Bibliotheken als offene und sichere Diskursorte schützen
Zum „Tag der offenen Gesellschaft“ sagt Dr. Holger Krimmer, Bundesgeschäftsführer des Deutschen Bibliotheksverbandes e.V. (dbv): „Bibliotheken sind Orte für demokratische Teilhabe, Meinungsfreiheit, Begegnungen auf Augenhöhe und gegenseitige Unterstützung. Sie sind Pfeiler einer lebendigen demokratischen Kultur und stehen für einen informierten Diskurs in zivilisierter Atmosphäre. Die Bedeutung von Bibliotheken nimmt gerade in ländlichen Regionen zu, je mehr private, öffentliche und gemeinnützige Räume und Zusammenschlüsse dem demographischen Wandel zum Opfer fallen. Gleichzeitig beobachtet der dbv besorgt, wenn Meinungsfreiheit und kulturelle Vielfalt in Bibliotheken angegriffen werden, wie etwa die Proteste gegen eine geplante Drag-Lesung in der Münchner Stadtbibliothek Bogenhausen uns vor Augen geführt hat. Auch hat es in den letzten Jahren wiederholt Fälle der mutwilligen Zerstörung von Büchern in Bibliotheken gegeben. Wir wollen den ‚Tag der offenen Gesellschaft‘ zum Anlass nehmen und deutlich machen, dass Bibliotheken offene und sichere Diskursorte sind, die es gesellschaftlich und politisch zu schützen gilt. Es stimmt: Demokratie braucht Streit. Aber eben auch eine Haltung der Verständigungsorientierung statt der Anfeindung und Ausgrenzung.“
Zum Hintergrund
Am 13. Juni 2023 hat die Stadtbibliothek München eine Drag-Lesung für Kinder ab vier Jahren organisiert. Bereits im Vorfeld gingen daraufhin bei der Bibliothek Drohungen ein. Verschiedene Parteien kritisierten zudem die Veranstaltung und forderten die Bibliothek auf, diese abzusagen. Eine Einmischung ganz anderer Art musste die Berliner Stadtbibliothek Tempelhof-Schöneberg erleben. Unbekannte hatten im Jahr 2021 Bücher, die sich kritisch mit rechten Tendenzen sowie mit linken Theorien und der Geschichte des Sozialismus befassen, mutwillig zerstört. Die Bibliothek hat daraufhin die Veranstaltungsreihe „Starke Seiten“ ins Leben gerufen.
Tag der offenen Gesellschaft
Seit 2017 findet jährlich im Juni der „Tag der offenen Gesellschaft“ statt. Unter dem Motto „Tische und Stühle raus” veranstalten Menschen und Einrichtungen wie Bibliotheken überall in Deutschland Austauschformate, um miteinander ins Gespräch zu kommen. Initiiert wird der Tag von der Initiative Offene Gesellschaft.
Der Deutsche Bibliotheksverband e.V. (dbv) vertritt mit seinen mehr als 2.000 Mitgliedern bundesweit über 9.000 Bibliotheken mit 25.000 Beschäftigten. Sein zentrales Anliegen ist es, Bibliotheken zu stärken, damit sie allen Bürger*innen freien Zugang zu Informationen ermöglichen. Der Verband setzt sich ein für die Entwicklung innovativer Bibliotheksleistungen für Wissenschaft und Gesellschaft. Als politische Interessensvertretung unterstützt der dbv die Bibliotheken insbesondere auf den Feldern Informationskompetenz und Medienbildung, Leseförderung und bei der Ermöglichung kultureller und gesellschaftlicher Teilhabe für alle Bürger*innen.
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