Kernkraftausstieg lässt die erzeugte Strommenge in bayerischen Kraftwerken deutlich zurückgehen
Es besteht in Bayern ein Mangel an jederzeit abrufbarer Kraftwerksleistung, um Engpässe in der Stromerzeugung ausgleichen zu können. Kohle- und Ölkraftwerke sind nur in geringer Zahl vorhanden, der Ausbau der Erdgas- und zukünftig Wasserstoff-Kraftwerke blieb bis jetzt weit hinter dem zurück, was notwendig wäre, um die Kernkraft zu kompensieren. Das Potenzial von Biomasse und Wasserkraft für die Stromerzeugung ist weitgehend bereits erschlossen, langfristige Stromspeicher stehen praktisch gar nicht zur Verfügung. In einer längeren Dunkelflaute bleibt Bayern auf lange Sicht in erheblichem Umfang auf Importe angewiesen, um Strommangellagen zu vermeiden.
Auf der Verbraucherseite deutet indes wenig auf einen Rückgang der Stromnachfrage aus dem öffentlichen Netz hin. Zwar liegen für den Stromverbrauch 2022 noch keine amtlichen statistischen Zahlen vor, bis 2020 ist dieser in den letzten Jahren aber durchweg konstant geblieben und bewegte sich im Bereich von 80 TWh pro Jahr. Für die nächsten Jahre werden ein anhaltender Bevölkerungszuwachs, die Elektrifizierung des Verkehrssektors durch Elektroautos sowie eine gesetzlich favorisierte Umstellung der Heizungen auf Wärmepumpen zu deutlich steigenden Stromverbräuchen aus dem Netz gerade in der Winterzeit führen. „Die auf vielen Häuserdächern montierten Photovoltaikanlagen haben dann, wenn es darauf ankommt, kaum einen Nutzen“, berichtet Detlef Fischer aus eigener leidvoller Erfahrung.
„Besonders die geplante große Zahl an Wärmepumpen erfordert das Vorhandensein von Kraftwerkskapazitäten, denn diese brauchen besonders im Winter Strom in beträchtlicher Menge. Wärmepumpen über längere Zeit herunterzuregeln kann nur eine Not- und keine Dauerlösung sein, sonst schwindet die Akzeptanz in der Bevölkerung für diese moderne Technik, wenn plötzlich im kalten Winter nicht mehr ausreichend geheizt werden kann“, warnt Detlef Fischer.
Der VBEW hat von der Forschungsstelle für Energiewirtschaft (FfE) in einer Studie untersuchen lassen, wie Bayern bis 2040 klimaneutral werden kann (www.bayernplan-energie.ffe.de). In allen Szenarien ist es neben Stromimporten notwendig, die wegfallenden fossilen und atomaren Erzeugungskapazitäten durch Wasserstoff- und Biomassekraftwerke sowie deutlich mehr Speicher zu ersetzen. „Die Umsetzung der notwendigen Maßnahmen ist jedoch noch nicht so richtig ans Laufen gekommen und uns läuft die Zeit davon. Dass sich Bayern aktuell in die Abhängigkeit von Stromimporten begibt, ist zwar eine einfache, aber auch eine sehr riskante Strategie. Zum einen werden die Kosten für Importe zu Zeiten einer Dunkelflaute weiter steigen, zum anderen können wir auch nicht sicher davon ausgehen, dass in den Nachbarregionen und -ländern zu jeder Tages- und Nachtzeit genügend Kapazitäten vorhanden sind, um uns mitzuversorgen. Bayern benötigt schnell eine Wasserstoffinfrastruktur mit Leitungen und Kraftwerken, um der Bevölkerung und der Wirtschaft wieder eine leistungsfähige Energieversorgung bieten zu können. „Der politisch motivierte vorzeitige Ausstieg aus der friedlichen Kernkraftnutzung war insbesondere für Bayern ein Fehler, für dessen Korrektur es jetzt aber zu spät ist und der dem Wirtschaftsstandort Bayern an jedem Tag Schaden zuführt“, resümiert Detlef Fischer.
Der VBEW repräsentiert mit seinen rund 400 Mitgliedsunternehmen die bayerische Strom-, Gas-, Fernwärme-, Wasser- und Abwasserwirtschaft. Als Interessenvertretung vertritt er gemeinsame Anliegen der Mitgliedsunternehmen und ihrer Kunden gegenüber Politik, Wirtschaft, Verwaltung sowie in der Öffentlichkeit. Ziel ist es, die bestmöglichen Rahmenbedingungen für eine wirtschaftliche, zukunftsorientierte, nachhaltige und verbraucherfreundliche Energie- und Wasserversorgung zu schaffen. Zu den Mitgliedsunternehmen zählen kleine und mittlere, kommunale, private und genossenschaftliche Energie- und Wasserversorgungsunternehmen ebenso wie Konzernunternehmen.
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