Bildung & Karriere

Mitarbeitende unzufrieden mit betrieblichem Lernen

Wie steht es um die betriebliche Weiterbildung in Unternehmen? Eine Mehrheit von HR-Verantwortlichen kommt aktuell zu einem positiven Urteil. Mitarbeitende und Führungskräfte sehen das jedoch anders. Haben die HR-Verantwortlichen ein Kommunikationsproblem? Darauf weist der zweite Teil des Studytube Learning & Development Monitor hin, für den das Marktforschungsunternehmen Bilendi im Auftrag des Unternehmens Studytube bundesweit 2.050 HR-Professionals, Führungskräfte und Mitarbeitende befragt hat.

„Sehr zufrieden“ sind mit dem Maß der Aufmerksamkeit, das ihr Unternehmen dem Thema Weiterbildung entgegenbringt, nur 15% der HR-Verantwortlichen, weitere 41% sind „zufrieden“. 43% der HR-Verantwortlichen findet allerdings, dass in ihrem Betrieb zu wenig Zeit in Weiterbildung investiert wird. Tatsächlich steht den Mitarbeitenden in nur 44% der Betriebe mindestens ein Arbeitstag pro Monat für Weiterbildung zur Verfügung. In 14% der Unternehmen wird kaum gelernt – zwischen 0 und vier Stunden im Monat. Für den Mangel an praktischer Weiterbildung ist HR zumindest mitverantwortlich.

Weiterbildung – entkoppelt von den anderen HR-Systemen
Die betriebliche Weiterbildung hängt nämlich in der Luft, was ihre Vernetzung mit anderen HR-Systemen angeht: Zwar glauben 60% der HR-Verantwortlichen, dass das  Feedback aus Entwicklungs- und Beurteilungsgesprächen in ihrem Betrieb als Grundlage für die Erarbeitung eines Schulungsplans für Mitarbeitende verwendet wird. In der Praxis gelten jedoch andere Regeln: Nur 26% der Mitarbeitenden ohne Führungsverantwortung und 39% der Führungskräfte teilen diesen Eindruck im Hinblick auf ihre eigene Person.

Betriebsblindheit von HR und selbstverschuldete Bedeutungsdefizite
HR übersieht generell aus der Vogelperspektive, dass nur wenig aus ihren L&D-Instrumentenkoffern bei den einzelnen Mitarbeitenden und Führungskräften ankommt. Während 69% der HR-Verantwortlichen überzeugt sind, dass ihr Unternehmen ein umfassendes Schulungsangebot bietet, sind es bei den Führungskräften 47%, bei Mitarbeitenden ohne Führungsverantwortung nur 44%. Zum Großteil dürfte dieser unterschiedliche Wahrnehmung auf ein Kommunikationsdefizit zurückgehen: Denn nur 43% der Führungskräfte haben den Eindruck, die Personalabteilung informiert oft und transparent über Weiterbildungsmöglichkeiten, bei den Mitarbeitenden sind es sogar nur 33%.

Ausstehende Digitalisierung der betrieblichen Weiterbildung
Ein Grund dafür:Die wichtigsten Kanäle, über die die Kommunikation zu Weiterbildung in den Organisationen verläuft, sind nach wie vor anlassbezogen und offline: Am häufigsten von den HR-Verantwortlichen genannt werden mit 56% Mitarbeitergespräche und mit 52% Teambesprechungen. Digitale Kommunikation zum Thema L&D steht erst an zweiter Stelle: Das Intranet wird von 49% der HR-Befragten genannt, Mailings und Lernplattformen von jeweils 38%.  Bislang ist das Weiterbildungsangebot nur in einem geringen Teil der Unternehmen für die Mitarbeitenden digital einseh- und abrufbar. Das könnte auch erklären, warum nur 46% der Mitarbeitenden das Weiterbildungsangebot für leicht zugänglich halten – bei den Führungskräften sind es 55%. Auf der anderen Seite sind 70% der HR-Verantwortlichen überzeugt, dass die Belegschaft problemlos zu den Angeboten finden kann.

Präferenz für Präsenz
In den Unternehmen besteht die häufigste Weiterbildungsform derzeit noch in der klassischen Offline-Schulung und macht 38% der Aktivitäten aus. Klassische Online-Schulungen liegen dagegen bei einem Anteil von 29%. Der aktuell große Anteil an Offline-Schulungen entspricht der Präferenz der Führungskräfte und Mitarbeitenden. Von den Führungskräften betrachten 51% Präsenzschulungen als die „am meisten bevorzugte Art der Weiterbildung“, bei Mitarbeitenden ohne Führungsverantwortung sind es 54%. Liegt das daran, dass Mitarbeitende und Führungskräfte bislang kaum positive Erfahrungen mit guten Online-Weiterbildungsangeboten gemacht haben? Eine Konzeptions- und Kommunikationsoffensive für digitale Lernformate täte den Betrieben gut.

Unterentwickelte Mitarbeitenden-Souveränität bei der betrieblichen Weiterbildung
Digitalisierungsversäumnisse führen nämlich zu einem weiteren Defizit. Im Zusammenhang von Arbeitgeberattraktivität und New Work ist häufig von der Souveränität in der Wahl von Arbeitszeit und Arbeitsort die Rede. Beim betrieblichen Lernen ist es damit aktuell nicht weit her: Nur 35% der Mitarbeitenden ohne Führungsverantwortung haben den Eindruck, dass sie selbst bestimmen dürfen, wann und wie sie lernen möchten, bei den Führungskräften sind es 40%. Auch dieser Faktor wird von HR überschätzt: 58% der HR-Verantwortlichen stimmen dem Statement zu „Bei uns dürfen Mitarbeitende selbst bestimmen, wann sie lernen möchten“.

Über den Studytube Learning & Development Monitor
Schon seit 2020 untersucht Studytube mit dem Learning & Development Monitor in den Niederlanden aktuelle Trends und Schwerpunktthemen beim beruflichen Lernen und in der beruflichen Weiterentwicklung. 2023 erscheint zum ersten Mal eine deutsche Version. Für die Deutschland-Ausgabe hat das Marktforschungsinstitut Bilendi 693 HR-Verantwortliche (L&D-Manager und andere), 452 Führungskräfte sowie 905 Mitarbeitende aus Organisationen mit über 200 Mitarbeitenden online befragt.

Der vollständige Learning & Development Monitor 2023 (Teil 1 und 2) kann ab sofort kostenlos auf der Website von Studytube eingesehen werden: https://ldmonitor23.studytube.de/

Über die Studytube DACH GmbH

Studytube wurde 2010 in den Niederlanden gegründet. Inzwischen ist das Unternehmen nicht nur europaweiter Marktführer, sondern auch die am schnellsten wachsende Lernplattform in Europa. In den letzten vier Jahren landete Studytube regelmäßig unter den Deloitte-Tech-Fast-50. Für Studytube ist die digitale Aus- und Weiterbildung von Mitarbeitenden ein wichtiger Bestandteil für Unternehmen, um zukunftsorientiert und wettbewerbsfähig zu bleiben. Jeden Tag nutzen über 250 Unternehmen und mehr als 500.000 Arbeitnehmende die Plattform, um ihr volles Potenzial auszuschöpfen.
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