Geteilte Professur für Nachwuchskräfte
Viele Hochschulenstehen bei der Gewinnung von Professorinnen und Professoren vor der Herausforderung, dem Bewerbermangel in naturwissenschaftlich-technischen Fächern zu begegnen. Zudem bevorzugen viele qualifizierte Kandidatinnen und Kandidaten angebotene Professuren in Ballungszentren und nicht in ländlich geprägten Räumen. Die Hochschule Aalen geht mit dem Bund-Länder-Programm „FH-Personal“ nun neue Wege und versucht den Herausforderungen aktiv zu begegnen, um ihre Attraktivität und die Sichtbarkeit als Arbeitgeberin (über-)regional zu steigern. Eine Maßnahme sieht dabei auch die Berufung von „Shared Professorships“ vor. Bei diesem Modell sind Professorinnen und Professoren sowohl an der Hochschule Aalen als auch in einem kooperierenden Unternehmen in der Praxis jeweils zur Hälfte angestellt. So können junge Talente an der Hochschule gefördert und auf eine HAW-Professur vorbereitet werden, indem sie Berufserfahrung in der Industrie sammeln.
Professorin und gleichzeitige Industrietätigkeit
Die erste Shared Professorship „Nachhaltige Unternehmensführung“ konnte kürzlich im Projekt mit Dr. Simone Häußler erfolgreich an der Hochschule besetzt werden. Die gebürtige Oberpfälzerin absolvierte ihr Studium in Nachhaltiger Unternehmensführung an der Universität Ulm und promovierte dort zum Thema „Anwendung der partizipativen Aktionsforschung auf Fragestellungen der kommunalen Klimaanpassung am Beispiel des Landes Baden-Württemberg“. Für ihr Promotionsprojekt gründete sie ein landesweites Expertennetzwerk für kommunale Klimaanpassung und initiierte Workshops und Veranstaltungen zur Erhebung von Daten, sowie zum Wissensaustausch unter kommunalen Entscheidern.
An der Hochschule Aalen lehrt und forscht Häußler seit diesem Semester als Professorin im neuen Master Nachhaltige Unternehmensführung. Insbesondere beschäftigt sich die Wissenschaftlerin am Aalener Institut für Unternehmensführung (AAUF) mit dem Thema Corporate Social Responsibility (CSR) und den damit zugehörigen Berichtspflichten für Unternehmen. „Hintergrund ist, dass rund 50.000 Unternehmen in der Europäischen Union (davon 15.000 in Deutschland) zur sogenannten Nachhaltigkeitsberichterstattung ab dem Jahr 2024 verpflichtet sind. Sie müssen ermitteln, wie und in welchem Umfang ihre Investitionsausgaben als ökologisch-nachhaltig im Sinne der sogenannten technische Bewertungskritierien zur Beurteilung der Erfüllung der EU-Umweltziele einzustufen sind. Darüber hinaus müssen sie menschenrechtliche und umweltbezogene Sorgfaltspflichten wahrnehmen und dokumentieren“, erläutert Häußler.
Neben ihren akademischen Erfolgen blickt Häußler auf eine mehrjährige Karriere in der Industrie zurück. So war sie beispielsweise für einen international agierenden Großkonzern als Verwaltungsdirektorin am Standort Spanien tätig. Diese Industrieerfahrung möchte sie zukünftig bei ihrem zweiten Standbein der Shared Professorship, bei der Tätigkeit in der Nachhaltigkeitsabteilung der Konzernzentrale der Paul Hartmann AG, fortführen. Die Fokusthemen liegen dort vor allem in den Bereichen EU-Gesetzgebung und Nachhaltigkeitsberichterstattung sowie der Durchführung von praktischen Nachhaltigkeits-Ratings und -Maßnahmen. „Die praktische Arbeit im Konzern entspricht dabei thematisch der inhaltlichen Vertiefung in Forschung und Lehre auf Hochschulseite, so dass sich beide Welten perfekt ergänzen“, so Häußler.
Nachhaltigkeit an der Hochschule
Auf die Frage, wie das Thema Nachhaltigkeit an der Hochschule aufgegriffen werden kann, antwortet die Professorin: „Mir geht es im Hochschulkontext in erster Linie um die Vermittlung eines ganzheitlichen Blicks auf das Thema Nachhaltigkeitsmanagement für Studierende. Dazu gehören Basics zum Klimawandel, die strategische Unternehmensentwicklung in Richtung Nachhaltigkeit, sowie rechtliche Fragestellungen.“ Zudem möchte Häußler sich in die zukünftige Entwicklung des Themas Nachhaltigkeit – beispielsweise durch ihre Mitwirkung im Steuerkreis „Green Technology and Economy“ – an der Hochschule Aalen einbringen. Häußler ist sich sicher: „Nachhaltigkeit ist der Innovationsmotor für die nächsten Jahre. Es braucht eine entschiedene strategische Ausrichtung, sowie den Mut, diesen Weg zukünftig auch zu beschreiten.“
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