Hepatitis B: Impfen ist einfach, die Infektion ist kompliziert
Wie eine Hepatitis-B-Infektion übertragen wird
Hepatitis B wird durch Blut und Körperflüssigkeiten übertragen. Die häufigsten Übertragungswege sind infizierte Sexualpartner oder Geburt, wenn die Mutter Hepatitis-B-positiv ist. Das Virus kann auch übertragen werden, wenn Menschen bei Drogenkonsum ihre Utensilien teilen. Ebenso kann es durch Hygienemängel bei ärztlichen Eingriffen, Tätowierungen oder Piercings zur Infektion kommen.
Wie eine Impfung die Infektion verhindert
Eine Hepatitis-B-Impfung kann eine Ansteckung fast immer verhindern. Die Impfung selbst ist nicht ansteckend – auch nicht in abgeschwächter Form –, da es sich um einen Totimpfstoff handelt. Die Impfung enthält nur leere Virushüllen und regt das Immunsystem an, schützende Antikörper zu entwickeln. Wenn Geimpfte später in Kontakt mit einem Hepatitis-B-Virus kommen, wird das Virus vom Immunsystem erkannt, durch die Antikörper rasch neutralisiert und die Infektion unterbunden.
Was, wenn es zur Infektion kommt?
Eine Hepatitis-B-Infektion auf „natürlichem Weg“ durchzumachen ist keine gute Alternative zur Impfung. Während eine Impfung die Infektion in der Regel ganz verhindert, kann eine Hepatitis-B-Infektion zu vielen Problemen führen und hinterlässt immer Spuren. Eine Infektion kann auf drei verschiedene Arten ablaufen:
a) „Spontanheilung“
Im ersten halben Jahr der Infektion kann es zu einer sogenannten „Spontanheilung“ kommen. Zunächst entsteht auch hier eine Leberentzündung, also eine Hepatitis, bei der das Immunsystem infizierte Leberzellen zerstört. Bei Spontanheilung gewinnt das Immunsystem hier die Oberhand: Alle Marker des Virus, also Antigene und die DNA verschwinden dauerhaft aus dem Blut. Messbar bleiben dann nur noch Antikörper, die vom Immunsystem gebildet wurden. Die Spontanheilung stellt den bestmöglichsten Verlauf einer Infektion dar. Genesene sind nicht mehr infektiös für andere, gegen erneute Ansteckung immun und haben meist keine dauerhaften Leberprobleme.
Bei Hepatitis B heißt aber selbst „Heilung“ leider nur, dass das Virus zwar aus dem Blut verschwindet, aber sein Erbmaterial in den Leberzellen hinterlässt. Bei schwerer Immunschwäche kann deswegen selbst eine „ausgeheilte“ Hepatitis B wieder aktiv werden. Beobachtet wurde dies z.B. nach Chemotherapien, Knochenmarkstransplantation oder bei AIDS-Erkrankungen. Reaktivierungen der Hepatitis B können zu schweren Leberentzündungen und sogar Leberversagen führen. Geimpfte haben dieses Risiko nicht: Das Virus bekommt hier gar nicht erst die Chance, sich in den Leberzellen einzunisten.
b) akutes Leberversagen
In seltenen Fällen kann schon eine Erstinfektion mit Hepatitis B lebensgefährlich werden: Das Immunsystem reagiert über und zerstört sehr viele Leberzellen gleichzeitig. Man spricht dann von einer fulminanten Hepatitis, einer extrem schweren Leberentzündung, welche zum Leberversagen führen kann. Medikamente können dies teilweise abmildern, in schweren Fällen kann nur eine Lebertransplantation das Leben retten.
c) chronischer Verlauf
Das häufigste Problem bei Hepatitis-B-Infektionen (aber niemals bei Impfung) sind chronische Verläufe. Dem Immunsystem gelingt es dann im ersten halben Jahr nicht, die Infektion auszuheilen, sodass das Virus dauerhaft im Blut messbar bleibt. Bei Erwachsenen sieht man chronische Verläufe nur in einer Minderheit von etwa 5% der Infizierten. Bei Neugeborenen verläuft Hepatitis B jedoch in neun von zehn Fällen chronisch. Späte Spontanheilungen einer chronischen Hepatitis-B-Infektion sind selten.
Bei chronischer Hepatitis B kann die Leber durch die langjährige Entzündung vernarben und eine Leberzirrhose entstehen. Bei Zirrhose werden viele lebenswichtige Vorgänge im Körper eingeschränkt, welche sowohl Stoffwechsel, Immunsystem, aber auch Entgiftung und Blutgerinnung betreffen. Zudem kann ein Leberkrebs entstehen, das Hepatozelluläre Karzinom. Trotz verbesserter Krebstherapien ist Leberkrebs nach wie vor eine ernste und leider oft tödliche Diagnose.
