Das Ehegattensplitting im Fokus: Debatte um eine gerechtere Besteuerung von Partnerschaften
Das Ehegattensplitting ermöglicht es Ehepaaren, ihre gemeinsamen Einkünfte steuerlich zu verrechnen und dadurch eine niedrigere Steuerlast zu haben. Diese Regelung wurde einst eingeführt, um die traditionelle Rollenverteilung in Ehen zu unterstützen, bei der ein Partner als Hauptverdiener und der andere als Hausfrau oder Hausmann fungiert.
Allerdings hat sich die gesellschaftliche Realität seit der Einführung des Ehegattensplittings stark verändert. Heutzutage sind immer mehr Frauen erwerbstätig und tragen zum Familieneinkommen bei. Dennoch profitieren vor allem Paare mit einem Alleinverdiener von dieser Regelung, während Doppelverdienerpaare benachteiligt werden.
Studien zeigen, dass eine Abschaffung des Ehegattensplittings positive Effekte haben könnte. Eine Untersuchung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) ergab, dass die Einkommensverteilung in Deutschland gerechter wäre, wenn das Ehegattensplitting abgeschafft würde. Zudem könnten Ehepaare, insbesondere Doppelverdienerpaare, von einer individuellen Besteuerung profitieren und möglicherweise weniger Steuern zahlen.
Ein weiteres Argument für ein Ende des Ehegattensplittings ist die Gleichstellung von Partnerschaften. Durch die aktuelle Regelung werden Ehen gegenüber anderen Lebensformen, wie eingetragenen Lebenspartnerschaften oder unverheirateten Paaren, steuerlich bevorzugt. Eine individuelle Besteuerung würde zu einer gerechteren Behandlung aller Partnerschaften führen und die steuerliche Ungleichbehandlung beseitigen.
Allerdings ist eine Abschaffung des Ehegattensplittings politisch umstritten. Die Regelung genießt eine hohe Akzeptanz in der Bevölkerung und viele Politiker:innen zögern, an dieser "heiligen Kuh" des Steuersystems zu rütteln. Eine politische Mehrheit für eine Abschaffung ist daher schwer zu erreichen.
"Die Diskussion um das Ehegattensplitting ist wichtig, um das deutsche Steuersystem an die aktuellen gesellschaftlichen Veränderungen anzupassen", erklärt Roberta Günder, Geschäftsführerin bei ApoRisk GmbH. "Es ist entscheidend, die verschiedenen Interessen und Auswirkungen einer möglichen Reform sorgfältig abzuwägen und nach einer fairen Lösung zu suchen, die die Gleichstellung aller Partnerschaftsformen berücksichtigt."
Die aktuelle Debatte um das Ehegattensplitting verdeutlicht die Notwendigkeit einer regelmäßigen Überprüfung des Steuersystems, um den gesellschaftlichen Wandel widerzuspiegeln und eine gerechtere Besteuerung zu gewährleisten. Es bleibt abzuwarten, wie sich die politische Diskussion entwickeln wird und ob es in Zukunft zu einer Änderung oder Reformierung dieser langjährigen Regelung kommt.
von Oliver Ponleroy, Fachjournalist
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