Leben mit Lupus: Wenn das Immunsystem sich selbst angreift
Erst taten ihm die Fingergelenke weh, dann schwollen sie an. Schließlich wanderte die Erkrankung durch den ganzen Körper, befiel die Organe und löste eine Rippenfellentzündung, Herzbeutel- und Lungenfellentzündung aus, berichtet Jens Kersting. Nach der Diagnose „Systemischer Lupus Erythematodes“ wurde schnell mit einer Therapie begonnen, aber über Monate hinweg stellt sich keine Besserung ein. Denn weil Rheumamedikamente erst verzögert eine Wirkung zeigen, dauert auch die Erkenntnis dazu, ob eine Therapie anschlägt oder nicht, teilweise Monate, erklärt Dr. Rebecca Hasseli-Fräbel, stellvertretende Sektionsleitung der Abteilung für Rheumatologie und Klinischen Immunologie der Medizinischen Klinik D am UKM (Universitätsklinikum Münster). Nachdem die Therapieansätze seiner niedergelassenen Rheumatologin erschöpft waren, kam Kersting dann in die Rheumaambulanz am UKM.
Beim Systemischen Lupus Erythematodes handelt es sich um eine seltene Autoimmunerkrankung, von der etwa eine Person unter 1000 in der Bevölkerung und vorwiegend Frauen betroffen sind. Dass die Erkrankung bei Männern auftritt, ist noch weitaus seltener. Die komplexe Erkrankung äußert sich bei kaum einem Menschen gleich. Die Symptome reichen von Gelenkschmerzen, Muskelschmerzen, Erschöpfung bis hin zu einer Beteiligung der Organe wie Nieren, Lunge oder Herz.
Die Erkrankung ist nicht heilbar, sie ist chronisch. „Ziel ist es, mithilfe unserer Behandlungen die Erkrankung in Ruhe zu kriegen – der Begriff ist Remission“, erklärt Hasseli-Fräbel. Mit der Rheumatherapie wird die Überaktivität des Immunsystems eingedämmt, damit sich der Körper nicht weiter selbst angreift und um eine möglichst hohe Lebensqualität für die Patient*innen zu erreichen. Am UKM zeichnet sich die Behandlung des Systemischen Lupus Erythematodes besonders durch den großen Erfahrungsschatz mit Lupus-Patient*innen und die Interdisziplinarität aus. Diese ganzheitliche Betrachtung schätzt auch der 46-Jährige Jens Kersting und fühlt sich am UKM gut aufgehoben. „Das Tückische ist, man merkt ihm das eigentlich nicht an, wie schwerkrank er ist“, verdeutlicht Hasseli-Fräbel mit Bezug auf den Patienten. Das macht den Umgang mit der Erkrankung besonders schwer, sowohl für die Patient*innen als auch für ihr Umfeld. Hasseli-Fräbel ist es deshalb wichtig, die Psyche nicht aus dem Blick zu verlieren, und plädiert dafür, dass bei Lupus-Patient*innen auch begleitend eine Psychotherapie zur Unterstützung der Krankheitsbewältigung in Erwägung gezogen und offen kommuniziert werden sollte.
Trotz starker Beschwerden konnte Kersting durch die Behandlung am UKM die Erkrankung in den Griff bekommen und viel Lebensqualität zurückerlangen: „Ich kann endlich wieder Fahrrad fahren, das konnte ich lange nicht und jetzt geht das wieder“.
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