Primitive Future
Eröffnung: Freitag, 14. Juli 2023, 18.30 Uhr
Ort: Aedes Architekturforum, Christinenstr. 18–19, 10119 Berlin
Öffnungszeiten: Mo 13–17 Uhr,Di–Fr 11–18.30 Uhr, Sonn- und Feiertage 13–17 Uhr, Sa 15. Juli 2023, 13–17 Uhr
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http://bit.ly/3Jbg1iS
Pressevorbesichtigung: Freitag, 14. Juli 2023, 12 UhrTeilnahme möglich nach Anmeldung bis zum 12. Juli 2021 per Mail an ms@aedes-arc.de.
Sou Fujimoto ist ein visionärer Architekt, der die Beziehung zur natürlichen und gebauten Umwelt neu denkt. In seinen poetischen Projekten geht es dem japanischen Architekten um eine Balance zwischen Ordnung und Unordnung, Einfachheit und Komplexität – physische Grenzen sollen sich in seiner Architektur visuell auflösen. Anlässlich der Auszeichnung Fujimotos als AW Architekt des Jahres 2023 ist die Ausstellung bei Aedes seiner experimentellen Herangehensweise gewidmet. Eine raumgreifende Installation repräsentiert eine Auswahl an Projekten, darunter „gestapelte“ Häuser, die Berge assoziieren, Strukturen, die der Form von Bäumen folgen oder Dächer, auf denen kleine Wälder wachsen. Zusammen spiegeln sie eine Architektur-Philosophie wider, die Sou Fujimoto selbst als Primitive Future beschreibt: Architektur in Einklang mit Mensch und Natur.
Geboren und aufgewachsen auf der japanischen Insel Hokkaido, hat Sou Fujimoto seit seiner Kindheit ein starkes Interesse an der Natur entwickelt. Architektur lernte er hingegen in einer entgegengesetzten, künstlichen, städtischen Situation kennen: in Tokio, der bevölkerungsreichsten Metropole Japans. Dies hat dazu geführt, dass Fujimoto die Beziehung zwischen Architektur und Natur als wesentlichen Bestandteil seiner Arbeit thematisiert. „Wir sehen uns heute mit weltweiten Problemen konfrontiert: Naturkatastrophen, Erdbeben, Klimawandel und eine Pandemie. Ich denke, dass die Architektur in Zukunft mehr mit der Natur verbunden sein wird. Das heißt, dass wir über Architektur als Natur nachdenken und gleichzeitig die Natur als Architektur betrachten,“ erklärt Fujimoto.
Alles ist miteinander verbunden
Wenn Sou Fujimoto über eine neue Architektur nachdenkt, geht er von einer Basis aus, die er als „primitiv“ bezeichnet: die ursprüngliche, vielschichtige Beziehung zwischen Mensch und Natur. Trotz der Gegensätzlichkeit von Natur und Architektur, möchte er beides gleichermaßen in seine Projekte integrieren. Dabei lotet er aus, wie die Unterschiede nicht nur aufgehoben, sondern auch diffus miteinander in Resonanz kommen und schwingen können – und dadurch neue „Orte“ entstehen. Sou Fujimoto erklärt: „Alles ist anders, aber alles ist miteinander verbunden. Eins sein und gleichzeitig viele sein. Einfach, aber komplex. Ich interessiere mich für eine Architektur, die wirklich mit der Natur, der Stadt und den Menschen in Einklang steht.“
Ausgehend von dieser Architektur-Philosophie hat Sou Fujimoto in über zwanzig Jahren Praxis ein umfangreiches und faszinierendes Portfolio entwickelt, vornehmlich in Japan und China, aber auch in Europa. Beispielsweise ist es ihm mit dem baumartigen Wohnturm L’Arbre Blanc (2019) in Montpellier meisterhaft gelungen, Funktionalität mit einem von origamiartiger Leichtigkeit geprägtem Design zu verbinden – ein poetisches Stück Architektur. Ähnlich wie beim House of Music (2022) in Budapest, wo Fujimoto spielerische Interaktionen und Beziehungen zwischen den Nutzer:innen und dem organisch geformten, teilweise transparenten Gebäude herstellt, das im Stadtpark der ungarischen Hauptstadt mit der umgebenden Natur förmlich verschmilzt. Mit seinen minimalen und pointierten gestalterischen Eingriffen in der Enge des urbanen Raums schafft Fujimoto ein Gleichgewicht zwischen Natur und Mensch, das ein Höchstmaß an positiver Identifikation mit dem Ort auslöst und eine räumliche, sinnliche Erfahrung ermöglicht.
