Georg Simmel als Wegbereiter der Wissenssoziologie
Georg Simmel nimmt in Bezug auf die Wissenssoziologie den Status eines »Wegbereiters« ein. Er formulierte soziologische, erkenntnistheoretische und kulturphilosophische Problemstellungen, die (posthum) in die sich formierende Wissenssoziologie hineinwirkten. Seine Essays enthalten präzise Beschreibungen, wie Artefakte und kulturelle Alltagsphänomene seiner Gegenwartsgesellschaft von den Menschen selbst seelisch erlebt wurden. In diesen phänomenologischen Strukturanalysen lebensweltlicher Erfahrungsräume wurden immer auch Bedingungskonstellationen von Modernität ausgelotet.
Konturen einer wissenssoziologischen Betrachtungsweise zeigen sich auch in Simmels Postulat, dass Soziologinnen und Soziologen auf eine bereits von den Menschen selbst gedeutete soziale Welt stoßen. Seine diesbezügliche Soziologie stellt einen Versuch dar, die Kantianistische Epistemologie sozialkonstruktivistisch und praxeologisch zu reformulieren. Nicht zuletzt steckt in Simmels Philosophie des Geldes ansatzweise eine wissenssoziologisch ausgerichtete Medientheorie.
Gerade weil wir uns heute immer noch an den von Simmel vor 100 Jahren aufgeworfenen Fragestellungen zur Sozialität, Historizität und Relativität von Wissen orientieren, jedoch für sie noch keine konsensfähigen und hinreichende Antworten parat haben, können wir uns von diesem wichtigen Impulsgeber nicht lösen. Es lohnt sich also, an Simmel als (wissens-)soziologischen Klassiker festzuhalten und seine Texte immer wieder neu zu lesen.
Klassiker der Wissenssoziologie wird herausgegeben von Professor Bernt Schnettler.
Uwe Krähnke
Georg Simmel
Klassiker der Wissenssoziologie, 16
2023, 136 S., Broschur, 120 x 185 mm, dt.
ISBN (Print) 978-3-7445-0309-9
ISBN (PDF) 978-3-7445-0310-5
Uwe Krähnke, Jg. 1967; studierte Sozialwissenschaften an der HU Berlin. Er promovierte an der TU Chemnitz und habilitierte an der HU Berlin.
Seit 2018 ist er Professor für Qualitative Forschungsmethoden an der Medical School Berlin. Seine Forschungsschwerpunkte sind: Moderne als dynamisierte Gesellschaft, Lebensführung in gierigen Institutionen und psychische Belastungen in der Arbeitswelt.
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