Kunst & Kultur

„Diese Programme gibt es nur in Gohrisch“

Am Donnerstag, den 22. Juni 2023, gehen die Internationalen Schostakowitsch Tage Gohrisch in ihren 14. Jahrgang. An vier Festivaltagen (bis 25. Juni 2023) werden sich wieder viele namhafte Künstler in Gohrisch dem Schaffen Dmitri Schostakowitschs widmen. Neben Werken des Namensgebers erklingen auch Kompositionen von Alfred Schnitte und Krzysztof Meyer – Schnittke starb vor 25 Jahren in Hamburg, Meyer feiert im August seinen 80. Geburtstag. Dem bedeutenden Komponisten und Schostakowitsch-Biografen Krzysztof Meyer wird im Rahmen des Festivals auch der Internationale Schostakowitsch Preis Gohrisch verliehen.

„Wir freuen uns außerordentlich auf das diesjährige Festival, das zum ersten Mal seit der Pandemie wieder unter ‚normalen‘ Bedingungen stattfinden kann“, konstatiert Tobias Niederschlag, der Künstlerische Leiter der Schostakowitsch-Tage. „Mit Vadim Gluzman, Boris Giltburg, dem Quatuor Danel und Isang Enders sind die Konzerte hochkarätig besetzt. Allein drei verschiedene Programme spielt die Pianistin Yulianna Avdeeva, die unter anderem mit der Sächsischen Staatskapelle Dresden in Gohrisch auftreten wird. Sie bereichert unser Festival bereits zum vierten Mal in Folge.“

Yulianna Avdeeva trat 2020, während der Pandemie, erstmals in Gohrisch auf und brachte damals in einer Stream-Produktion für das MDR Fernsehen und die Deutsche Grammophon mehrere Klavierstücke des jungen Schostakowitsch zur Uraufführung. Wie alle Künstlerinnen und Künstler tritt auch die 1. Preisträgerin des Warschauer Chopin-Wettbewerbs 2010 in Gohrisch ohne Honorar auf. „Es freut mich immer wieder, wie sich die Künstler für die Idee unseres Festivals und den Komponisten Dmitri Schostakowitsch begeistern lassen“, so Niederschlag. „Die Künstler verzichten auf eine Gage, lassen sich aber andererseits auf speziell für unser Festival zugeschnittene Programme ein, die sie in dieser Form nur in Gohrisch präsentieren. Auch das macht unser Festival einzigartig!“

So wird Yulianna Avdeeva in diesem Jahr in Gohrisch erstmals mit dem Quatuor Danel musizieren, in einem Solorezital Werke von Meyer, Schostakowitsch (darunter eine kurze „Murzilka“ als Deutsche Erstaufführung), Mieczysław Weinberg und die „Hammerklaviersonate“ von Ludwig van Beethoven interpretieren – nach wie vor ein Gipfelwerk der Gattung, das auch für Schostakowitsch prägend war. Gemeinsam mit der Sächsischen Staatskapelle und Mitgliedern des Gustav Mahler Jugendorchesters unter Oscar Jockel musiziert sie darüber hinaus das Konzert für Klavier und Streichorchester, ein Hauptwerk von Alfred Schnittke.

Oscar Jockel, der in diesem Jahr mit dem Herbert-von-Karajan-Preis der Osterfestspiele Salzburg ausgezeichnet wurde, debütiert am Pult der Staatskapelle, die das Festival seit 2010 als Partnerorchester unterstützt. Erstmals in Gohrisch zu erleben ist auch der Pianist Boris Giltburg, der eine eigene, kongeniale Klavierbearbeitung des dritten Streichquartetts von Schostakowitsch vorstellen wird. Mit Vadim Gluzman und Isang Enders kehren zwei Künstler nach Gohrisch zurück, die in den letzten Jahren immer wieder für Glanzpunkte bei dem Festival gesorgt haben.

Zum Abschluss gibt es ein Debüt, das unter besonderen Vorzeichen steht: Zum ersten Mal gastieren die Musikerinnen des Mriya-Quartetts mit der Pianistin Kateryna Titova in der Gohrischer Konzertscheune. „Dieses Konzert war uns ein besonderes Anliegen“, erklärt der Künstlerische Leiter. „Diese fantastischen Musikerinnen stammen alle aus der Ukraine und werden ein Programm mit Werken ukrainischer Komponisten sowie das Klavierquintett von Robert Schumann bei uns aufführen.“ Das ukrainische Wort „Mriya“ bedeutet „Traum“. Mit seinen Konzerten setzt das Quartett ein Zeichen jenseits des Krieges und des damit verbundenen Leids. Tobias Niederschlag: „Wir hoffen sehr, dass die damit verbundene Hoffnung auf ein Ende des Krieges bald vom Traum zur Wirklichkeit wird.“

Die Internationalen Schostakowitsch Tage Gohrisch finden vom 22. bis 25. Juni 2023 im Kurort Gohrisch in der Sächsischen Schweiz statt. Dort hatte Dmitri Schostakowitsch 1960 sein achtes Streichquartett komponiert, in dem er seinem Leiden unter dem Sowjetregime in bedrückender Weise Ausdruck verlieh. Für die sechs Konzerte und die Filmvorführung („Dmitri Schostakowitsch – Altowaja sonata“ von Semjon Aranowitsch und Alexander Sokurow, 1981) gibt es noch Restkarten. Eingeleitet wurde das Festival am 21. Juni 2023 mit einem Sonderkonzert der Sächsischen Staatskapelle Dresden im Dresdner Kulturpalast.

www.schostakowitsch-tage.de

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