Ausstellung
Primitive Future – Everything Is Circulating widmet sich zwölf realisierten und in Planung befindlichen Projekten von Sou Fujimoto Architects. Im ersten Ausstellungsraum geben zwölf Filme Einblicke in die Entwurfsprozesse der vielfältigen Typologien und Formen. Der Bezug zu Fujimotos Architektur-Philosophie wird im zweiten Ausstellungsraum dargestellt: Eine raumgreifende Installation bringt die Idee einer zusammenhängenden Welt anhand von zwölf schwebenden Drahtobjekten zum Ausdruck. Dabei lassen sich in einer Linie Menschen, Natur, Geografie und Architektur ablesen. Diese zirkulieren wie eine Metamorphose. Je nach Betrachtungsstandpunkt können verschiedene Maßstäbe und Szenen als dreidimensionale Zeichnung in einem Raum erscheinen, die mit unterschiedlichen Dingen in Verbindung und Einklang stehen.
Über Sou Fujimoto Architects
Sou Fujimoto Architects ist ein im Jahr 2000 in Tokio, Japan, gegründetes Büro, das sich internationalen Projekten in den Bereichen Architektur, Urbanismus, Forschung und Innovation widmet. Im Jahr 2016 wurde das Sou Fujimoto Atelier Paris als weiterer Standort eingerichtet. Insgesamt beschäftigt das Büro ein internationales Team aus etwa 80 Mitarbeitenden. Zu den zahlreichen Auszeichnungen gehören unter anderem: AR Award Grand Prize und 2008 Japan Institute of Architects Grand Prize für das Children’s Psychiatric Rehabilitation Center, der erste Preis beim World Architectural Festival 2008 in Barcelona, der Wallpaper Award 2009 und der New London Award 2013 für den Serpentine Pavilion und der Marcus Prize 2013.
AW Architekt des Jahres 2023
Seit 2012 zeichnet AW Architektur & Wohnen mit dem Preis AW Architekt des Jahres aufstrebende Architekt:innen aus, die mit originellen Konzepten und Gestaltungsideen neue Impulse für Architektur und Stadt setzen. 2023 wird der Award an das Studio von Sou Fujimoto Architects verliehen. „Altes auflösen, Neues erfinden, Zukunft gestalten: Für Sou Fujimoto sind Natur, Architektur und Menschen stets untrennbar miteinander verbunden“, lobt Karen Hartwig, Chefredakteurin von AW Architektur & Wohnen. „Für diese herausragende Haltung und den konsequenten Ansatz, mit Architektur Innen- und Außenraum zu verbinden und jedes Projekt dabei immer wieder neu zu denken, zeichnen wir das Studio als AW Architekt des Jahres 2023 aus. Mit Sou Fujimoto freuen wir uns über einen besonders aufstrebenden und zukunftsweisenden Preisträger.“
AW Architektur & Wohnen mit Sitz in Hamburg ist eines der führenden Magazine für Architektur, Design, Wohnen, Gartengestaltung und Reisen in Deutschland. Seit mehr als 60 Jahren beteiligt sich AW Architektur & Wohnen aktiv am kulturellen Diskurs, setzt sich für höchste Qualität in Architektur, Innenarchitektur und Produktdesign ein und präsentiert internationale Vordenker:innen aus diesen Bereichen. Seit 1997 kürt die Redaktion alljährlich international renommierte Gestalter:innen als AW Designer des Jahres, seit 2012 verleiht AW Architektur & Wohnen darüber hinaus auch den Preis AW Architekt des Jahres. Mit dieser Auszeichnung ehrt die Redaktion Architekt:innen, die durch individuelle Konzepte und kreative Gestaltungsideen neue Impulse für Architektur und Stadt geben. Bisherige Preisträger:innen sind u.a. MVRDV, Bjarke Ingels Group, gmp Architekten, Dorte Mandrup, Snøhetta, Kéré Architecture und Tatiana Bilbao Estudio.
