Von Abwasserentsorgung, über Energieversorgung, bis zur neuen Industrienorm für Tiny Houses
Hier sind einige Highlights des Forums
Am 30. Juni spricht Dr. Andreas Kämpf ab 13 Uhr über das Thema Abwasserentsorgung. Diese ist in Tiny Houses häufig schwierig. Oft fehlt der direkte Anschluss an eine Kanalisation. Häufig werden daher dezentrale Lösungen wie Trenn- oder Komposttoiletten und Pflanzenkläranlagen für die lokale Aufbereitung genutzt. Einfacher als der Anschluss eines Tiny Houses an die öffentliche Kläranlage ist die Nutzung von Druckentwässerungssystemen. Mit diesen ist die Entwässerung von Minihäuserin mit deutlich geringerem Aufwand zu realisieren. Wie genau das Verfahren funktioniert, erläutert Dr. Andreas Kämpf von Jung Pumpen. Ab 17 Uhr stellt dann Marc Spieser von Aquatiris in seinem Vortrag den PHYTOTINY und Abwasserkläranlagen für individuelle Wohnkonzepte vor.
Um die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum geht es am ersten Festivaltag ab 15 Uhr. Dann erläutert Vanessa Wenk von Tinymalisto, wie die eigenen vier Wände zur Realität werden können. Wenk ist seit über 13 Jahren Immobilienexpertin und leitete Immowenk als Geschäftsführerin.
Live-Podcast am Tag 2
Mit einer Prämiere beginnt das Forum am zweiten Tag. Caro und Chris von „tinyon“ werden ab 10 Uhr eine Folge ihres Podcasts live auf der Bühne aufnehmen. Die beiden reflektieren dabei ihren eigenen Weg ins Tiny House und geben dabei wertvolle Tipps und Impulse, worauf Interessiere achten sollten.
Seit kurzem ist sie veröffentlicht, ab 12 Uhr am 1. Juli erklärt Martin Zeller die neue Industrienorm für Kleingebäude auf der Bühne. Der Designer und Normenexperte zeigt in seinem Vortrag auf, wie es gelungen ist, erstmals eine Norm für den Bau von Tiny Houses zu erstellen. Dabei geht es um die wichtigsten Anforderungen für eine verantwortungsvolle Bauweise und mehr.
Ab 14 Uhr steht Ilka Mutschelknaus auf der Bühne. Die diplomierte Baubiologin und Nachhaltigkeitsberaterin sagt, wie ein Minihaus komplett nachhaltig gebaut werden kann und wie Kleingebäude im Rahmen der New-Housing-Klasse gefördert werden können.
Hilfe bei der Grundstückssuche
Ab 11 Uhr geht es bei Anne Kozlowksi unter anderem um das Finden des Traumgrundstücks fürs eigene Minihaus. Die Referentin sagt, worauf Bauherrinnen und Bauherren bei der Standortsuche achten müssen, welche Vorschriften zu beachten sind und welche Aspekte man bei der effizienten Planung auf kleinem Raum beachten sollte.
Ab 14 Uhr spricht Martin Zeller über ein ungewöhnliches Thema: Tiny Houses in Bäumen. Er stellt und beantwortet dabei unter anderem die Frage: Wie wäre es, wenn bei der Bereitstellung von Baugrundstücken die Flächen nicht gerodet werden, sondern der natürlich gewachsene Bestand an Pflanzen erhalten bliebe? Der Designer und Planer stellt verschiedene Typen von Baumhäusern vor und zeigt anhand von Bildern die Leistungsfähigkeit von Tiny Tree Houses.
Den Abschluss des Forums macht ab 17 Uhr Max Milde von Vagoon House Europa. Er geht der Frage nach „Sind wir die modernen Sklaven der Immobilienbranche geworden?“ und sagt, „wie der Traum von Eigenheim kaum mehr realisierbar ist und was Tiny Houses damit zu tun haben“.
Welche Vorträge und Themen es sonst noch im Festival-Forum der NEW HOUSING gibt, steht HIER.
