Der Anfang vom Ende des Welthungers? Berliner Start-up Lite&Fog lässt Pflanzen überall optimal wachsen
„Klassisches Vertical-Farming funktioniert nicht wirklich, das war uns schnell klar. Nur weil man alte Technologien wie Gewächshaustische schichtweise übereinanderstapelt, spart man weder Energie noch Wasser, noch schafft man optimale Wachstumsbedingungen“, erläutert Martin Peter, einer der beiden Gründer von Lite&Fog. „Wir arbeiten mit vernebeltem Wasser, das wir im Inneren der Stoffschläuche direkt auf die Wurzeln der Pflanzen bringen, gemeinsam mit allen nötigen Nährstoffen. Durch Leichtbauweise sind der Länge der Schläuche und damit der Höhe der Anlagen dabei kaum Grenzen gesetzt, wir planen aktuell mit einer Höhe von neun, später eventuell sogar mit 18 Metern!“
Die Idee ist so simpel wie notwendig: In Zeiten von Dürre, Starkwetterphänomenen, ausgelaugten und überbeanspruchten Böden, Lieferengpässen und stetig steigendem Bedarf an frischen Lebensmitteln braucht die Menschheit eine Möglichkeit, auf kleinstem Raum und völlig unabhängig von allen äußeren Einflüssen kontinuierlich Nahrungsmittel anzubauen ‒ immer regional, immer mit minimalem Wasserverbrauch und immer schadstofffrei. Mit der Fogponic-Technologie von Lite&Fog ist das (nun auch wirtschaftlich) möglich.
Landwirtschaft 5.0?
„Wir wollen nicht die Landwirte der Zukunft werden, wir sind deren Technologiepartner und versorgen alle, die ihre Flächen optimal nutzen wollen, mit der nötigen Hardware und dem Know-how“, erzählt Uwe Peter, der zweite Gründer von Lite&Fog. „Je häufiger unsere Technologie zum Einsatz kommt, desto besser können wir weltweit lernen, Pflanzen aller Art ihr Wachstum zu erleichtern. Im Inneren unserer ‚Growth Chambers‘ herrschen überall auf der Welt die gleichen Bedingungen, mittels Machine-Learning und KI kann also jeder Pflanzenforscher seine neu gewonnenen Erkenntnisse mit allen anderen auf der Welt teilen. Fünf Prozent mehr Wachstum bei einer Kartoffel beispielsweise können so weltweit Tausende Tonnen mehr Ertrag bedeuten – egal ob in Brandenburg oder in der Sahara! –, was sich ja leider Gottes bald auch nicht mehr groß unterscheiden wird, wenn man mal nach draußen schaut.“
Regional und das ganze Jahr über
Die Option, Anlagen von Lite&Fog wirklich überall aufzubauen, egal ob auf dem freien Feld, in Hallen mitten in der Stadt oder in unterirdischen Katakomben, macht regionale Versorgung aller Art möglich. Frische Berliner Erdbeeren das ganze Jahr über? Kein Problem, und dank der optimalen Versorgung der Pflanzen mit Licht, Wasser und Nährstoffen sogar noch bis zu 25 Prozent süßer als alles, was vom Feld kommt.
„Wir planen Anlagen mit einer Fläche von rund 1.000 Quadratmetern und neun Metern Höhe. So eine Anlage könnte wöchentlich bis zu 20 Tonnen frische Lebensmittel herstellen, und zwar genau nach Bedarf und zeitlich optimal geplant. Bauen wir diese Anlagen direkt vor die Tore von Metropolen oder sogar unterirdisch mitten rein, brauchen wir keine CO2-intensive Logistik, alles wird regional und Ernteausfälle durch Trockenheit oder Hagel gehören auch der Vergangenheit an!“
Die Nährstoffe, die das Lite&Fog-Team verwendet, stammen aus dem Regenwald des Amazonas, genauer gesagt aus dem Orinoco-Fluss. Hier sind die Nährstoffe nur Abfall ‒ der Schlamm einer Trinkwasseraufbereitungsanlage nämlich ‒, bei uns verhelfen sie den Pflanzen zu ungeahntem Wachstum. Ein nachwachsender Rohstoff also, der dank Vernebelung schon in kleinsten Mengen ausreicht, um Pflanzen zu versorgen.
Die Besonderheit bei dieser Art der Aufzucht von Pflanzen ist, dass nur die äußeren Bedingungen verändert werden, niemals die Pflanze selbst.
Technologie für viele Zwecke ‒ Pflanzen nicht nur zum Essen
Selbstverständlich ließen sich auch andere Zwecke von Pflanzen so effizienter nutzen – manche gar nur so. Außer für Kosmetik aber beispielsweise auch für die Krebsforschung und andere medizinische Zwecke können Pflanzen in den „Growth Chambers“ Moleküle gezielt und sicher verwendbar herstellen, was draußen nicht ginge. Denn die vollständig geschlossenen Systeme von Lite&Fog erreichen die benötigte Rein-Raum-Qualität, bislang ein Problem bei der Pflanzenzucht für High-Tech-Anwendungen. Bei Lite&Fog ist jedoch nicht mal Erde im Spiel. Durch solche aus Pflanzen gewonnenen Hilfsmittel z. B. für Stammzelltherapien, personalisierte Impfungen und sogar Stammzellfleischproduktion wäre das Start-up also ein hilfreicher Technologiepartner.
„Lite&Fog“ wurde 2019 von Martin und Uwe Peter, einem ungewöhnlichen Vater-Sohn-Gespann, gegründet. Die ursprüngliche Idee reifte fast 10 Jahre in den Köpfen der beiden, bevor die Entscheidung zur Gründung fiel. Aktuell besteht das Team aus 8 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und hat seinen Sitz in Berlin-Marzahn. „Lite&Fog“ ist durch die EU und durch das Land Berlin gefördert sowie durch den German Accelerator des BMWK (Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz) und der Wageningen University, die als MIT der Pflanzenforschung in den Niederlanden gilt.
Lite+Fog GmbH
Schwarze-Pumpe-Weg 16
12681 Berlin
Telefon: +49 (175) 41767-64
http://www.liteandfog.com/
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