Es erscheint ein Aedes Katalog.
Weitere Informationen:
www.aedes-arc.de
Zur Eröffnung sprechen
Hans-Jürgen Commerell Aedes, Berlin
Yasuhiro Kitaura Leiter der Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit und Kultur, Botschaft von Japan in Deutschland
Sou Fujimoto Sou Fujimoto Architects, Tokio
Großzügig unterstützt durchAW Architektur & Wohnen, Laufen, Godelmann, Actiu, Dedon, Gira
Wir danken den Aedes Kooperationspartnern
Zumtobel, Cemex, Camerich
Appendix – Auswahl der Ausstellungsprojekte
House N
Oita, JP, 2008
Ein Haus für zwei und einen Hund, das aus drei ineinander verschachtelten, immer größer werdenden Häusern besteht. Die äußere Hülle bedeckt das gesamte Gelände und bildet einen überdachten Garten. Die zweite Hülle umschließt einen begrenzten Raum innerhalb des überdachten Außenbereichs. Die dritte Hülle schafft einen kleineren Innenraum. Die Bewohner:innen gestalten ihr Leben innerhalb dieser Abstufung. Ich habe immer bezweifelt, dass Straßen und Häuser durch eine einzige Mauer getrennt sein sollten und denke, dass Abstufungen und ein Gefühl für verschiedene Entfernungen zwischen Straßen und Häusern eine Möglichkeit bieten könnten: ein Ort im Haus relativ nah an der Straße; ein Ort etwas weiter von der Straße entfernt; und ein Platz deutlich von der Straße entfernt, in sicherer Privatsphäre. Deshalb ist das Leben in diesem Haus wie ein Leben in den Wolken. Eine klare Grenze ist nirgends zu finden, lediglich eine allmähliche Veränderung. Man könnte sagen, dass eine ideale Architektur ein Außenraum ist, der sich wie ein Innenraum anfühlt, und ein Innenraum, der sich wie ein Außenraum anfühlt. Meine Absicht war es, eine Architektur zu schaffen, bei der es weder um Raum noch um Form geht, sondern einfach darum, den Facettenreichtum dessen, was „zwischen“ den Häusern und Straßen liegt, zum Vorschein zu bringen. Ich stellte mir vor, dass Stadt und Haus im Grunde genommen nicht voneinander zu unterscheiden, sondern lediglich verschiedene Ausdrucksformen ein und desselben Phänomens sind: Ausprägungen eines ursprünglichen menschlichen Lebensraums. Dies ist die Vorstellung eines ultimativen Hauses, in dem alles, vom Ursprung der Welt bis zu einem bestimmten Haus, nach einer einzigen Methode gestaltet ist.
Musashino Art University Museum & Library
Tokio, JP, 2010
Bei diesem Projekt handelt es sich um eine Bibliothek für eine der bedeutendsten Kunstuniversitäten Japans. Es beinhaltet die Planung eines neuen Bibliotheksgebäudes und den Umbau des bestehenden Gebäudes in eine Kunstgalerie, die beide Einrichtungen miteinander verbinden soll. Die 6.500 Quadratmeter große, zweistöckige Bibliothek wird wie eine riesige Arche wirken und 200.000 Medien enthalten, von denen die Hälfte im Freihandbereich und die andere Hälfte in geschlossenen Magazinen untergebracht wird. Es handelt sich um eine Bibliothek, die aus einem einzigen, unendlich langen Bücherregal besteht. Diese spiralförmige Abfolge des Bücherregals setzt sich fort, bis es sich schließlich als Außenwand um die Peripherie des Objekts wickelt, so dass das äußere Erscheinungsbild des Gebäudes die gleiche Komposition der Bücherregal-Elemente aufweist wie die Bibliothek. Bei der ersten Begegnung wird dieses enorm lange Bücherregal in der Universitätslandschaft sofort als eine Bibliothek wahrgenommen, die in ihrer traumhaften Einfachheit verblüfft. Forschung und Erkundung, die beiden scheinbaren Widersprüche, die Bibliotheken innewohnen, können durch die Form der Spirale koexistieren, die zwei gegenläufige Bewegungen aufweist, eine radiale Bahn und eine Rotationsbewegung. Die rotierende, polare Konfiguration ermöglicht stille Forschung, und durch die radialen Öffnungen suggerieren die verschiedenen Schichten die Möglichkeit einer Entdeckungsreise in eine schier unendliche Tiefe von Büchern. Man kann die Gesamtheit der Bibliothek schemenhaft erkennen und sich gleichzeitig vorstellen, dass es unbekannte Räume gibt, die ständig aus dem Blick geraten.
