewährleisten. Die innovativen Bautechniken, die mit einem traditionellen Material verwendet werden, sind vielversprechend für die künftige Verwendung von kohlenstoffarmem Holz,“ lautet die zusammenfassende Beurteilung der Londoner Jury des „International Bridges Award“, mit dem die Architekten „Moxon Architects“ und das Ingenieurbüro Miebach für den Gesamtentwurf der Brücke in der Kategorie „below £5 million“ ausgezeichnet wurden. Damit rückt die Brückenkonstruktion die Balinger Gartenschau in internationales Licht. Ein weiterer positiver Nebeneffekt einer innovativen und ökologischen Brücke in Holzbauweise.

Über Schaffitzel Holzindustrie GmbH + Co.

Seit über 110 Jahren arbeitet das Unternehmen mit Holz. Aus den Anfängen als Sägewerk hat es sich zum modernen Ingenieur-Holzbauunternehmen mit eigener Brettschichtholz-Produktion entwickelt. Schaffitzel Holzindustrie ist im Hallenbau, Brückenbau, Kreativbau und im Bereich der Brettschichtholzlieferungen tätig. Führend bei zahlreichen innovativen Projekten ist Schaffitzel Holzindustrie auch Vorreiter im Verkleben von Sonderholzarten wie Accoya, Buche, Lärche und Douglasie.

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