Mehr Informationen zur NEW HOUSING gibt es unter: www.new-housing.de
Mehr zu Tiny Houses
Gegenentwurf: In einer Welt des Übermaßes, in der Ressourcen verbraucht werden und sich das Klima immer stärker aufheizt, sind Tiny Houses der Gegenentwurf. Die kleinen Häuschen von 15 bis 50 Quadratmetern bieten alles, was ein Mensch braucht – aber nicht mehr, als notwendig ist.
Platzwunder: Wegen ihrer geringeren Größe müssen Tiny Houses und deren Einrichtung gut durchdacht sein. Originelle, individuelle und raffinierte Möbelkonstruktionen sind daher fester Bestandteil der kleinen Häuser. Diese werden so zu echten Platzwundern und Meistern der Multifunktionalität.
Ökologischer Fußabdruck: Während für den Bau eines Tiny Houses weniger Ressourcen verwendet werden als für den eines konventionellen Hauses, bleibt auch in der Folge der ökologische Fußabdruck von Tiny-House-Bewohnern geringer. Auch muss für Tiny Houses weniger Fläche versiegelt werden – wenn überhaupt. Bei kleinen Häusern auf Rädern reduziert sich die Versiegelung nochmal deutlich. Klar ist: Weniger Fläche bedeutet weniger Belastung für die Umwelt. A propos Umwelt: Die Natur gehört selbstverständlich zu Tiny Houses dazu. Bewohner leben im Einklang mit ihrer Umwelt, der Garten ist quasi ein natürlicherTeil der Tiny-House-Fläche.
Kosten: Während der Bau eines konventionellen Hauses in Deutschland derzeit durchschnittlich zwischen 320.000 und 360.000 Euro kostet, müssen Häuslebauer für Tiny Houses wesentlich weniger ausgeben. Aufgrund der niedrigeren Fläche sind auch die Grundstückspreise sowie die Unterhaltskosten in der Folge geringer.
Mobilität und Flexibilität: Wer ein konventionelles Haus besitzt, seinen Arbeitsplatz aber wechseln möchte oder diese tut, muss mehr Aufwand oder Einschränkungen hinnehmen. Entweder, die Suche nach einem neuen Arbeitsplatz ist örtlich stark begrenzt, oder aber der Weg zur Arbeit wird zur regelmäßigen Geduldprobe. Tiny-House-Bewohner kennen das nicht. Vor allem Houses on wheels, aber auch Modulhäuser bestechen durch ihre Flexibilität und Mobilität. Allerdings: Noch gibt es rechtliche Fragen zu klären.
Die Grundstücksfrage: Wie bei konventionellen Häusern auch, brauchen TinyHouse-Besitzer ebenso ein Grundstück mit Anschluss an das öffentliche Straßen-, Wege-, Ver- und Entsorgungsnetz. Voraussetzung dafür: der Bebauungsplan. Und hier liegt die Herausforderung, denn Bebauungspläne sind für konventionelle Wohnhäuser vorgesehen. In Bebauungsplänen legen Gemeinden fest, wie hoch ein Haus sein darf oder wie die Dachform oder Fensterart aussehen dürfen, um sich in den Ort einzufügen. Auch die Mindestgrundfläche ist zumeist Teil eines Bebauungsplans. Wer mehr als vier Monate im Jahr in einem Tiny House wohnt, muss sich außerdem an das Gebäudeenergiegesetz mit Auflagen zur Gebäudedämmung und Heizung halten. Manche Bundesländer bieten Möglichkeiten für andere Wege. In BadenWürttemberg etwa gibt es den Paragraphen 56, der „experimentelles Bauen“ zulässt. So konnte etwa in Waldbronn im Kreis Karlsruher eine Tiny-HouseSiedlung entstehen. In Mühlacker wird derzeit Deutschlands bislang größte Siedlung mit 62 kleinen Häusern geplant. Und auch die Gemeinde Au am Rhein im Landkreis Rastatt liebäugelt mit einer solchen Siedlung.
Verbandsarbeit: Seit Oktober 2019 kümmert sich der Tiny-House-Verband darum, über das Thema zu informieren, als Netzwerk zu dienen, Forschung und Bildung zu unterstützen und Hilfestellung zu rechtlichen Themen zu geben. Die Messe Karlsruhe gehört zu den Gründungsmitgliedern des Verbands und engagiert sich seither.
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