Tokyo Apartment
Komone, Itabashiku, Tokio, JP, 2010
Diese gemeinschaftliche Wohnanlage in einem zentralen Tokioter Stadtviertel besteht aus vier Einheiten, einschließlich der Wohnung des Eigentümers, wobei jede Einheit aus zwei oder drei unabhängigen Räumen mit prototypischen „Haus“-Formen besteht. Es gibt zwei Räume, die eine Kombination aus dem Zimmer im ersten Stock und dem Zimmer im dritten Stock sind, verbunden durch eine Außentreppe. Das bedeutet, dass jede Wohneinheit durch das Zusammenspiel von zwei Räumen und der Stadt entsteht, wenn man die Außentreppe passiert. Wenn man diese hinaufsteigt, erlebt man das Wunder, einen großen Berg wie eine Stadt zu erklimmen – es scheint, als hätte man sein eigenes Haus sowohl am Fuß als auch auf dem Gipfel eines Berges. Und durch den Auf- und Abstieg wird der Berg, d.h. die ganze Stadt, als das eigene Haus erlebt. Diese kollektive Wohnanlage ist eine Miniaturversion von Tokio. Ein „Tokio, das es so nie gab“ wird in eine Form gebracht. Ich wollte einen unendlich reichen Ort schaffen, der belebt und chaotisch ist.
House NA
Tokio, JP, 2011
Dies ist ein Haus in einem Wohngebiet im Zentrum von Tokio. Das Wohnen in einem Haus im dichten Stadtgefüge ist ein bisschen wie das Leben in einem Baum, dessen Äste verschiedene Aktivitäten umrahmen. Durch die räumliche Anordnung der Bodenplatten, die fast wie Möbel wirken, schafft dieses Haus Wohnbereiche, die in ihrer räumlichen und zeitlichen Beziehung wie ein Baum inszeniert sind. Das Haus bildet eine Einheit aus Trennung und Verbindung. Die Stufen zwischen den Platten werden mal zu Sitzgelegenheiten und Tischen, mal zu Raumteilern, und zuweilen gleichen sie Blättern, die das Licht in den Raum filtern. Sie bieten Intimität, wenn gewünscht, oder eine Distanz, bei der die Menschen dennoch die Gegenwart der anderen teilen. Bei Feiern bildet die Verteilung der Gäste im Haus eine Plattform für netzwerkartige Kommunikation. Das weiße Stahlgerüst selbst hat keine Ähnlichkeit mit einem Baum, aber das Wohnen in diesem Raum ist eine zeitgenössische Adaption des Lebensreichtums, den die Urahnen einst genossen, als sie in Bäumen lebten. Es ist eine Existenz zwischen Stadt, Architektur, Möbeln und Körper, sowie zwischen Natur und Künstlichkeit.
