Prurigo nodularis – Knoten, die unter die Haut gehen
Hohe Dunkelziffer an Erkrankungen
In Deutschland sind 100 von 100.000 Menschen betroffen. Experten gehen allerdings von einer weitaus höheren Dunkelziffer aus. Die genaue Ursache der fortschreitenden, entzündlichen Hauterkrankung ist bislang noch ungeklärt. Vermutet wird eine Regulationsstörung des Nerven- und Immunsystems. Zusätzlich spielt auch eine Überreaktion des Immunsystems, die sogenannte Typ-2-Entzündung, eine Rolle. Mögliche Auslöser sind u. a. Hauterkrankungen wie Neurodermitis und Psoriasis, aber auch innere oder neurologische Erkrankungen.
Juckreiz löst Teufelskreis aus
Die typischen Symptome der Prurigo nodularis sind extrem juckende und knotige Hautveränderungen. Die Knötchen haben eine Größe von wenigen Millimetern bis an die drei Zentimeter und treten vor allem an Rumpf, Armen und Beinen auf. Betroffene können bei aller Disziplin den starken, teils quälenden Juckreiz kaum ignorieren, so dass sie letztlich doch anfangen zu kratzen. Ein Teufelskreis: Intensives Kratzen verstärkt das Jucken, weil hierdurch weitere Nerven- und Entzündungszellen stimuliert werden. Zudem werden der Haut beim Kratzen meist kleine Verletzungen zugefügt, was das Entzündungsgeschehen weiter anfacht. Je nach Schweregrad der Erkrankung ist der Körper mit einer Vielzahl der juckenden Knötchen übersät, die zum Teil aufgekratzt, verschorft und vernarbt sind. Der körperliche und psychosoziale Leidensdruck der Patienten ist entsprechend hoch. Aufgrund des andauernden Juckreizes leiden viele Betroffene an ausgeprägten Schlafstörungen. Auch die Arbeitsfähigkeit kann beeinträchtigt sein. Schließlich können psychische Begleiterkrankungen wie Ängste oder Depressionen auftreten.
Wie Patient*innen ihre Lebensqualität zurückgewinnen
Erstes Therapieziel bei der Behandlung von Prurigo nodularis ist die Linderung des Juckreizes, die Heilung der Hautläsionen und damit verbunden die Verbesserung der Lebensqualität. Zur Juckreizlinderung werden üblicherweise verschiedene Therapiebausteine kombiniert. Basis sind nichtmedikamentöse Maßnahmen, zu denen u. a. der Hautschutz und die konsequente Hautpflege gehören. Auch Licht- oder Kältetherapien können helfen, die äußerlichen Symptome von Prurigo nodularis zu lindern. Reichen diese Behandlungen nicht aus, können auch systemische, also innerliche Therapien zum Einsatz kommen. Dazu gehören Antihistaminika, Immunsuppressiva, Antiepileptika oder Antidepressiva. Einen neuen vielversprechenden Ansatz bieten sogenannte Biologika, die zielgerichtet an der Ursache ansetzen und entzündungs- und juckreizfördernde Botenstoffe (Zytokine) blockieren. Biologika ist die Bezeichnung für Medikamente, die aus biologischen Substanzen (z. B. Zellbestandteile oder Eiweißstoffe) mittels biotechnologischer Verfahren hergestellt werden. Das Entscheidende an diesen Wirkstoffen ist, dass sie den natürlichen Strukturen unserer Körperabwehr ähneln. Man kann sie daher ganz gezielt einsetzen, um Entzündungsreaktionen und fehlgeleitete Abläufe im Immunsystem zu unterdrücken. Zur Behandlung von Juckreiz können z. B. die für den Juckreiz mitverantwortlichen Interleukine durch einen biotechnologisch hergestellten Antikörper gehemmt werden.
Wichtig: Unterstützung der Psyche
Das Ausmaß des Juckempfindens steht meist im engen Zusammenhang mit psychischen Belastungen. Stress und Anspannung beispielsweise verstärken den Juckreiz, der wiederum selbst ein Stressfaktor ist. Hilfreich sind daher alle Maßnahmen, die dem Abbau von psychischem Druck dienen. Dazu gehört z. B. das Erlernen von Entspannungstechniken wie autogenem Training und Übungen zur Stressverarbeitung. Außerdem können Techniken zur Vermeidung des Kratzens eingeübt werden, z. B. die Kontrolle des Reflexes durch starke Konzentration. Weitere, umfassende Informationen bietet die Deutsche Haut- und Allergiehilfe e.V. (DHA) unter www.dha-neurodermitis-behandeln.de und speziell zu Prurigo nodularis im DHA-Blog.
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