Anlagechancen bei Regionalbanken, den Schwellenländern und in Japan
Regionalbanken: Zu klein, um zu gedeihen?
Die Zusammenbrüche regionaler Banken Anfang 2023 hätten zwei strukturelle Probleme im US-Finanzsystem offengelegt: unzureichende Regulierung und Mängel bei der Einlagensicherung. Anfängliche Befürchtungen einer finanziellen Ansteckung hätten in den letzten Monaten allerdings nachgelassen, da die Zusammenbrüche inzwischen weithin als idiosynkratisch und nicht als systemisch angesehen werden. „Doch während die Ursachen vielleicht nur bei einzelnen Banken zu finden waren, können wir das Gleiche für die Auswirkungen nicht sagen“, sagt Russo. „Die zunehmende Regulierung wird wahrscheinlich zu Gegenwind für die Rentabilität führen, da künftig mehr Banken der gleichen aufsichtsrechtlichen Kontrolle unterworfen werden, die zuvor nur für die systemrelevanten Finanzinstitute galt.“ Gleichzeitig könne das schwindende Vertrauen der Einleger in kleinere, weniger regulierte Banken zu anhaltenden Finanzierungsproblemen führen, die deren Wettbewerbsfähigkeit einschränken könnten.
„So wie die Krise von 2008 zu einer Flut von Verkäufen von Vermögenswerten mit Abschlägen geführt hat, werden diese Zwänge auch jetzt unweigerlich Kaufgelegenheiten schaffen“, ist Russo überzeugt. Aber nicht alle Banken seien gleich, weshalb Anleger zwei Dinge beachten müssten: die Nachhaltigkeit des Geschäftsmodells der einzelnen Bank und die Frage, wie sich die Kosten der strengeren Regulierung auf ihre Eigenkapitalrenditen auswirken werden – ein wichtiger Maßstab für die finanzielle Produktivität.
Schwellenländer: Warum jetzt?
Gleichzeitig wende sich das Blatt langsam wieder zugunsten der Schwellenländer: „Ein Blick aus der Vogelperspektive zeigt, dass mehrere sich verbessernde Bedingungen zusammenkommen: das Auslaufen der Zinserhöhungszyklen, ein stabiler oder möglicherweise schwächerer US-Dollar und starke wirtschaftliche Wachstumsaussichten im Vergleich zu den Industrieländern bei gleichzeitig günstigen Bewertungen“, erklärt Russo. Insbesondere Indien und Indonesien würden weiterhin das schnellste Wirtschaftswachstum der Welt aufweisen. Zudem dürfte die Wiedereröffnung Chinas dazu beitragen, in den Emerging Markets ein Gegengewicht zur Abschwächung der US-Wirtschaft zu schaffen.
Doch trotz dieser positiven Dynamik bestehe weiterhin Unsicherheit: Welche Auswirkungen wird es auf die Geschäftstätigkeit Chinas haben, wenn die Spannungen zwischen China und dem Westen weiter eskalieren? Wird das harte Durchgreifen der chinesischen Regierung gegen große Unternehmen deren Wettbewerbsvorteile gefährden? Anleger sollten deshalb Länder- und unternehmensspezifische Risiken im Blick behalten.
Japan: Das Land der steigenden Erträge?
Auch das Bild, das sich Anleger von Japan machen, sei im Wandel begriffen. Seit den 1980er Jahren sei das Land bei Anlegern unbeliebt: Die Vermögensblase jenes Jahrzehnts habe langanhaltende Ängste vor überhöhten Bewertungen und anhaltender Deflation ausgelöst, während die anhaltende Underperformance des Aktienmarktes eine Generation von Anlegern dazu veranlasst habe, Japan als praktisch nicht investierbar zu betrachten. Diese Einstellung ändere sich allerdings nun, da viele Anleger die Vorteile der jahrelangen Strukturreformen in Japan erkennen würden, die darauf abzielen, die Verantwortlichkeit der Unternehmen zu erhöhen. „Der Wandel begann unter Premierminister Shinzo Abe mit einem Stewardship Code und einem Corporate Governance Code“, sagt Russo. „Diese Kodizes schienen zunächst nicht besonders wirkungsvoll zu sein, aber sie legten den Grundstein für die jüngsten Änderungen, die die Aussichten für die Kapitalrenditen japanischer Unternehmen erheblich verbessern.“ Kürzlich habe die Tokioter Börse die Standards verschärft, so dass Unternehmen, die zu lange unter ihrem Buchwert gehandelt würden, Verbesserungen vorweisen müssten oder Gefahr laufen würden, von der Börse genommen zu werden.
Fazit:
Aus Sicht Russos gibt es auf die eingangs genannten Fragen keine Antworten, die pauschal für alle gelten. Das ideale Vorgehen hänge von den Bedürfnissen des jeweiligen Anlegers ab. Sein Tipp: „Konzentrieren Sie sich auf die Fundamentaldaten der einzelnen Unternehmen und verstehen Sie die externen Kräfte, die sich langfristig auf deren Stärke auswirken werden.“ Eine gründliche Fundamentalanalyse sei entscheidend, um Anlagechancen in Zeiten des Wandels zu erkennen und zu nutzen.
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