Serpentine Gallery Pavilion 2013
Kensington Gardens, London, UK, 2013
Für den Pavillon 2013 habe ich eine transluzente Architektur entworfen, die die Menschen dazu anregt, den Ort auf neue und vielfältige Weise zu erkunden. In dieser idyllischen Umgebung verschmilzt üppiges Grün mit der konstruierten Geometrie des Pavillons. Die Inspiration für den Entwurf war das Konzept, dass Geometrie und konstruierte Formen mit Natur und Menschen in Einklang gebracht werden können. Aus der Wiederholung eines einfachen Kubus von der Größe des menschlichen Körpers entsteht eine Form, die zwischen dem Organischen und dem Abstrakten liegt, wodurch eine mehrdeutige, weichkantige Struktur geschaffen wird, bei der die Grenzen zwischen Innen und Außen verwischen. Sie besteht aus feinen Stahlstäben und bildet eine halbtransparente, unregelmäßige Form, die die Besucher:innen vor den Elementen schützt und es ihnen gleichzeitig erlaubt, Teil der Landschaft zu sein. Die Tiefe des Rasters ergibt dickere Wände oder aber dünnere, transparente Abschnitte an verschiedenen Stellen, während die Topografie des Rasters überall gegenwärtig ist, da Wände, Sitzflächen und Dach aus denselben Stahlwürfeln bestehen. Insgesamt ist die organische Struktur des Pavillons ein anpassungsfähiges Terrain, das die Besucher:innen dazu anregt, das Gebäude auf eigene Weise zu erleben. Jede:r ist eingeladen, im und um den Pavillon den eigenen Lieblingsplatz zu finden. Aus bestimmten Blickwinkeln scheint die zarte Wolke des Pavillons mit der klassischen Struktur der Serpentine Gallery zu verschmelzen; die Besucher:innen schweben im Raum zwischen Architektur und Natur
L‘Arbre Blanc
Montpellier, FR, 2019
Der neue Mehrzweckturm ist für Wohnungen, ein Restaurant, eine Kunstgalerie, Büros, eine Bar mit Panoramablick und einen Gemeinschaftsbereich konzipiert. Er liegt strategisch günstig zwischen dem Stadtzentrum und den neu entwickelten Stadtteilen Port Marianne und Odysseum. L’Arbre Blanc (der weiße Baum) ist durchdrungen von mediterranem Charakter und japanischer Kultur, mit dichten und doch durchlässigen Rändern, wo die Grenzen zwischen Zimmer und Balkon verschwimmen und einzigartige Außenräume als vollwertige Wohnbereiche entstehen. Die künftigen Bewohner:innen können aus einer Liste möglicher Grundrisse ihren bevorzugten auswählen. Wie ein Baum wird sich der Turm aus lokal verfügbaren natürlichen Ressourcen versorgen, wodurch der Energiebedarf drastisch reduziert wird. Er wird passive Strategien zur Komforterhöhung entwickeln bei gleichzeitiger Kontrolle der Umweltauswirkungen und Emissionsverringerung. Ein unkonventioneller, aber dialektischer Prozess wird die Einheiten passiv mit Solaröfen kühlen. L’Arbre Blanc ist die höchste „Folie“ im architektonischen Bestand von Montpellier. Das 17-stöckige Hochhaus dominiert die Skyline der Stadt und bietet eine einmalige Gelegenheit, die atemberaubende Aussicht zu genießen. Es ist ein Wahrzeichen, das nachts wie ein Leuchtturm oder ein Leitstern inmitten der Silhouette der Stadt erstrahlt. Der einzigartige Blick auf die Umgebung ist ein Geschenk an alle Bewohner:innen und Besucher:innen: die Umrisse der Landschaft, das offene Wasser, die Sehnsucht nach fernen Ländern und das reiche historische Erbe von Montpellier.
