Holz von hier – Regionalität als Plus
„Unsere Kunden fragen gezielt regionales Holz nach“, bestätigt Bernd Moser das Kaufverhalten der Kunden. Der Hersteller von Massivholzplatten und Möbeln aus Bubsheim im Kreis Tuttlingen nutzt das Siegel „Holz von hier“, um die ökologische Ausrichtung des Betriebs zu vermarkten. „Ich möchte das nicht mehr missen“, sagt der Geschäftsführer. Das Siegel sei transparenter und schütze die Wälder besser als die anderen auf dem Markt. „Die Kunden kaufen keine Mogelpackung“, erklärt Moser. Die Kunden könnten sich durch entsprechende Nachweise sicher sein, dass regionales Holz verwendet und nicht mit anderem gemischt wurde.
„Holz von hier“ als Alleinstellungsmerkmal
Auch Peter Schürmann, Umweltschutzberater bei der Handwerkskammer Konstanz, sieht in der Nutzung des Produktlabels „Holz von hier“ für Handwerksbetriebe die Chance, sich als Unternehmen, das Nachhaltigkeit und Ressourceneffizienz umsetzt, zu positionieren und sich damit Alleinstellungsmerkmale für eine wachsende Zielgruppe zu schaffen. Zudem werden durch den Aufbau regionaler Lieferketten stabile und langfristige Geschäftsbeziehungen unterstützt. „Dass in einem Land wie Baden-Württemberg, das im Bundesvergleich nach Bayern über die größte Waldfläche verfügt, häufig Holz ferner Herkunft verarbeitet wird, macht keinen Sinn“, ergänzt Schürmann.
Zur Verwendung des Siegels ist es nicht notwendig, den gesamten Betrieb auf den Kopf zu stellen. „Die Betriebe haben die Möglichkeit, auch nur einzelne Produkte mit dem Siegel zu kennzeichnen. Die Kriterien müssen nicht für die gesamte Produktion eingehalten werden“, sagt der Mitbegründer der Initiative Philipp Strohmeier. Die Produkte könnten nach Kundenwunsch auch aus anderem Holz produziert werden.
„Holz von hier“ ist ein zertifiziertes Umweltsiegel nach der entsprechenden DIN-Norm. Es dokumentiert kurze Lieferwege über die gesamte Lieferkette hinweg. „Außerdem stammt der Rohstoff zu Hundertprozent aus nachhaltiger Waldwirtschaft. Wir verwenden kein Urwaldholz oder von weltweit gefährdeten Arten.“ Das Siegel sei damit mehrfach ein Gewinn für Klima und Biodiversität.
Vorteil gegenüber Möbelhäusern
Strohmeier sieht das Siegel in Bezug auf Nachhaltigkeit als Marketinginstrument für Betriebe. „Sie können ihre Produkte direkt dem Kunden gegenüber vermarkten und die Klimafreundlichkeit deutlich machen.“ Eine Schreinerei könne gut die kurzen Lieferketten und die Herkunft des Holzes dokumentieren. „Möbelhäuser tun sich mit Nachweisen schwer und können nicht gezielt damit werben. Holz von hier fördert regionale Wirtschaftskreisläufe und macht sie nachvollziehbar“, so Strohmeier.
„Im Handwerk wird das Nachfragepotential nach regionalen Produkten unterschätzt“, ist er der Meinung. Durch gezielte Kundenansprache könnten sich Betriebe von Wettbewerbern absetzen.
Er hat das regionale Siegel gemeinsam mit Gabriele Bruckner 2012 ins Leben gerufen. Mittlerweile machen rund 260 Unternehmen in sieben europäischen Ländern mit. „Eine Zertifizierung bei uns ist nicht aufwendig.“ Außerdem seien die Kosten überschaubar. Für einen Betrieb mit 15 bis 20 Mitarbeitern kostet die Gebühr zwischen 300 und 500 Euro. Das bestätigt auch Bernd Moser. „Es kostet nicht viel. Es kostet nur Initiative.“ Unternehmen müssten sich nicht jährlich zertifizieren lassen und hohe Beiträge zahlen.
Anerkannt für öffentliche Aufträge
Einen großen Vorteil sieht Strohmeier auch darin, dass sich die holzverarbeitenden Betriebe auf öffentliche Ausschreibungen bewerben können, die Holz aus nachhaltiger Holzwirtschaft verlangen. „Wir sind nach der Vergabeverordnung anerkannt.“
Strohmeier nimmt die Angst davor, dass im Netzwerk zu wenig Abnehmer oder Lieferanten sind: „Im südlichen Baden-Württemberg gibt es in allen Verarbeitungsstufen bereits Mitglieder wie Sägewerke, Tischlereien und Spanplattenhersteller.“
Bei Bernd Moser gab es noch keine Versorgungslücken. Die Moser GmbH habe viele Aufträge im österreichischen Vorarlberg. „Da haben wir zum Beispiel Material für ein Hotel geliefert. Die Vorarlberger ticken anders, sind umweltbewusster. Sie bauen nachhaltig und fragen solche Zertifikate nach.“ Die Deutschen würden viel stärker auf den Geldbeutel schauen, denn Regionalität kann mehr kosten als Massenware. „Dieses nachhaltige Denken müssen wir auch in die Köpfe bekommen“, sagt Moser.
„Qualität und Regionalität geht vor Preis“
Immerhin gehen 20 Prozent der Produkte von Moser nach Österreich. Weitere 20 Prozent blieben in Deutschland und 60 Prozent werde in die Schweiz geliefert. „Dort hat das Handwerk einen ganz anderen Stellenwert“, sagt Moser. Es gebe kein Haus, in dem nicht ein Schreiner mitgebaut hätte. Auch Philipp Strohmeier ist sich sicher, dass es nicht immer nur ein günstiger Preis sein muss, damit die Kunden kaufen. Viele seien bereit für Qualität mehr auszugeben.
Moser sieht sich und die Kunden durch das Siegel nicht eingeschränkt. „Wir können fast alles anbieten, was für Innenanwendungen nachgefragt wird.“ Buche, Eiche, Ahorn, Kirsche – alles sei auf dem regionalen Markt zu beschaffen. „Ich kann alles anbieten, was im Laubwald rund um den Bodensee wächst“, sagt er. Und je nach Holztyp darf der Radius der Beschaffung nach Siegelvorgaben auch größer ausfallen. Das momentan gerne nachgefragte Eichenholz kommt zum Beispiel aus Koblenz. „Auch Esche und Nussbaum bekommen wir hin.“ Für den Außenbereich kauft Moser Eiche aus der Region um Offenburg: „Baden-Württemberg ist ein gutes Wuchsgebiet für diesen Baum.“
Informationen zum Siegel sowie eine interaktive Karte der Mitgliedsunternehmen gibt es auf: www.holz-von-hier.eu
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Die Handwerkskammer vertritt nicht nur die Interessen ihrer Mitglieder, sondern bietet ihnen auch eine umfas-sende Beratung an, etwa zur Fachkräftesicherung, Aus- und Weiterbildung, Betriebswirtschaft, Unternehmens-führung, Recht, Umweltschutz und Technologie.
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