HAMBURG WASSER erprobt Wasserrecycling
Ingo Hannemann, Sprecher der Geschäftsführung von HAMBURG WASSER, hat das Pilotprojekt anlässlich der heutigen Jahres-Pressekonferenz vorgestellt: „Ein großer Teil des häuslichen Wasserbedarfs unterliegt einer saisonalen Beeinflussung. Mit der Zunahme von begrünten Dächern und Fassaden in der Stadt wird die Nachfrage im Sommer weiter ansteigen, weil Gründächer und Co. in langen Trockenphasen ebenfalls bewässert werden müssen. Das vergrößert den Druck auf unsere Versorgungssysteme und die Ressource Grundwasser. Mit unserem Projekt zum Wasserrecycling möchten wir ein Produkt entwickeln, das hilft, solche Bedarfsspitzen abzupuffern. Wenn sich das Konzept bewährt, stellt es eine Anpassungsoption dar, die in ganz Deutschland helfen kann, die kommunale Wasserversorgung robuster zu gestalten und Nutzungskonflikten vorzubeugen.“
Bis zu 70 Prozent weniger Trinkwasserbedarf – dank „Mülltrennung“ von Abwasser
Das von HAMBURG WASSER entwickelte Abwassersystem, das im Neubauquartier Jenfelder Au zum Einsatz kommt, teilt die Abwasserströme konsequent auf, um sie bestmöglich nutzen zu können. Das Prinzip ähnelt der häuslichen Mülltrennung. Einzelne Abwässer werden separat abgeleitet und behandelt. „Das Toilettenwasser der Jenfelder Au erfassen wir bereits seit gut vier Jahren mit einem Unterdrucksystem. Die Fäkalien werden dabei nicht wie sonst üblich mit viel Wasser Richtung Klärwerk geschwemmt, sondern relativ unverdünnt per Vakuumkanalisation eingesammelt und dezentral verwertet. Allein das spart gut 25 Prozent des häuslichen Wasserbedarfs“, sagt Ingo Hannemann. Mit dem Wasserrecycling geht HAMBURG WASSER nun einen Schritt weiter. In den Blick rückt dabei das sogenannte Grauwasser, das in den Haushalten beim Duschen, Spülen und Waschen entsteht. Bislang wurde dieses in die konventionelle Kanalisation geleitet und auf dem zentralen Klärwerk im Hamburger Hafen behandelt. Künftig wird es ebenfalls dezentral in der Jenfelder Au aufbereitet. Dazu hat HAMBURG WASSER ein Verfahren entwickelt, das im Grauwasser enthaltene Schadstoffe zuverlässig entfernt. „Die Qualität des recycelten Grauwassers ist so gut, dass es bedenkenlos zur Bewässerung von Pflanzen und zur Spülung der Toilette genutzt werden kann. Kombiniert mit eingesammeltem Regenwasser und konsequent angewendet, wird der Trinkwasserbedarf damit erheblich sinken“, sagt Ingo Hannemann.
Das Recyclingprojekt ist erst einmal auf fünf Jahre begrenzt. In dieser Zeit wird HAMBURG WASSER ein Infrastruktur-Modul zur Speicherung, Steuerung und Bereitstellung von Wasser zu Brauchwasserzwecken entwickeln und erproben. Das Modul ermöglicht es, einem Gewerbepark Regenwasser in Kombination mit aufbereitetem Grauwasser als Brauchwasser bereitzustellen und damit Trinkwasser zu ersetzen, wodurch die Ressource Grundwasser entlastet wird. Das Einsparpotenzial wird über den Projektzeitraum hinweg ausgewertet. Die Ergebnisse teilt HAMBURG WASSER mit der Wasserwirtschaft und der Wohnungswirtschaft, um ihre Übertragbarkeit und mögliche Skalierungseffekte bestmöglich abzuschätzen. „Das Wasserrecycling könnte sich als Kernelement für die wassersensible Stadtentwicklung der Zukunft entwickeln – nicht nur in Hamburg. Es ist unser Anspruch, Treiber solcher neuen Lösungen zu sein“, blickt Ingo Hannemann voraus.