Shiroiya Hotel
Gunma, JP, 2020
In dem Projekt sollte ein leerstehendes Gebäude im Zentrum von Maebashi saniert und gleichzeitig zur Revitalisierung der gesamten Innenstadt beigetragen werden. Unsere Aufgabe war es, das vierstöckige Hauptgebäude, in das vor 40 Jahren ein Gasthaus gezogen war, zu renovieren. Dies sollte als Heritage Tower bezeichnet werden. Die zweite Aufgabe bestand darin, ein neues Gebäude zu errichten, den Green Tower. Nach der Besichtigung des Grundstücks wussten wir, dass etwas Drastisches getan werden musste, um sein Potenzial zu entfalten. Wir beschlossen, die Wände und Böden auf allen vier Stockwerken abzureißen, um ein riesiges zentrales Atrium zu schaffen, das im Erdgeschoss zu einem Lounge-Bereich wird, der als „Wohnzimmer der Stadt“ dient und die Menschen zum Eintreten und Verweilen einlädt. Der riesige Hohlraum mit seinen massiven Betonsäulen und Sichtbalken wird von den natürlichen Strahlen der Oberlichter im Dachgeschoss erfüllt. Wenn die Besucher:innen die Treppe hinaufsteigen, nehmen sie räumliche Veränderungen wahr, die sich in der Tiefe ausdehnen, sich zusammenziehen und in alle Richtungen überlappen. Das Gelände war früher eine Terrassenfläche oberhalb eines Nebenflusses des Tone, wodurch ein Höhenunterschied von einem Stockwerk zwischen dem neuen und dem alten Gebäude entstand. Um den Höhenunterschied auszugleichen, schufen wir eine grüne Böschung, die von der Hauptstraße bis zur Nebenstraße verläuft und einen neuen städtischen Raum schafft. Sie ist eine dreidimensionale Erweiterung des bestehenden Weges, der von geschwungenen Flächen umgeben ist. Diese Böschung wird dem Hauptgebäude nach Gesichtspunkten wie „neu/alt“, „außen/innen“ und „städtebaulich/architektonisch“ gegenübergestellt. Dieser neue Ort, der aus einer Mischung aus Stadt, Architektur und Landschaft hervorgeht, wird zur Neugestaltung einer zukünftigen Stadt beitragen, die auf ganz Maebashi ausstrahlen wird.
House of Music
Budapest, HU, 2021
Das House of Hungarian Music im Stadtpark von Budapest ist nicht nur ein Museum, sondern eine größere Vision, die Vergangenheit und Zukunft, Menschen und Kultur, Natur und Musikwissenschaft umfasst. Statt lediglich etwas auszustellen, geht es darum, zur Teilnahme und Interaktion einzuladen. Es gibt keinen klaren Weg. Die Besucher schlängeln sich durch das Museum wie durch den Park, so wie auch der Klang den Ort durchdringt, von den Oberflächen abprallt und an den Wänden entlangläuft. Wir haben uns von den Räumen inspirieren lassen, die das dichte und üppige Laub der Bäume im Park schafft. Unser Projekt findet seine Form ganz natürlich in den Kronen der Bäume. Sein kreisrundes Gebäudevolumen schwebt sanft und offenbart dabei das Erdgeschoss, das Besucher:innen willkommen heißt, während die Perforationen natürliches Licht hereinlassen, wie Sonnenstrahlen, die durch die Blätter eines Waldes brechen. Unter dem schwebenden Gebäudekörper finden Aktivitäten statt, die Menschen anlocken, sich zu treffen und Musik zu hören. Dieses offene Erdgeschoss, in dem die Grenzen zwischen Innen und Außen verschwinden, ist eine Fortsetzung der Landschaft, deren Grünflächen wie Klangwellen ausstrahlen. Die Besucher:in wandert frei durch das Museum, zwischen den Bäumen, entlang der geschwungenen Wände, die große Wendeltreppe hinauf und hinunter, umarmt von den Schwingungen der Räume und den sanften Variationen des Sonnenlichts. Überraschende Begegnungen prägen den Weg, wie die unerwarteten Noten einer Melodie, die einer ununterbrochenen Bewegung folgt, aufwärts, abwärts, herum, innen, außen; der gleiche Fluss, der Museum, Park, Menschen und Musik verbindet.
