Fast 1500 Teilnehmer diskutierten über innovative Technologien und weltweite interdisziplinäre Entwicklungen in der Neurochirurgie
Fast 1500 Teilnehmer, davon >50 aus Brasilien und Portugal, registrierten sich für 399 Vorträge und 288 ePoster in 56 Session und 6 Plenarsitzungen. Das wissenschaftliche Programm mit über 935 eingereichten Abstracts konzentrierte sich auf neue Trends wie beispielsweise technische Hilfssysteme, die Operationen unterstützen und verkürzen können.
Tagungspräsident Prof. Dr. med. Marcos Tatagiba aus Tübingen und Co-Kongresspräsident Prof. Dr. Oliver Ganslandt aus Stuttgart stellten bereits bei der Eröffnungszeremonie im Internationalen Congress Center Stuttgart die Bedeutung Baden-Württembergs in der Entwicklung der modernen Neurochirurgie heraus. „Ein Jahr nach der Gründung der Deutschen Gesellschaft für Neurochirurgie durch Wilhelm Tönnis fand 1951 eine Tagung der DGNC in Stuttgart im Rahmen der Jahrestagung der Gesellschaft Deutscher Neurologen und Psychiater statt. Nach über 70 Jahren kommt die Jahrestagung der DGNC endlich wieder in die Hauptstadt von Baden-Württemberg zurück“, freute sich der Ärztliche Direktor der Klinik für Neurochirurgie am Universitätsklinikum Tübingen, Prof. Tatagiba.
Besondere Würdigungen und Ehrungen
Als einer der Höhepunkte am Eröffnungstag wurde die Wilhelm-Tönnis-Medaille für überragende Beiträge zur Neurochirurgie auf klinischem, experimentellem oder organisatorischem Gebiet an Prof. Volker Seifert, Frankfurt am Main, verliehen. Prof. Seifert war einer der Ersten in Deutschland, der nach gründlicher Erforschung die Anwendung von Lasern in die Mikrochirurgie von Hirntumoren einführte. Während seiner Tätigkeit in Frankfurt am Main entwickelte sich die Klinik für Neurochirurgie zu einem international anerkannten Referenzzentrum für die operative Behandlung komplexer neurologischer Erkrankungen. Er selbst führte in über 40 Jahren mehr als 12.000 neurochirurgische Operationen durch.
Für besondere Verdienste auf wissenschaftlichem Gebiet erhielt Prof. Dr. Josef Zentner, Freiburg im Breisgau, die Otfrid-Foerster-Medaille, gestiftet durch die DGNC. Zentner studierte bis 1978 in Tübingen, war von 1987 bis 1990 Assistenz- und dann Oberarzt an der Neurochirurgischen Universitätsklinik Tübingen und in Freiburg mit den Hauptbereichen Epilepsie und intraoperatives elektrophysiologisches Monitoring. Zu seinen Verdiensten zählt unter anderem die Entwicklung computergestützter Operationstechniken.
Roboter in der Neurochirurgie
Roboter im OP – in der Neurochirurgie inzwischen immer mehr im Einsatz. Haupteinsatzgebiete sind hierbei bisher die Wirbelsäulenchirurgie und die sogenannte stereotaktische Neurochirurgie. In der Wirbelsäulenchirurgie helfen Roboter bei einer genauen und schnelleren Platzierung von Schrauben. In der stereotaktischen Neurochirurgie wird der Roboter zur histologischen Gewebesicherung bei Tumoren und für die Platzierung von Elektroden zur Ableitung von Hirnströmen bei Epilepsie oder zur Tiefen Hirnstimulation bei Bewegungsstörungen wie z.B. Parkinson eingesetzt.
Pädiatrische Neurochirurgie
Als zunehmend eigenständige Subspezialität im Neurochirurgischen Fachgebiet hat sich die Pädiatrische Neurochirurgie und die Pädiatrische Neuroonkologie entwickelt. Vor allem die interdisziplinäre Zusammenarbeit ermöglicht ein breiteres Spektrum an chirurgischen Optionen bei komplexen frontobasalen Schädelbasis-Erkrankungen. So bietet ein Augenbrauenschnitt in der pädiatrischen Neurochirurgie einen minimalinvasiven, kosmetisch günstigen Zugang für die Schlüssellochchirurgie.
Einen Innovationsschub gebe es nach Aussage von Prof. Tatagiba auch in der Kinderneurochirurgie. Die pränatale Behandlung einer Spina bifida, einer angeborenen Fehlbildung des Rückenmarks und der Wirbelsäule, soll zur Verbesserung der Lebensqualität der Kinder beitragen.
Weitere innovative Technologien
PD Dr. med Kathrin Machetanz, Fachärztin für Neurochirurgie in Tübingen, betonte den veränderten Anspruch, heutzutage Tumore nicht mehr nur zu entfernen, sondern auch die Lebensqualität des Patienten, wie etwa Sprache und Bewegung, zu erhalten. Zur Thematik Neurophysiologie und intraoperatives Monitoring zur Erhaltung vonSprache und visuo-spatialen Funktionen gab es in diesem Zusammenhang eine eigene Session, in welcher über die geeignetsten Mapping-Protokolle und Techniken zur Darstellung der Sprache diskutiert wurde. Vorgestellt wurden erste Erfahrungen mit einem neu entwickelten Sprachtest des Universitätsklinikum Dresden, der auf die spezifischen anatomisch funktionellen Störungen des komplexen Sprachnetzwerks, die in der Neurochirurgie relevant sind, eingeht. Das Anatomisch-funktionelle Aphasie-Screening (AFAS) scheint demnach ein vielversprechendes klinisches Instrument zur präzisen individuellen Beurteilung perioperativer Sprachdefizite bei Hirntumorpatienten zu sein.
Fazit und Ausblick: 75. Jahrestagung
Vom 9. -12. Juni 2024 findet die 75. Jahrestagung unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. Veit Rohde, Präsident der DGNC und Direktor der Neurochirurgischen Klinik in Göttingen, statt. Gemeinsam mit der Tschechischen Gesellschaft für Neurochirurgie und der Kroatischen Gesellschaft für Neurochirurgie werden sich die Experten mit den Begriffen Evidenz und Exzellenz auseinandersetzen.
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