BDL: „Junge Menschen kommen zu kurz“
Dabei übernehmen junge Menschen viel Verantwortung. Sie sind leistungsbereit, teilen die gleichen Werte wie vorherige Generationen. „Familie steht bei den 14- bis 29-Jährigen mit 48 Prozent an erster Stelle im Ranking“, verweist die Vorsitzende des Bundes der Deutschen Landjugend e.V. (BDL) auf aktuelle Untersuchungen.
Die BDL-Bundesvorsitzende sieht aber auch, dass die vielen Krisen den Nachwuchs deutlich stärker belasten als Ältere. Fast die Hälfte der 14- bis unter 29-Jährigen steht unter Stress. Bei der aktuellen Elterngeneration seien es 42 Prozent, bei den 50 bis 69 Jahre alten Menschen gerade noch 20 Prozent, wie die Trendstudie „Jugend in Deutschland 2023“[1] belegt.
Das bestätigt auch das Jugendministerium im kürzlich vorgelegten Abschlussbericht[2] zu den Folgekosten der Corona-Pandemie. „Angststörungen, Depressionen, Essstörungen bei Kindern und Jugendlichen sind durchweg besorgniserregend gestiegen“, prangert Schmidt an. Dieser Anstieg sei nicht erst seit der Pandemie zu verzeichnen. „Junge Menschen kommen zu kurz. Schon lange. Sie sind in einen Funktionsalltag gepresst, der weder ihre psychische noch gesundheitliche Gesundheit in den Blick nimmt“, macht die BDL-Bundesvorsitzende ihrem Ärger Luft.
„Allein das müsste doch die politisch Verantwortlichen auf den Plan rufen“, stimmt ihr Amtskollege Jan Hägerling zu. Dass es da noch die Analyse der zu erwartenden Folgekosten braucht, damit hoffentlich endlich Fokus auf die Nachfolgegenerationen gelegt wird, erschüttert auch ihn.
Zumal die aktuelle Situation junge Menschen mit rund 74 Prozent stärker beunruhigt als die gesamte wahlberechtigte Bevölkerung (69 %). Da verwundere es nicht, wenn die Generation unter 30 Jahren vor allem finanzielle Sicherheit für ihre eigene Lebenszufriedenheit wichtig fände (8,4 Punkte bei max. 10), zitiert der BDL-Bundesvorsitzende aus der Jungwähler:innen-Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung.[3]
„Die Höhe der Wohn- und Lebenshaltungskosten treibt vor allem diejenigen um, die gerade ihre ersten Schritte in die Eigenständigkeit machen. Ohne finanzielle Sicherheit auf der einen Seite, stagnierende und niedrige Ausbildungsvergütungen oder Gehältern auf der anderen Seite, bekommen sie die volle Breitseite der Inflation zu spüren“, fasst Hägerling zusammen.
Junge Erwachsene weisen aufgrund dieser fragilen Situation bei geringen Einkünften das höchste Armutsrisiko aller Altersgruppen auf.[4] „Das liegt auch daran, dass die unterschiedlichen Unterstützungssysteme am Übergang von der Schule in den Beruf nicht gut zusammenwirken. Am Ende müssen es die Eltern richten. Doch das können sich viele nicht leisten“, kritisieren die Bundesvorsitzenden des größten Jugendverbandes im ländlichen Raum.
So war die Armutsquote in Deutschland laut Paritätischen Armutsbericht 2022[5] nie höher als jetzt. Sie liegt insgesamt bei 16,9 Prozent, bei Kindern und Jugendlichen sogar bei 21,3 Prozent. „Das darf nicht sein“, steht für Schmidt und Hägerling fest. Hier müsse politisch endlich die versprochene Kindergrundsicherung umgesetzt und die Beteiligung junger Menschen gesetzlich verankert werden.
Und zwar in der Stadt und auf dem Land. Denn gute Infrastrukturen helfen denjenigen, die in einer fragilen Situation sind, die weniger Einkommen haben oder eben kein Auto – jungen Menschen also. Darum macht sich der Bund der Deutschen Landjugend dafür stark, dass die Grundausstattung der Daseinsvorsorge festgeschrieben und garantiert wird. „Wer auf dem Land lebt wie wir, weiß, wie essentiell diese Rahmenbedingungen sind. Auch für Teilhabe, für Engagement und Demokratieverständnis“, sagen die BDL-Bundesvorsitzenden und fordern mehr Politik für junge Menschen.
[1]https://simon-schnetzer.com/blog/veroeffentlichung-trendstudie-jugend-in-deutschland-2023/
[2]https://www.comcan.de/fileadmin/downloads/Abschlussbericht_CoV_Folgekosten_20230516final.pdf
[3] https://library.fes.de/pdf-files/a-p-b/20355.pdf, Seite 11
[4] https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/themen/aktuelle-meldungen/2023/januar/neue-zahlen-zur-kinder-und-jugendarmut-jetzt-braucht-es-die-kindergrundsicherung
[5]https://www.der-paritaetische.de/themen/sozial-und-europapolitik/armut-und-grundsicherung/armutsbericht-2022-aktualisiert/
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