Temporary Hall For Dazaifu Tenmangu
Dazaifu, Fukuoka, JP, 2023
Der Dazaifu-Tenmangu-Schrein wird zum ersten Mal seit fast 125 Jahren einer größeren Restaurierung unterzogen. Bei diesem Projekt handelt es sich um die Errichtung eines temporären Schreins, der voraussichtlich drei Jahre lang stehen soll. Am Scheitelpunkt zwischen der beeindruckenden 1100-jährigen Geschichte des Heiligtums und der erhofften 1000-jährigen Zukunft verkündete der Oberpriester seine Vision, die Traditionen mithilfe modernster Architektur an kommende Generationen weiterzuvermitteln. Zwischen Vergangenheit und Zukunft, Vielfalt und Harmonie, Erhabenem und Alltäglichem oder auch zwischen Natur und Architektur liegt etwas Faszinierendes. Während ich über solche Dinge nachdachte, erinnerte ich mich an ein Foto von einem Bürgerhaus, aus dem im Morgennebel Dampf aufstieg. Es erschien in einer Sammlung des Architekturfotografen Yukio Futagawa, Nihon no minka (Japanische Bürgerhäuser). Das Dach des Hauses schien lebendig zu sein. Traditionelle japanische Architektur legt großen Wert auf das Dach. Das Dach des Dazaifu-Tenmangu-Schreins ist eine beeindruckende Konstruktion aus Zypressenschindeln. Die natürlichen Materialien atmen und stoßen Dampf aus. Ich habe versucht, auf solche riesigen, historischen Dächer mit einem "zeitgenössischen lebendigen Dach" zu reagieren. Das Gebiet von Dazaifu Tenmangu ist reich an wunderschöner und üppiger Natur. Wenn die Besucher:in durch das Gittertor auf den temporären Schrein blickt, sieht sie kein Gebäude, sondern nur Vegetation. Es entsteht der Eindruck einer Kontinuität zwischen dem Areal und den umliegenden Bergen, eine Harmonie, die diesem besonderen Ort angemessen ist, auch wenn sie sich völlig von der des permanenten Hauptschreins unterscheidet, der derzeit restauriert wird. In Dazaifu gibt es eine Legende über einen fliegenden Pflaumenbaum. Man sagt, dass er seinen Meister Sugawara Michizane – ein historischer Kurier, Gelehrter und Dichter – vermisste, der dort begraben ist. Eines Nachts flog der Pflaumenbaum aus Kyoto ein. Dies weist auf eine uralte Affinität zwischen Menschen und Pflanzen in Dazaifu hin. Dies brachte mich auf das Konzept der Architektur als „schwebender Wald“.
Expo 2025 Osaka
Kansai Osaka, JP, 2025
Wir leben heute in einer Ära der Vielfalt, aber es besteht die Gefahr, dass diese zu einer Epoche einer tiefen Spaltung wird. Wenn das Expo-Gelände als Ort, an dem verschiedene Kulturen und Lebensstile aus der ganzen Welt zusammenkommen, nicht nur Vielfalt zelebriert, sondern den Besucher:innen auch die Erfahrung vermittelt, dass sie miteinander verbunden sind, kann es der Expo gelingen, Hoffnung auf eine bessere Zukunft zu wecken. Zu diesem Zweck wird das Areal so gestaltet, dass Vielfalt auf der Grundlage von Dezentralisierung und Verteilung gefördert wird – was sich der Veranstalter der Expo auf die Fahnen geschrieben hat – und gleichzeitig eine Verbindung zwischen unterschiedlichen Lebewesen hergestellt wird. Unser Ziel ist es, den Ort so zu gestalten, dass die Besucher:innen Einheit in Vielfalt erleben können. Wir verwenden das Symbol des „einen Himmels“ für die Verbundenheit verschiedener Lebewesen. Alle Menschen schauen in denselben Himmel, der alle Teile der Welt vereinigt. Das Expo-Gelände befindet sich auf der Insel Yumeshima und wird einen Teil des umgebenden Meeres einschließen. Das eingefasste Meer spiegelt den ausgeschnittenen Teil des „einen Himmels“ wider, zu dem die Besucher:innen ihre Augen erheben. Das Gelände wird dezentral mit diversen verstreuten Pavillons und verschiedenen natürlichen Elementen gestaltet. Die Hauptachse, über die alle Teile des Veranstaltungsortes zugänglich sind, ist als Schleife konzipiert, um sowohl Klarheit als auch eine Vielzahl von Perspektiven zu bieten. Entlang dieser Hauptachse sollen unterschiedlich große Plätze für verschiedenste Veranstaltungen genutzt werden, die den Besuch akzentuieren.
