Kunst & Kultur

Vier Tage intensiver und inspirierender Austausch in Kiel

Das Europäische Festival des Debütromans fand dieses Jahr zum einundzwanzigsten Mal statt. Längst hat sich das eröffnende Lesefest beim Kieler Publikum etabliert, längst gilt auch das Festival europaweit als Schauplatz literarischen Austausches. Die Veranstalter, das Literaturhaus Schleswig-Holstein und das Institut Français de Kiel, freuen sich über den Erfolg dieser 21. Ausgabe des Festivals. Vom 11. bis 14. Mai 2023 kamen zwölf Autoren und Autorinnen aus zwölf europäischen Ländern mit ihren Verleger*innen und Lektor*innen in Kiel zusammen.

Deutschland vertrat in diesem Jahr Tomer Dotan-Dreyfus mit seinem ersten Roman „Birobidschan“, der im März diesen Jahres erschien.

Anregende Diskussionen zwischen den Teilnehmer*innen, eine von Beginn an positive und überaus angenehme Gruppendynamik sowie ein abermals breiter Zuspruch des Kieler Publikums, darunter viele Studierende der CAU zeugen auch dieses Jahr vom Erfolg des Formats.

Dem Kieler Publikum präsentierte sich die neue europäische Romanprosa beim festlichen Auftakt am 11. Mai in der Klangvarianz ihrer Originalsprachen. Nils Aulike und Heidi Mercedes Gold, die für die kurzfristig erkrankte Jule Nero einsprang, lasen aus eigens für diesen Anlass angefertigten deutschen Probeübersetzungen.

Während der Festivalauftakt vor allem dem Einstieg in Sprache und Handlung der Romane dienen sollte, stellten die Präsentationsrunden am Freitagnachmittag und Samstagvormittag eine gute Möglichkeit dar, um die Romane und Autor*innen intensiv kennenzulernen. Die Moderation übernahmen Francesca Bravi (CAU Kiel, Romanisches Seminar) und Thorsten Dönges (Literarisches Colloquium Berlin).

Am Freitagvormittag trafen die Autor*innen in unterschiedlichen Konstellationen mit Studierenden der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel zusammen. In den entsprechenden philologischen Seminaren gewährten fünf der Autor*innen im Rahmen von Gesprächen einen – den Eindruck des Lesefests – vertiefenden Einblick in ihr Schaffen, während die anderen Autor*innen im Literaturhaus mit Studierenden des Kulturmanagements zusammentrafen, um sich über die Bedingungen der jeweiligen Literaturbetriebe in den unterschiedlichen Länder sowie die ökonomischen Aspekte des Lebens als Schriftstellers auszutauschen.

Die rege Beteiligung der Studierenden an den Gesprächen sowie am Lesefest freut uns ganz besonders, ist sie doch ein Zeichen der anhaltenden ergiebigen Kooperation zwischen der Universität und dem Festivalprojekt, von der sowohl die Studierenden als auch die Autor*innen profitieren, die den Austausch auch im Resümee als besonders interessant erwähnten.

In der Verleger*innenrunde am Samstagnachmittag tauschten sich die Verlagsbegleiter*innen über das Verhältnis zwischen Verleger*in und Autor*in während der intensiven Arbeit an einem ersten Roman aus und erzählten, wonach sie in einem Debüt suchen, welche literarischen Mittel für sie ein überzeugendes Debüt ausmachen. Von großem gegenseitigen Interesse war die ökonomische Situation der unterschiedlichen Verlagshäuser, sowie die sich verändernde Rolle des Buchhandels, der mehr und mehr von Buchhandelsketten geprägt ist, in denen der Verkauf belletristischer Bücher neben dem Verkauf von Schreibwaren und Geschenken eine immer geringere Rolle zu spielen scheint. Die Moderation der Verleger*innenrunde übernahm Katharina Picandet (Edition Nautilus).

In der Autor*innenrunde konnten sich die Teilnehmenden ungestört über ihre Erfahrungen als Schriftsteller*innen, über den Gegensatz vom öffentlichen Interesse und dem zurückgezogenen Arbeiten sowie der Frage nach der Arbeit und thematischen Ausrichtung ihres zweiten Romans austauschen. Darüber hinaus wurden in der von Thorsten Dönges moderierten Gesprächsrunde wertvolle Netzwerktipps ausgetauscht.

Bereits am Freitagabend hielt Olaf Irlenkäuser (Literaturhaus Schleswig-Holstein) einen Impulsvortrag „Der Autor als Marke“, der für spannenden Diskussionen über das Selbstverständnis des Autors/ der Autorin sorgte und in der Gesprächsrunde wieder aufgenommen wurde.

Diese diskussionsfreudigen Veranstaltungen in intimer, vertrauensvoller Atmosphäre liegen uns besonders am Herzen, da sie den spezifischen Charakter und damit den Kern des Projekts bilden. Die Autor*innen und Verleger*innen freuten sich insbesondere über die Gastfreundlichkeit und die ausgezeichnete Organisation des Festivals.

Am Samstagabend trafen die Festivalteilnehmer*innen mit den Comiczeichner*innen Gregor Hinz und Volker Sponholz zusammen, die Live-Zeichnungen zu den Titeln der Bücher anfertigten und so die Vielfalt der teilnehmenden Romane abschließend noch einmal eindrücklich illustrierten. Allen unseren Gästen wünschen wir für ihre Debütromane und weiteren Veröffentlichungen, für ihre verlegerischen Projekte und persönlich von Herzen alles Gute und würden uns freuen, den einen oder die andere mit ihrem übersetzen Roman oder ihrem nächsten Buch wieder in Kiel begrüßen zu können. Wir danken ihnen herzlich für ihre Teilnahme und blicken gespannt auf die neuen Stimmen europäischer Prosa, die wir im kommenden Jahr in Kiel begrüßen und präsentieren werden. 

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