Rückläufiger Wasserverbrauch, steigende Kosten und Investitionen für mehr Sicherheit
Wirtschaftlich war das Jahr 2022 für HAMBURG WASSER erfolgreich – trotz schwieriger Bedingungen. Insgesamt hat HAMBURG WASSER im vergangenen Jahr 2,2 Millionen Menschen mit 114,5 Millionen Kubikmetern Trinkwasser versorgt und 153 Millionen Kubikmeter Abwasser gereinigt. „Der Trinkwasserverkauf ist im Vergleich zum Vorjahr damit rund anderthalb Millionen Kubikmeter geringer ausgefallen – trotz Rekordtemperaturen im Sommer. Wir gehen davon aus, dass sich die exorbitant gestiegenen Energiekosten auf die Nutzung von insbesondere Warmwasser ausgewirkt haben,“ bilanziert Gesine Strohmeyer. Der Gewinn aus dem Trinkwassergeschäft liegt mit 28,7 Millionen Euro gut zehn Millionen unter dem Vorjahresniveau und wird an die Freie und Hansestadt Hamburg abgeführt. „Das außerordentlich gute Ergebnis des Jahres 2021 hing maßgeblich mit einem Einmaleffekt zusammen, der sich durch einen Grundstücksverkauf ergeben hatte. Insofern waren wir auf einen Gewinnrückgang im Jahr 2022 vorbereitet. Mit dem erwirtschafteten Jahresüberschuss sind wir sehr zufrieden. Dass wir im Konzernverbund das Niveau der Vorjahre trotz der gesunkenen Wasserliefermenge annähernd erreicht haben, ist ein Erfolg“, ordnet Gesine Strohmeyer den Ertrag aus dem Trinkwassergeschäft ein.
Das Ergebnis der Abwassersparte beträgt 67,6 Millionen Euro, die in die Rücklagen des Unternehmens fließen und für Investitionen in den Funktionserhalt von Kanalisation und Klärwerk genutzt werden. „Um das hohe Maß an Versorgungssicherheit, das unsere Kundinnen und Kunden von uns gewöhnt sind, zu halten, und um unsere Systeme krisenresilienter aufzustellen, tätigen wir umfassende Investitionen. Allein im Jahr 2022 haben wir mehr als 210 Millionen Euro investiert, bis 2026 kommt über eine Milliarde hinzu“, sagt Gesine Strohmeyer. „Neben unseren Werken und Netzen nehmen wir dabei verstärkt die Systeme zur IT-Sicherheit in den Blick. Allerdings verzeichnen wir auch in diesem Bereich drastische Kostensteigerungen.“
Insgesamt geht HAMBURG WASSER angesichts der anhaltenden Inflation davon aus, bis 2030 Mehrkosten von gut 45 Prozent gegenüber 2022 schultern zu müssen. „Netze und Werke für die Wasserversorgung und Abwasserentsorgung haben stetige Investitionsbedarfe und weisen einen hohen Anteil an Fixkosten auf. Dienstleistungen wie IT-Sicherheit sind in Krisenzeiten unerlässlich. Wir haben es also in vielen Bereichen mit Kosten zu tun, die wir kaum beeinflussen können. Gleichzeitig führt der sorgsame Umgang mit der Ressource Wasser zu sinkenden Einnahmen“, schildert Gesine Strohmeyer die wirtschaftliche Herausforderung und kündigt an: „Um dieses Spannungsfeld zu lösen, prüfen wir weitere Effizienzsteigerungen im Unternehmen. Dabei liegt unser Fokus auf der Digitalisierung unserer Prozesse.“
Nasser Winter 2022/2023 – Grundwasserstände erholen sich
Nachdem insbesondere die Jahre zwischen 2018 und 2021 von erheblicher Trockenheit geprägt waren, haben die Grundwasserpegel in Hamburg und der Metropolregion lange Zeit eine sinkende Tendenz aufgewiesen. Dieser Trend ist durch die nassen Winterhalbjahre 2021/2022 und 2022/2023 vorerst gestoppt, weil Grundwasser ganz überwiegend im Winterhalbjahr durch Niederschlag neu gebildet wird. Von November 2022 bis Ende April 2023 fielen an der Wetterstation Hamburg-Fuhlsbüttel insgesamt 381 mm Niederschlag. Der langjährige Durchschnittswert der Klimareferenzprognose 1990 – 2020 wurde damit um rund 8,5 Prozent übertroffen. „Die regenreiche Phase im Winterhalbjahr war äußerst vorteilhaft für unsere Ressourcen. Die oberflächennahen Grundwasserleiter haben bereits wieder Normalstände erreicht. In den tiefen Grundwasserleitern tritt dieser Effekt zeitverzögert ein, sie stabilisieren sich aber spürbar. Wir werden die Ganglinien im vierten Quartal dieses Jahres erneut systematisch auswerten“, kündigt Ingo Hannemann an.
HAMBURG WASSER gewinnt sein Trinkwasser ausschließlich aus Grundwasser und betreibt dazu rund 450 Brunnen, die das Wasser aus Tiefen zwischen 20 und 429 Metern fördern.
HAMBURG WASSER ist der Gemeinschaftskonzern der Hamburger Wasserwerke GmbH und der Hamburger Stadtentwässerung AöR. Das Unternehmen versorgt rund zwei Millionen Menschen in der Hamburger Metropolregion mit bestem Trinkwasser und reinigt das Abwasser. Darüber hinaus bringt HAMBURG WASSER seine über 175-jährige Erfahrung in der Wasserwirtschaft in Projekten im In- und Ausland ein.
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