Hida Furukawa Station Eastern Development
Gifu, JP, ongoing
Hida Furukawa Station Eastern Development (vorläufiger Name) ist ein Gemeinschaftszentrum, das Leben, Freizeit und Kultur der Bewohner:innen der Region bereichern soll. Zu den Funktionen des auf einem 21.300 Quadratmeter großen Gelände an der Ostseite des Bahnhofs Hida Furukawa in der Stadt Hida in der Präfektur Gifu entstehenden Zentrums gehören eine universitäre Forschungseinrichtung, Studierendenunterkünfte, ein Allwetter-Sportplatz sowie kommerzielle Nutzungen. Der einzigartige architektonische Raum wird die Besucher:innen näher an die majestätische Natur von Hida heranführen und soll gleichzeitig die Tourismuszahlen steigern sowie die Verkehrsanbindung der Stadt verbessern. Der Hauptplatz hat die Form einer Schale oder eines Gefäßes, auf Japanisch „Utsuwa“. Er ist von allen Seiten zugänglich und wird zu einem Ort für zwanglose Begegnungen. Das „Utsuwa“ ist ein schuppenähnliches Dach über sich kreuzenden Wegen, inspiriert von den traditionellen Stadtanlagen von Hida. Die Wege führen zum Dach, wohin die Menschen vom Anblick des Himmels gezogen werden. Die Lebendigkeit des Platzes wird durch Pop-up-Veranstaltungen und Aktivitäten gewährleistet. Tradition und Zukunft, Vielfalt und Gemeinsamkeit, Individuum und Gruppe, Natur und Gestaltung, Ausgesetztsein und Schutz – all dies wird zusammenkommen. „Utsuwa“ ist sowohl ein intimer Raum als auch ein riesiger Hügel, der den Himmel im Wechsel der Jahreszeiten einrahmt und dessen Gelände bis zum Hida-Gebirge reicht. Es ist beabsichtigt, die noch nicht verwirklichte Hida Takayama University (vorläufiger Name) einzubeziehen, wodurch das Projekt zu einem multifunktionalen Anziehungspunkt wird, der die Attraktivität und Ausstrahlungskraft von Hida steigern soll.
Learning Center For The École Polytechnique
Paris, FR, ongoing
Das Shared Teaching Building (STB) öffnet sich einem vorgelagerten linearen Park und ist von Natur durchdrungen. Sein architektonisches Konzept ist geprägt von Flexibilität, Durchmischung und Offenheit. Im Inneren befindet sich ein weitläufiges, begrüntes Atrium mit einer Reihe von Gängen und Treppen, die zahlreiche informelle Räume für Lehrende, Studierende und Besucher:innen schaffen und neue Orte der Begegnung und Arbeit bieten. Diese Plattformen – die „spontanen Amphitheater“ – und die Klassenräume sind unter einem Dach vereint und bieten Raum für sowohl Gemeinschaft als auch Privatsphäre in einer intimen Beziehung zur Natur. Die Nutzer:innen hetzen nicht mehr in den Gängen aneinander vorbei, sondern begegnen sich an lebendigen Orten, deren einzigartige Räume in sanftes Licht getaucht sind und überraschende und abwechslungsreiche Ausblicke bieten. Die große transparente Fassade des STB öffnet sich nach Westen hin zu einer großen öffentlichen Grünfläche, die teilweise bewaldet ist. Das Gebäude wird somit als offener Raum wahrgenommen, der die Aktivitäten im Inneren sichtbar macht und als architektonisches und akademisches Wahrzeichen des künftigen Quartiers steht. Das STB, das demnächst im Herzen des derzeitigen Entwicklungsgebiets der École Polytechnique gebaut wird, ist beispielhaft für die Entwicklung des städtischen Campus Paris-Saclay, der gerade in die Umsetzungsphase eingetreten ist. Der Campus, der von der künftigen Linie 18 des Grand Paris Express erschlossen wird, soll eine Gesamtfläche von 1,740 Millionen Quadratmetern umfassen.
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