Orientierung an Best-Practice bei Elektrogerätesammlung gefordert
Als entscheidendes Problem bezeichnete Bernhard Jehle den Umstand, dass die Regelungen bezüglich Sammlung und Behandlung von den Elektroaltgeräten teilweise nicht aufeinander abgestimmt sind. "Wir müssen daher zwingend überprüfen, ob die Art, wie wir sammeln, insbesondere an den kommunalen Sammelstellen, noch zeitgemäß ist, weil sich im Vergleich zu den Anfängen des ElektroG vor 20 Jahren die Geräte, die Gerätevielzahl und die Inhaltsstoffe verändert haben", gab Jehle zu bedenken.
Der bvse-Vizepräsident plädierte außerdem dafür, sich an Best-Practice zu orientieren. "Wir sehen deutschlandweit im Bereich der Sammelmengen große Unterschiede. Es gibt Gebietskörperschaften, die in der Lage sind, signifikant mehr Altgeräte zu sammeln als andere. Das verlangt nach einer Tiefenanalyse. Man muss sich genau ansehen, was den Unterschied ausmacht", forderte Jehle.
Als besonders problematisch sieht er die sogenannten Straßensammlungen von E-Schrott. Hier werden an einem vorher allgemein bekanntgemachten Termin, der zu entsorgende E-Schrott von den Bürgern an den Straßenrand gestellt. Jehle betonte, dass es sich hier um gefährliche Abfälle handelt. "Bei den am Straßenrand stehenden Kühlgeräten werden oftmals die werthaltigen Kompressoren geraubt und dabei FCKW freigesetzt. Das geht gar nicht!"
Die Qualität der Sammlung ist laut Jehle "ein Riesenthema" für die Branche. Er sieht einen bedrohlichen Tsunami auf die Recyclingunternehmen zukommen, denn die Industrie bringt eine immer größere Zahl von akkubetriebenen Geräten auf den Markt, von Toastern über Luftpumpen bis hin zu leuchtenden Kleidungsstücken. "Wir wissen nicht, wann oder wie hoch die Welle sein wird, aber der Tsunami wird uns erfassen. Brände auf Recyclinganlagen können für unsere Unternehmen existenzbedrohend sein. Das ist eine unerträgliche Situation", warnte Bernhard Jehle, Vorsitzender des bvse-Fachverband Schrott, E-Schrott und Kfz-Recycling.
Jehle wies darauf hin, dass der Großteil der Brände in den Vorlagern der Unternehmen entstehe, also vor der eigentlichen Behandlung. Er forderte daher, dass die kommunalen Sammelstellen Annahmetische mit qualifizierten Mitarbeitern bereitstellen, um weitestgehend zu verhindern, dass Akkus und Batterien in den Containern landen. Er erinnerte an die Pflicht der Kommunen, die Sammelgruppe V batteriefrei den Erstbehandlungsanlagen zur Verfügung zu stellen. Das passiere bisher meist nicht, denn sonst könnte es ja nicht zu diesen Bränden kommen, betonte Bernhard Jehle. "Wir möchten daher, dass der Betreiber der Übergabestellen gerichtsfest bestätigt, dass der Container mit der Sammelgruppe V batterie- und akkufrei ist. Wir wissen, dass das auf den Widerstand der kommunalen Seite trifft, aber wir als Betreiber der Recyclinganlagen dürfen mit diesem Problem nicht alleine gelassen werden!"
Auch die Industrie geht das Thema nur halbherzig an, kritisierte Jehle und betonte weiter: "Wir diskutieren dieses Problem jetzt schon drei Jahre lang mit der Industrie und an unseren Problemen hat sich nicht viel geändert. Das ist bislang zu wenig." Die Versicherbarkeit von Anlagen ist für den Mittelstand kaum noch zu stemmen, daher fordert der bvse auch eine finanzielle Beteiligung der Industrie. Das Thema müsse diskutiert werden. Vor dem Hintergrund der erweiterten Herstellerverantwortung müsse sich auch die Politik die Frage stellen, ob die Industrie an den finanziellen Belastungen beteiligt werden muss, die aus der Akkumulatoren-Problematik resultiert.
Auch im Bereich Design for Recycling sieht er die Industrie in der Pflicht, Elektrogeräte auf den Markt zu bringen, die recyclingfähig sind. Jehle verwies beispielhaft auf ein neues Smartphone der Firma Samsung, das zerlegbar ist und dem man auch den Akku entnehmen kann. Grund für diese neue Entwicklung sei, dass die US-Regierung eine Initiative für die Reparierbarkeit von Elektrogeräten gestartet habe. Bernhard Jehle: "Warum schaffen wir das in Europa nicht? Es fehlt nach wie vor der politische Wille, die Dinge aufs Gleis zu bringen!"
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