„Gebäude wie Bäume, Städte wie Wälder“
• 7. Design & Build Konferenz Deutschland in Berlin
• Expertinnen und Experten fordern mehr Innovationen und Partnerschaft beim Planen und Bauen
• Im Fokus: Klimaschonendes Bauen, Kreislaufwirtschaft bei Neubau und Sanierung sowie Modelle für partnerschaftliches Bauen
Die Bau- und Immobilienwirtschaft muss klimaschonender, innovativer und partnerschaftlicher bauen – nur so lassen sich die wachsenden Anforderungen an den Klimaschutz und die herausfordernde Marktsituation bewältigen. Darin waren sich die Expertinnen und Experten auf der 7. Design & Build Konferenz Deutschland, die gestern in Berlin stattfand, einig. Die vom Beratungsunternehmen RUECKERCONSULT organisierte Konferenz versammelte rund 120 Planer, Architekten sowie Entscheidungsträger aus Kommunen, Bau- und Immobilienwirtschaft am Berliner Alexanderplatz. Das Programm bot eine Reihe wegweisender Projekte und teils kontroverse Diskussionen zu aktuellen Rahmenbedingungen.
Der Umweltforscher Prof. Dr. Michael Braungart machte in seinem Eröffnungsvortrag „Cradle to Cradle“ deutlich, wie dringlich und zugleich chancenreich eine konsequente Kreislaufwirtschaft für die Bau- und Immobilienwirtschaft ist. „Cradle to Cradle bedeutet ‚Von der Wiege zur Wiege‘ und verfolgt das Ziel, umfassende Qualität und Nützlichkeit in der technischen und materiellen Kreislaufwirtschaft zu erreichen“, sagte Braungart, der neben seinem Lehrauftrag an der Leuphana Universität Lüneburg auch Geschäftsführer der Braungart EPEA – Internationale Umweltforschung GmbH ist. Er animierte die Teilnehmer, Nachhaltigkeit neu zu verstehen, Innovationen zu fördern, nicht klimaneutral, sondern klimapositiv zu sein. „Wir müssen unsere Nährstoffe zurückgewinnen. Wir brauchen Immobilien, die klimapositiv wirken. Gebäude wie Bäume und Städte wie Wälder.“ Klimapositive Städte, so Braungart, sind möglich, wenn ein konsequentes Umdenken stattfindet und Architektur sowie Baumaterialien kreislauffähig würden. Dass dies keine Utopie bleiben muss, zeigte die 7. Design & Build Konferenz mit konkreten Beispielen.
Gebäude als Rohstofflager
Stefan Bublak, Fachbereichsleiter Bauen und Umwelt bei der Kreis- und Hansestad Korbach, stellte in seinem Vortrag das Urban Mining Modellprojekt Rathaus Korbach vor. Das dort realisierte Urban Mining Konzept nutzte den abzubrechenden Rathausanbau als „urbane Mine“ und führte die daraus gewonnenen Baustoffe dem Neubau zu. „Das neue Gebäude wird nachfolgenden Generationen als wertvolles Rohstofflager dienen können. Dies haben wir dadurch erreicht, dass sämtliche Materialien des Neubaus so miteinander verbunden wurden, dass sie bei einem späteren Rückbau oder einer Sanierung sortenrein trennbar sind“, sagte Stefan Bublak und betonte zugleich: „Wir Architekten und Bauherren müssen umdenken.“
Recycelte Baumaterialien sind noch Neuland
Auch in der Landeshauptstadt München ist ortsnahes Recycling beim Bau inzwischen zu einem Leitprinzip der kommunalen Projektentwicklung geworden. Die Stadt setzt hierbei gezielt EU-Fördermittel für nachhaltiges Bauen ein, wie Bauingenieur Daniel Rank aus dem Bereich Städtebauliche Projektentwicklung der Landeshauptstadt München in seinem Vortrag verdeutlichte. „Wir entwickeln zurzeit das Areal der ehemaligen Bayernkaserne, auf dem bis 2030 ein neues Stadtquartier mit rund 5.500 Wohnungen entstehen soll. Die Grundsätze des zirkulären Bauens spielen dabei eine zentrale Rolle. Zum einen geht es darum, so viel Material wie möglich vor Ort aufzubereiten, und zum anderen die entstandenen Recycling-Produkte im Neubau wieder einzusetzen“, sagte Rank.
Dr. Patrick Bergmann, Geschäftsführer Madaster Germany GmbH, und Carla Jung-König, Stadtplanerin bei der Stadt Heidelberg, stellten anschließend die Stadt Heidelberg als erste kreislauffähige Kommune vor. Dort entstehe die größte Passivhaussiedlung in Deutschland nach dem Urban Mining Prinzip: Die über 100 Hektar große Konversionsfläche Patrick Henry Village – ein neuer Stadtteil für rund 10.000 Menschen. „Wir wollen Ressourcen so hochwertig und unzerstört wie möglich wiederverwenden“, so Carla Jung-König.
Baustoffe und Bauprozess haben größten Anteil an CO2-Bilanz
Christof Hardebusch, Geschäftsführer von RUECKERCONSULT, resümiert: „Politik und Öffentlichkeit legen den Fokus beim Klimaschutz immer noch sehr einseitig auf den Betrieb von Gebäuden. Der größere Teil der CO2-Bilanz von Immobilien entsteht allerdings durch die eingesetzten Baustoffe und den Bau selbst. Die zahlreichen im Rahmen der 7. Design & Build Konferenz Deutschland präsentierten Projekte zeigen, dass die Branche diese Herausforderung verstanden hat und annimmt.“ Gemeinsam mit Brigitte Adam, Geschäftsführende Gesellschafterin von ENA EXPERTS GmbH & Co. KG Real Estate Valuation, hat Hardebusch die Konferenz moderiert.
Als Branchenforum für das partnerschaftliche Bauen versammelt die Design & Build Konferenz Deutschland seit 2017 Bauherren, Architekten, Planer, Bau- und Immobilienunternehmen sowie andere am Bauprozess Beteiligte. Ermöglicht wurde die diesjährige Konferenz durch die Gold-Partner ASD Real Estate, BEOS AG, Drees & Sommer, Goldbeck, HOCHTIEF, TM Ausbau sowie UNDKRAUSS und die Silber-Partner CP Bauteam und Vollack. Verbandspartner waren der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie, crenet e.V. und der ZIA Zentraler Immobilien-Ausschuss e.V..
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