Im Feuerwehrauto zum letzten Nachtdienst
Doch das war nicht die einzige Überraschung, mit der sich das Team der 3 C bei „Mutti“, wie sie dort genannt wird, für viele Jahre Einsatz bedankte. So gab es zum Abschied eine Party im Knechtstedener Hof, von der die Neu-Rentnerin bis zuletzt nichts ahnte. Und Stationsleitung Andrea Becker hatte für den letzten gemeinsamen Nachtdienst irgendwo zwei weiße Schwesternhäubchen aufgetrieben, wie sie früher weibliche Pflegekräfte trugen.
So natürlich auch Martina Weber, als sie ihre ersten Schritte ins Berufsleben tat, damals mit gerade 14 Jahren. „Für die eigentliche Ausbildung war ich noch zu jung, darum habe ich zunächst zwei Jahre die Pflegevorschule besucht“, erinnert sich die Hackhausenerin, die dazu ans Grevenbroicher Elisabethkrankenhaus ging. Das Krankenhaus in Hackenbroich wurde erst 1980 fertiggestellt. Blaukariertes Kleid mit weißem Kragen und ebensolcher Schürze, blaue Strickjacke und weiße Schuhe trugen die jungen Mädchen zum Dienst; an Sonn- und Feiertagen wurde diese Montur gegen eine rosafarbene getauscht. Das weiße Häubchen war ein Muss, das „unbedingt mit weißen Klammern“ im Haar festgesteckt wurde, erzählt Martina Weber. „War gar nicht so leicht, 1973 in Dormagen weiße Haarklammern zu bekommen. Da musste man schon nach Köln fahren“, weiß sie noch gut.
Großes Heimweh habe sie im Internat der Pflegeschule gehabt, ein Telefon war wie in vielen privaten Haushalten bei Familie Weber nicht vorhanden. „Die Leiterin der Pflegeschule hat mich getröstet und mir Mut zugesprochen“, sagt Martina Weber im Rückblick dankbar. Mit dem Führerschein und einem von der Oma spendierten alten Auto hatte die regelmäßige Trennung von der Familie schließlich ein Ende. Nach dem Abschluss und einigen Jahren im Krankenhaus in der Inneren Medizin – damals noch strikt nach Männer- und Frauenstation getrennt – war Martina Weber dann bis 1997 als Arzthelferin in einer niedergelassenen Arztpraxis tätig. Als ihr Chef in Rente ging, hörte sie, dass quasi um die Ecke in Dormagen eine Dauernachtwache gesucht würde. „Das hat mich interessiert, weil ich ohnehin ein absoluter Nachtmensch bin“, sagt die Schwester, die diese Tätigkeit 26 Jahre lang ausgeübt hat: acht, später sieben Nächte hintereinander Dienst, dann eine Woche frei. „Man gewöhnt sich an den anderen Lebensrhythmus“, versichert die Single-Frau, die die besondere, ruhigere Atmosphäre im nächtlichen Krankenhaus schätzt. Von geruhsamer Arbeit kann dabei jedoch nicht die Rede sein. Gerade nachts klagten die Patienten auf der onkologischen Palliativstation über Schmerzen oder Luftnot, berichtet sie. Dann ist sie da für die Menschen, die ihre Hilfe brauchen. Und kümmert sich auch um die Angehörigen, die rund um die Uhr bleiben dürfen, wenn ein Patient im Sterben liegt.
Warum sie Krankenschwester wurde? Mit neun Jahren sei sie krank gewesen, Masern oder Windpocken. Ihre Mutter habe ihr die Bücher von „Schwesternschülerin Ortrun“ zu lesen gegeben, die ihre „erste Nachtwache“ halten musste. „Da wusste ich: Das will ich werden“, sagt die 64-Jährige. Die Bücher gehören längst zum Inventar der Station, und wahrscheinlich hat sie jede und jeder im Pflegeteam inzwischen gelesen.
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