Dennis Kolberg neuer Professor für Wirtschaftsingenieurwesen an der TH Lübeck
„Manchmal bezeichne ich mich spaßeshalber als Wirtschaftsingenieurs-Informatiker“, sagt Dennis Kolberg. Schon seit seiner Kindheit faszinierte den nun promovierten Ingenieur Technik, insbesondere IT und Softwareentwicklung. Sein Weg sollte ihn über eine Ausbildung zum Industriekaufmann und den Bachelor im Wirtschaftsingenieurwesen, die wirtschaftlichen Grundlagen kennenlernen lassen. „Während des Masterstudiums an der Universität Bremen habe ich ein ERASMUS-Studium in Finnland dann dafür genutzt, etwas Neues zu lernen und studierte im Master Informatik.“
Jede Sprosse der Karriereleiter hochgeklettert
Auch sonst hat Prof. Dennis Kolberg die Räume zwischen den Sprossen seiner Karriereleiter gut gefüllt. Bereits im Studium machte er sich als Unternehmensberater selbstständig und beriet namenhafte Firmen in IT-Projekten. Nützlich war dafür sein Wissen, das er im Studium über cyberphysische Systeme – also der Zusammensetzung aus informatischen und softwaretechnischen Komponenten mit mechanischen und elektronischen Teilen – und dem Internet of Things (IoT) angesammelt hatte. „Mir war am Ende meines Studiums klar, dass mit der Digitalisierung der Industrie etwas Großes auf uns zukommt, nur waren die passenden Stellen in der Wirtschaft noch nicht da.“
Promotion an einer der Gründungsstätten von Industrie 4.0
Am Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) und in der SmartFactory KL in Kaiserslautern fand Kolberg die Antwort. Er promovierte in einer der Gründungsstätten von Industrie 4.0 in der Automatisierungstechnik. In Kaiserslautern wurde nicht nur der Name mitgeprägt, sondern auch die ersten Industrie 4.0-Prototypen realisiert. „Tatsächlich habe ich an einer der ersten Anlagen mitgeschraubt, die wir auf der Hannover Messe ausstellten und daran den Besuchern Industrie 4.0 erklärten. Heute ist es fast selbstverständlich.“ In seiner Doktorarbeit an der TU Kaiserslautern beschäftigte er sich mit eben dieser Digitalisierung in der Produktion, speziell in der Lean Production. Als wissenschaftlicher Leiter des Forschungsbereiches verantwortete er anschließend nicht nur das Forschungsportfolio, sondern hatte auch die Möglichkeit auf europäischer Ebene die Forschungslandschaft rund um Industrie 4.0 mitzugestalten.
Über 10 Jahre Digitalisierungserfahrung aus der Beratung und Startups
Neben der Promotion beriet Kolberg bereits namhafte Unternehmen aus dem Bereich Automotive sowie der Lebensmittel- und Chemieindustrie zur Einführung von Industrie 4.0. Naheliegend war daher der anschließende Schritt als Senior Manager für Industrie 4.0 und Digitalisierung im Bereich Fabrikplanung und Operational Excellence bei einer Hamburger Unternehmensberatung. Außerdem gründete Dennis Kolberg zusammen mit zwei Mitgründern ein Software-Startup mit Schwerpunkt Datenmanagement für Produktionsanlagen, in dem er die Rolle des Chief Technology Officers übernahm und die Softwareentwicklung aufbaute. Zuletzt war Kolberg Teil des Managementteams und verantwortlich für das Produktmanagement bei DIGIMONDO, einem jungen Softwareunternehmen in Hamburg. „Die von uns angebotene IoT-Plattform war nicht nur eine der ersten, die den Digitalen Zwilling in IoT einführte, sondern ist mittlerweile eine der führenden Plattformen in der Energiewirtschaft“ resümiert Kolberg seine Zeit dort.
Motivation für die Lehre
Nebenbei sammelte Kolberg weitere Lehrerfahrungen als Gastdozent an der NORDAKADEMIE im Bereich Digitalisierung industrieller Wertschöpfungsketten. Am Fachbereich Maschinenbau und Wirtschaft übernimmt Dr.-Ing Dennis Kolberg nun die Professur für Wirtschaftsingenieurwesen. Seine jahrelangen Erfahrungen im Themenfeld Digitalisierung will er an seine Studierenden weitergeben: „Wenn man wie ich die Industrie 4.0 von der Pike auf gelernt hat, dann bekommt man nicht nur mit, was auf den Marketingunterlagen steht, sondern man hat den Spirit miterlebt. Und als Wirtschaftsingenieur ist man prädestiniert, den Spagat zwischen den thematischen Disziplinen zu bewältigen.“ Des Weiteren möchte er sich insbesondere für Studierende aus Nicht-Akademikerfamilien einsetzen, da er aus eigener Erfahrung weiß, wie schwer der Weg für sie ist.
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