Hagelflieger hatten 30 Einsätze in der Luft
Seit 2018 haben die Piloten der Hagelflugzeuge eine Intensivbetreuung durch einen Meteorologen, berichtet Jochen Ebert von Südwest-Wetter. Dadurch könne sich der Pilot aufs Fliegen konzentrieren während er durch die Experten zur richtigen Gewitterwolke geleitet wird. So konnte die Effizienz der Hagelabwehr weiter gesteigert werden. Hochaufgelöste Radarbilder und daraus abgeleitete Informationen für die Hagelerkennung liefert das C-Band Doppler-Radar des Karlsruher Instituts für Technologie in Karlsruhe. Wie Malte Neuper von Radar-Info anschaulich darstellte, sind dabei die Hagelzellen und Standorte der Gewitter-Superzellen genau zu erkennen. Sichtbar wird anhand der Daten, welche die beiden Wissenschaftler darlegten, auch eine Veränderung der Gewitterzellen nach der Impfung, wobei die Impfung für eine Wirkung frühzeitig erfolgen muss. Beeindruckend nahmen die Mitglieder der Hagelabwehr zur Kenntnis, wie schnell sich Gewitterzellen bewegen und verändern. Ein Thema war auch der Überflug über das Elsass, von wo die Ereignisse häufig über den Rhein in die Ortenau herankommen. Wie Frank Kasparek vom Dienstleister berichtete sei dies kein Problem: „Es gibt auch in der Luft das Schengen Abkommen.“ Dass die Piloten von den Gewitterwolken Fotos bei den Meteorologen einreichen, erweise sich zusätzlich als hilfreich bei der Auswertung, betonte Ebert. Turbulent ging es dieser Tage am Kaiserstuhl zu, wo sich eine Superzelle aufgebaut hatte. Durch die Rotation „nährte sie sich selbst“ und am Ende erwies sich ein Flugzeug als zu wenig und es kam zum Hagelschlag. Auch in der Ortenau hatte es am 5. Mai, dem ersten Bereitschaftstag der Saison, gegen 15 Uhr ein Ereignis gegeben. „Wenn die Piloten nach der Startanweisung der Meteorologen zügig losfliegen können und schnell genug an der Gewitterwolke sind, "passiert in der Regel auch nichts", erläuterte Ebert. Der frühzeitige Eingriff ist entscheidend. „Wenn der Hagel da ist, können wir ihn nicht zertrümmern“, unterstrich Malte Neuper von Radar Info. Beide Wissenschaftler verweisen Argumente von Hagelabwehr-Gegnern, wonach es in den Schwarzwaldtälern nicht mehr genügend regne, weil in der Rheinebene Gewitterwolken geimpft werden, ins Reich der Fabel.
Die zwei Hagelflieger der Hagelabwehr Ortenau waren 2022 insgesamt 30 Mal im Einsatz an insgesamt 25 Bereitschaftstagen. Der Einsatzzeitraum der Piloten dauert von April bis Anfang Oktober. Zusätzlich wurden 37 Fackeln für die Impfung der Gewitterwolken eingesetzt, weitaus weniger als im Jahr zuvor mit 100 Fackeln. Erster Vorsitzender Franz Benz skizzierte zudem die angespannte Finanzlage des Vereins. Durch Flächenverluste bei den Mitgliedern gibt es weniger Einnahmen für die Solidargemeinschaft. Um künftig weitere Mitglieder zu generieren, zum Beispiel aus der Industrie, gab es nun Gespräche mit Landrat Frank Scherer. Er hatte Ideen eingebracht, wie der Verein künftig unterstützt werden kann. Geschäftsführer Manfred Bannwarth hob die Leistung einer kleinen Berufsgruppe, Winzer, Landwirte, Obstbauern, hervor, die sich der Hagelabwehr in der Ortenau seit nunmehr neun Jahren annehmen. Viele andere profitieren von diesem Schutz, darunter auch große Versicherer. Markus Welker von der Badische Versicherung (BGV) berichtete, dass kaum noch Hagelschäden seitens der Versicherten gemeldet werden, was auf die Hagelabwehr zurückzuführen sei. Manfred Bannwarth sprach an dieser Stelle einen ausdrücklichen Dank an die BGV aus, die sich bei der Anschaffung von neuen und effizienteren Generatoren zusätzlich finanziell engagiert hat.
Der Flugplatz Offenburg soll, geht es nach den Wünschen der Stadt Offenburg, aufgelöst werden zugunsten neuer Industrieflächen. Hier hat sich aber breiter Widerstand formiert auch seitens der Hagelabwehr. So kam es im Technischen Rathaus zu Gesprächen, auch war der Verein zu einer Klausurtagung des Gemeinderats eingeladen. Ein Gespräch mit Oberbürgermeister Marco Steffens hat es laut Benz aber nicht gegeben. Für die Hagelabwehr Ortenau hat sich der Standort Offenburg als ideal erwiesen. Wenig Bürokratie ermöglicht schnelle Starts der Flieger von einem zentralen Punkt des Einsatzgebietes aus.
Der Verein hatte am Montag auf den Obsthof Kiefer in Ortenberg geladen, wo zunächst eine Betriebsbesichtigung der Baumschule Kiefer unter Leitung von Erich Kiefer stattgefunden hatte.
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