Chronische Hepatitis B ist mit Medikamenten behandelbar. Diese können das Virus noch nicht eliminieren, aber die Virusvermehrung unterdrücken und die chronische Entzündung zurückbilden. Betroffene haben hierdurch ein geringeres Risiko von Leberschäden und sind weniger bzw. kaum noch ansteckend. Es ist ein Ziel der Forschung, auch die chronische Hepatitis B künftig besser behandelbar zu machen. Zahlreiche neue Ansätze werden in Studien untersucht und es gab erste kleine Erfolge, aber noch keinen entscheidenden Durchbruch in der Hepatitis-B-Therapie. Es wird gehofft, dass in Zukunft die Kombination von verschiedenen Therapien häufiger auch bei Hepatitis B eine „Heilung“ erreichen kann. Selbst dann wird dies aber vorerst nur eine „funktionelle Heilung“ sein, bei der das Virus aus dem Blut verschwindet, aber nicht aus den Leberzellen. Eine Hepatitis-B-Infektion ist deutlich hartnäckiger als z.B. Infektionen mit Hepatitis-C-Viren, die heute fast immer heilbar sind.
Fazit
Wer noch nie Hepatitis-B-infiziert war und noch ungeimpft ist, sollte sich gegen Hepatitis B impfen lassen. Eine Impfung kann eine Infektion von vornherein unterbinden. Die Impfung schützt gleichzeitig vor dem gefährlichen Hepatitis-D-Virus, welches nur zusammen mit Hepatitis B auftreten kann.
Im Gegensatz zur Impfung hinterlässt eine echte Hepatitis-B-Infektion sein Erbmaterial im Körper, was später zu Problemen führen kann. Auch wenn eine chronische Hepatitis-B-Infektion noch nicht heilbar ist, dürfen auch Infizierte hoffen: Eine Behandlung kann heute bereits Spätfolgen verhindern und künftige Therapien könnten noch effektiver wirken. Ein Test auf Hepatitis B ist sinnvoll. Krankenversicherte in Deutschland ab 35 Jahren können sich in Hausarztpraxen einmalig kostenfrei auf Hepatitis B und C untersuchen lassen. Dies ist Teil der „Gesundheitsuntersuchung“, welche früher als Check-up 35 bezeichnet wurde.
Was ist der Welt-Hepatitis-Tag?
Laut Weltgesundheitsorganisation WHO (Stand: Juni 2022) leiden weltweit etwa 358 Millionen Menschen an einer chronischen Hepatitis B oder C – die meisten, ohne von ihrer Infektion zu ahnen. Davon haben 296 Millionen eine Hepatitis B und etwa 58 Millionen eine Hepatitis C. Knapp 15 Millionen Menschen leiden an einer Koinfektion von Hepatitis B und D. Unbehandelt können chronische Hepatitisinfektionen zu schweren Leberschäden wie Zirrhose und Leberkrebs führen und erhöhen möglicherweise auch das Risiko anderer Erkrankungen. Eine rechtzeitige Diagnose und Behandlung kann dieses Risiko senken und zudem verhindern, dass andere angesteckt werden. Krankenversicherte ab 35 Jahren können sich in Deutschland einmalig kostenfrei auf Hepatitis B und C untersuchen lassen. Der Test wird sonst auch bei Risikofaktoren empfohlen und meist erstattet, wie z.B. bei erhöhten Leberwerten. Seit drei Jahren läuft daher die Kampagne der World Hepatitis Alliance "Hepatitis kann nicht warten!" (Hep can’t wait!). Das Motto des diesjährigen Welt-Hepatitis-Tages greift dies auf und lautet „I’m not waiting“ bzw. “We’re not waiting“. Im Deutschen lautet das Motto daran angelehnt: "Ich warte nicht. Ich handele!“ bzw. „Wir warten nicht. Wir handeln!“ Dies ist ein Aufruf an Menschen, auch Eigeninitiative zu zeigen, indem sie sich impfen, testen und – falls sie bereits eine chronische Hepatitis haben – entsprechend behandeln lassen.
Informationen zum Welt-Hepatitis-Tag:
Deutsche Webseite: www.welthepatitistag.info
Flyer zu Hepatitis A bis E: www.welthepatitistag.info/download.html
Internationale Webseite: www.worldhepatitisday.org/
WHO-Infos zur Hepatitis B: https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/hepatitis-b
Die Deutsche Leberhilfe e.V. wurde 1987 von engagierten Patienten gegründet. Der gemeinnützige Verein ist bundesweit tätig und hat sich als Informationsschnittstelle zwischen Ärzten und Leberpatienten etabliert. Die Leberhilfe verfolgt als Hauptziel, Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten, indem sie Patienten und ihre Angehörigen berät und Informationsschriften in verständlicher Sprache herausgibt. Ein weiteres Ziel des Vereins ist, die Bevölkerung über mögliche Ursachen, Verlauf, Therapie und Verhütung von Leberkrankheiten zu informieren. Langfristig soll dies dazu beitragen, Vorurteile zu entkräften und den schlechten Ruf der Lebererkrankungen als „selbstverschuldete” Krankheiten zu verbessern. In diesem Rahmen ist die Leberhilfe in Deutschland Ausrichter des Welt-Hepatitis-Tages. Der Verein wird von einem ehrenamtlichen Vorstand geleitet und hat in Köln seine Geschäftsstelle, die mit erfahrenen Mitarbeitern besetzt ist. Bei medizinischen Fragen wird die Leberhilfe von einem wissenschaftlichen Beirat unterstützt. Dieser besteht aus namhaften Fachärzten und Wissenschaftlern, die die Richtigkeit, Aktualität und Seriosität der medizinischen Informationen gewährleisten.
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