Gesetzliche Pflicht verletzt: Schmerzmedizinische Versorgung ist nicht sichergestellt
In Deutschland leben rund 4 Millionen Patienten mit schweren und hochproblematischen chronischen Schmerzen. Von diesen Patienten könnten heute in Deutschland nur etwa 400.000 Patienten von einem der rund 1.300 ambulant tätigen Schmerzmedizinern im Quartal schmerzmedizinisch versorgt werden, so Nadstawek.
Patienten mit schweren und hochproblematischen chronischen Schmerzen benötigten in der Regel eine Therapie durch Schmerzspezialisten, bei der verschiedene Methoden kombiniert werden, die sog. interdisziplinäre multimodale Schmerztherapie. Nadstawek: "Eine interdisziplinäre multimodale Schmerztherapie kann aktuell jedoch nur in rund 450 Krankenhäusern durchgeführt werden. Im ambulanten Bereich ist eine interdisziplinäre multimodale Schmerztherapie überhaupt nicht in der ambulanten
vertragsärztlichen Versorgung vorgesehen. Wir haben keinen Facharzt für Schmerzmedizin und keine Bedarfsplanung. Die schmerzmedizinische Versorgung läuft auf Grund, wenn nicht schnell von den Verantwortlichen reagiert wird. Die vom Gemeinsamen Bundesausschuss festgestellten Strukturmängel müssen endlich angegangen werden."
Lösungsmöglichkeiten sieht der BVSD in der Einführung eines von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, den Kassenärztlichen Vereinigungen und dem BVSD entwickelten Konzept zur multimodalen Behandlung von Patienten mit chronischen Schmerzen in der ambulanten vertragsärztlichen Versorgung. Damit könne die ambulante Schmerzmedizin im Sinne einer SAPV-Palliativversorgung weiterentwickelt werden. Außerdem: Die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe fördert seit 2022 bislang als einzige KV die
Zusatzweiterbildung Spezielle Schmerztherapie. Damit erhöhten sich die Chancen erheblich, den dringend benötigten schmerzmedizinischen Nachwuchs zu gewinnen, so der BVSD-Vorsitzende. Der BVSD fordert, dass weitere KVen schnell diesem Beispiel folgen.
Bei der geplanten Krankenhausreform fordert der BVSD von den Ländern und vom Bund eine klare Zusage, dass die Schmerzmedizin als eigenständige Leistungsgruppe definiert und fest in der Krankenhausplanung verankert wird, um die zunehmende Anzahl von Patienten mit schweren und hochproblematischen chronischen Schmerzen zukünftig sach- und bedarfsgerecht teil- und vollstationär versorgen zu können.
Der über seine Landesverbände bundesweit organisierte BVSD vertritt die berufspolitischen Interessen aller schmerztherapeutisch und in der Palliativmedizin tätigen Ärzte und Psychologischen Psychotherapeuten und setzt sich für die weitere qualitative und strukturelle Entwicklung der Allgemeinen und Speziellen Schmerztherapie und der Palliativmedizin ein. Schwerpunkte der Verbandsarbeit liegen in der Vertragsentwicklung und im Kooperationsmanagement sowie in der Qualitätssicherung und im -management.
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