1000 Kilometer westwärts. Die Geschichte des Oberschlesischen Landesmuseums
Das Oberschlesische Landesmuseum teilt mit:
Im Jahr 2023 feiert das Oberschlesische Landesmuseum ein doppeltes Jubiläum: 40 Jahre seit seiner Errichtung und 25 Jahre seit der Eröffnung des Museumsneubaus. In einer thematischen Sonderausstellung geht es ab dem 16. Juli auf eine historische Spurensuche und 1000 Kilometer westwärts (aus der oberschlesischen Perspektive). In zeitlicher Chronologie geht der Ausstellungsmacher Marton Szigeti auf die Vorgeschichte, die Gründung und den Neubau ein und stellt das moderne Selbstverständnis dieses kulturgeschichtlichen Museums vor. Anschaulich illustriert durch Fotografien und Objekte aus der museumseigenen Sammlung, geben seine Textbeiträge Antworten auf die so oft gestellte Frage, wie es dazu kam, dass Oberschlesier in Nordrhein-Westfalen beheimatet sind.
„Am 6. Februar 1945 meldete die New York Times, dass Polen die Zivilverwaltung der ehemaligen Reichsgebiete ostwärts der Oder-Neiße-Linie übernommen habe. Spätestens mit der endgültigen Einstellung der Kampfhandlungen und der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht am 8. Mai 1945 begannen die unkontrollierten Vertreibungen der deutschen Bevölkerung aus den ehemaligen östlichen Provinzen. Um der bevorstehenden Zwangsaussiedlungswelle Herr zu werden, organisierte die britische Rheinarmee mit der „Operation Swallow“ einen logistischen Kraftakt. Ohne jegliche Unterstützung der anderen drei alliierten Mächte wurden ab dem 28. Februar 1946 bis zu 4.000 schlesische bzw. oberschlesische Flüchtlinge pro Tag mit Güterwaggons Richtung Westen transportiert. So kamen bis zum Sommer 1947 über 1.360.000 Menschen in die britische Besatzungszone und damit auch in das spätere Nordrhein-Westfalen. Für den Wiederaufbau zerbombter Infrastruktur wurde jede Hand, die anpacken konnte, benötigt“, schreibt Szigeti einleitend.
Die Vertriebenen suchten aber auch Trost und Seelenfrieden im Kreise ihrer Schicksalsgenossen, neben den alltäglichen Existenz- und Zukunftssorgen. Mit dem Ende des Koalitionsverbotes durch die Westalliierten 1948 und der Zulassung von Vertriebenenverbänden wurde es möglich, sich zu organisieren. So stand 1949 der Gründung der Landsmannschaften nichts mehr im Wege. Im Jahr 1953 verabschiedete der Deutsche Bundestag das Bundesvertriebenengesetz (BVFG). Der umgangssprachlich als „Kulturparagraf“ bezeichnete § 96 des Gesetzes wurde zur zentralen Rechtsgrundlage für die Förderung von Kultureinrichtungen mit Bezug zu den ehemaligen deutschen Ostgebieten. Als Ausdruck der langjährigen Verbundenheit des Landes mit den Oberschlesiern, von denen viele bereits in den 1870er Jahren als Bergleute ins Ruhrgebiet gekommen waren, übernahm das Land Nordrhein-Westfalen 1964 die Patenschaft für die in der Bundesrepublik lebenden Oberschlesier. Daraufhin wurde nach einem geeigneten Standort für ein Kulturzentrum der Oberschlesier im Raum Düsseldorf gesucht. Bis zur Einweihung des ersten Hauses am 11. März 1983 und der Eröffnung des Museumsneubaus am 16. Juli 1998 folgten viele spannende Etappen, zu denen vor allem die Gründung der Stiftung Haus Oberschlesien am 4. Dezember 1970 gehört. Nach der Bundestagswahl 1998 ging mit dem Wechsel zur rot-grünen Bundesregierung eine Neustrukturierung der Kulturförderung nach § 96 BVFG einher, die den Verzicht auf den Museumsstandort Ratingen zur Folge haben sollte. Nach Protesten und zusichernden Worten des Ministerpräsidenten des Patenlandes Nordrhein-Westfalen, Wolfgang Clement, der am 3. März 2000 verkündete: „Der Bestand des Museums ist gesichert. Das Haus Oberschlesien bleibt in Ratingen. Es aus dieser Region herauszunehmen, ist Unsinn“, war der Fortbestand des Hauses gewährleistet. Zuletzt übernahm das Land Nordrhein-Westfalen die institutionelle Förderung ab dem Jahr 2002.
„Diese kurze chronologische Einordnung gibt – wie so oft – nicht die Beweggründe und Anstrengungen der Einzelnen wieder“, betont die Pressesprecherin Katarzyna Lorenc und verweist auf die entgeltfreie Sonderführung des Kurators am Eröffnungstag (Sonntag, 16. Juli, 15 Uhr), bei der ausdrücklich dazu eingeladen wird, alle mitgebrachten Fragen loszuwerden, aber auch die eigenen Erinnerungen im Besucherbuch festzuhalten. „Zahlen und geschichtliche Fakten sind hier nur eine Grundlage für den Austausch, auf den sich das ganze Team freut“.
25 Jahre Museumsneubau bedeutet im Juli 2,50 Euro Eintritt. Nutzen Sie den Jubiläumsrabatt und lernen Sie das Oberschlesische Landesmuseum im Juli (noch) besser kennen.
Katarzyna Lorenc M.A.
Kommunikation und Marketing
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