Finanzen / Bilanzen

Unternehmenskauf als Mittel, um Digitalisierung und Energiewende anzugehen

Welche Auswirkungen haben die aktuellen makroökonomischen und geopolitischen Krisen auf die Übernahmeaktivitäten von Unternehmen? Wie verändern sich die M&A-Strategien angesichts dieser Krisen? Wie gut sind die Unternehmen auf Übernahmesituationen vorbereitet? Antworten auf diese und weitere Fragen gibt die Studie „Ready for Takeover 2.0?“, die das Deutsche Aktieninstitut und White & Case heute veröffentlicht haben. 

„Die Umfrageteilnehmer halten das aktuelle Umfeld für schwierig, sehen aber weiterhin die Chancen, die der Übernahmemarkt bietet. Dazu gehört insbesondere der Kauf eines Unternehmens, um damit Herausforderungen wie die Energiewende und die Digitalisierung zu stemmen“, so Dr. Christine Bortenlänger, Geschäftsführende Vorständin des Deutschen Aktieninstituts.

„Der Trend zu einer weiteren Professionalisierung in den M&A-Abteilungen der Unternehmen setzt sich fort,“ unterstreicht Dr. Alexander Kiefner, Partner von White & Case. „Etliches, was vor fünf Jahren in Bezug auf strategische Übernahmemaßnahmen als „nice to have“ galt, ist heute der Regelfall.“

Die vorliegende Studie fasst die Ergebnisse einer Umfrage unter den börsennotierten Unternehmen aus DAX40, MDAX und SDAX zusammen. Die Studie knüpft an die Vorgängerstudie „Ready for Takeover?“ aus dem Jahr 2018 an. Sie ermöglicht damit den Vergleich der aktuellen Antworten mit denen der letzten Studie, soweit diese bereits in der letzten Studie abgefragt wurden. Beiträge aus der anwaltlichen Praxis, die sich an den empirischen Teil der Studie anschließen, greifen die Umfrageergebnisse auf und vertiefen die adressierten Themen.

Keine große Unruhe auf dem Übernahmemarkt
Die Hälfte der Umfrageteilnehmer sieht sich durch die Zinswende der Zentralbanken, die zu einer deutlichen Verschlechterung der Finanzierungsbedingungen führt, in ihrer Übernahmetätigkeit beeinträchtigt. 40 Prozent der Umfrageteilnehmer nennen die Energiekrise und 30 Prozent den russischen Angriffskrieg in der Ukraine und das damit verbundene Sanktionsregime als Grund für eine geringere Übernahmeaktivität. Insgesamt aber reagieren viele Umfrageteilnehmer in Bezug auf Übernahmen eher gelassen auf das aktuelle makroökonomische und geopolitische Umfeld, so die Studienautoren. Mehr als die Hälfte der Umfrageteilnehmer sehen den Unternehmenskauf stattdessen als Mittel, Herausforderungen wie die Digitalisierung oder die Energiewende anzugehen.

„Privat“ dominiert
Auffällig ist, dass fast drei Viertel der Umfrageteilnehmer die Übernahme nicht börsennotierter Unternehmen bevorzugen. Vor fünf Jahren sah das Bild deutlich anders aus. Damals waren private M&A-Transaktionen für nicht einmal ein Drittel aller Umfrageteilnehmer Teil der Übernahmestrategie. In Zeiten volatiler Börsenkurse haben also Transaktionen abseits der Börse Priorität. Auch der zu beobachtende Trend zum Delisting bestätigt die Tendenz des „public to private“.

Übernahmehindernis Mindestannahmeschwelle
Ein gewisser Reformwunsch ist unter anderem beim Thema Mindestannahmeschwelle zu spüren. Indexfonds und das taktische Verhalten von Hedgefonds in Übernahmeverfahren können zu einem Hindernis für das Überschreiten von Mindestannahmeschwellen werden, wie jüngste M&A-Transaktionen gezeigt haben. So wurde zum Ende der Annahmefrist in Einzelfällen die Mindestannahmeschwelle nicht erreicht, was zum Scheitern der Transaktion führte. „Über 40 Prozent der Umfrageteilnehmer befürworten bei den Mindestannahmeschwellen eine gesetzliche Anpassung. Angesichts der jüngsten Entwicklungen bei M&A Transaktionen ist das nicht überraschend,“ betont Kiefner.

„Angesichts des schwächelnden Übernahmemarktes in Deutschland kommt unsere Studie zum richtigen Zeitpunkt, um den Ursachen dafür auf den Grund zu gehen“, so Bortenlänger. „Sie gibt einen umfassenden Überblick über wichtige Aspekte beim Thema Public M&A, die sowohl für Bieter als auch für potenzielle Übernahmekandidaten von Bedeutung sind“.

Die Studie finden Sie hier.

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