Finanzen / Bilanzen

Sartorius mit weiter hoher Profitabilität trotz wie erwartet temporärer Rückgänge im ersten Halbjahr

  • Geschäftszahlen für das erste Halbjahr 2023: Umsatz wechselkursbereinigt -15,4 Prozent, ohne Coronageschäft hoher einstelliger Rückgang; operative EBITDA-Marge bei 29,8 Prozent
  • Umsatz und Profitabilität der Sparte Bioprocess Solutions rückläufig; Lab Products & Services mit stabiler Marge trotz Umsatzrückgangs
  • Jahresausblick für Umsatz und Profitabilität bestätigt; Unsicherheiten aufgrund der globalen politischen und wirtschaftlichen Situation weiter hoch
  • Vollzug der Übernahme und Start der Integration von Polyplus

Nachdem das coronabezogene Geschäft und ein Lagerbestandsaufbau bei Kunden in den Vorjahren starke zusätzliche Wachstumsimpulse bewirkten, hat der Life-Science-Konzern Sartorius im ersten Halbjahr 2023 wie erwartet eine temporär schwache Nachfrage in beiden Sparten registriert. Entsprechend verzeichnete das Unternehmen in den ersten sechs Monaten des Jahres rückläufige Umsätze und eine niedrigere, allerdings weiterhin relativ hohe Profitabilität. Die Unternehmensleitung bestätigt den Mitte Juni angepassten Jahresausblick für Umsatz und Profitabilität. „Die erste Jahreshälfte war durchgängig von den Nachwirkungen der Pandemie geprägt. Kunden haben ihre Lagerbestände weiter abgebaut und waren infolge freier Kapazitäten zurückhaltender bei Investitionen. Die schwache Entwicklung des

Auftragseingangs hält in beiden Sparten insgesamt länger an als ursprünglich erwartet, allerdings gehen wir von einer schrittweisen Belebung der Auftragslage im Verlauf der zweiten Jahreshälfte aus. Ohnehin sehen wir die grundlegenden Wachstumstreiber unserer Märkte als weiterhin ausgesprochen positiv an und führen dementsprechend unser globales Investitionsprogramm fort. Zudem erweitern wir unsere Produktpalette um innovative Technologien, wie etwa durch die Übernahme von Polyplus, die wir in dieser Woche erfolgreich abschließen konnten“, sagte Sartorius-Vorstandschef Joachim Kreuzburg.

Geschäftsentwicklung des Konzerns1

Die Nachfragenormalisierung hielt im zweiten Quartal in allen Regionen wie erwartet an und prägte damit insgesamt das erste Halbjahr 2023. Zwischen Januar und Juni sank der Umsatz des Sartorius Konzerns gegenüber einer hohen, von pandemiebedingt positiven Sondereffekten geprägten Vorjahresbasis um wechselkursbereinigt 15,4 Prozent (nominal: -15,8 Prozent) auf 1.735 Millionen Euro. Darin enthalten ist ein Wachstumsbeitrag aus Akquisitionen2 von rund 1 Prozentpunkt. Ohne Berücksichtigung des Coronageschäfts lag der Umsatzrückgang wechselkursbereinigt im oberen einstelligen Prozentbereich. Der Auftragseingang reduzierte sich um wechselkursbereinigt 32,7 Prozent (nominal: -33,2 Prozent) auf 1.450 Millionen Euro.

Das operative EBITDA ging im ersten Halbjahr hauptsächlich infolge der Volumenentwicklung um 25,9 Prozent auf 517 Millionen Euro zurück. Die daraus resultierende Marge lag bei 29,8 Prozent nach 33,9 Prozent im Vorjahreszeitraum. Preiseffekte auf der Einkaufs- und der Kundenseite glichen sich weitgehend aus.

Der maßgebliche Konzernnettogewinn erreichte 202 Millionen Euro nach 334 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Der bereinigte Gewinn je Stammaktie lag bei 2,95 Euro (Vorjahreszeitraum: 4,88 Euro), der bereinigte Gewinn je Vorzugsaktie bei 2,96 Euro (Vorjahreszeitraum: 4,89 Euro). Die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter lag zum 30. Juni 2023 weltweit bei 15.048 nach 15.942 Ende 2022.

Zentrale Bilanz- und Finanzkennziffern

Der Sartorius Konzern ist bilanziell und finanziell weiter sehr solide aufgestellt. Zum 30. Juni 2023 betrug die Eigenkapitalquote 38,4 Prozent (31. Dezember 2022: 38,1 Prozent), und der dynamische Verschuldungsgrad lag bei 2,1 (31. Dezember 2022: 1,7). Der Cashflow aus der Investitionstätigkeit belief sich auf -304 Millionen Euro nach -229 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Die Investitionsquote bezogen auf den Umsatz lag bei 17,3 Prozent gegenüber 10,7 Prozent in den ersten sechs Monaten 2022.

Geschäftsentwicklung der Sparte Bioprocess Solutions

Die Geschäftsentwicklung der Sparte Bioprocess Solutions, die eine breite Palette innovativer Technologien für die Herstellung von Biopharmazeutika sowie Impfstoffen anbietet, wurde nach den pandemiebedingt außergewöhnlich starken Vorjahren in den ersten sechs Monaten 2023 deutlich durch die erwarteten Lagerbestandsreduzierungen und eine allgemeine Investitionszurückhaltung von Kunden geprägt. Entsprechend gab der Umsatz der Sparte gegenüber dem hohen Niveau des Vorjahreszeitraums um wechselkursbereinigt 17,4 Prozent (nominal: – 17,8 Prozent) auf 1.346 Millionen Euro nach. Darin enthalten ist ein Wachstumsbeitrag aus Akquisitionen von rund 1 Prozentpunkt. Ohne Berücksichtigung des Coronageschäfts bewegte sich der Rückgang wechselkursbereinigt im oberen einstelligen Prozentbereich.

Noch deutlicher drückte sich das temporär schwächere Marktumfeld im Auftragseingang aus, der sich im ersten Halbjahr um wechselkursbereinigt 35,5 Prozent (nominal: -35,8 Prozent) auf 1.102 Millionen Euro verringerte.

Das operative EBITDA der Sparte ging angesichts der Volumenentwicklung in den ersten sechs Monaten des Jahres um 29,2 Prozent auf 414 Millionen Euro zurück, woraus eine Marge von 30,8 Prozent resultierte (Vorjahreszeitraum: 35,8 Prozent).

Geschäftsentwicklung der Sparte Lab Products & Services

Der Umsatz der auf die Life-Science-Forschung und Pharmalabore spezialisierten Sparte Lab Products & Services lag im ersten Halbjahr mit 389 Millionen Euro unter dem hohen Niveau des Vorjahreszeitraums (wechselkursbereinigt: -7,3 Prozent, nominal: – 8,2 Prozent). Ohne Berücksichtigung des coronabezogenen Geschäfts wäre der Umsatz wechselkursbereinigt im mittleren einstelligen Prozentbereich gesunken. Dämpfend wirkten sich der Wegfall des Geschäfts mit Komponenten für Corona-Tests und eine gegenüber dem starken Vorjahreszeitraum schwächere Nachfrage aus. Insbesondere die Region Amerika war darüber hinaus vom schwierigeren Umfeld für kleine und mittlere Biotechunternehmen, die in den letzten Jahren besonders stark gewachsen waren, betroffen und verzeichnete einen deutlichen Rückgang.

Noch deutlicher als beim Umsatz zeigten sich die temporär dämpfenden Einflussfaktoren beim Auftragseingang, der nach sechs Monaten bei 348 Millionen Euro lag (wechselkursbereinigt: – 22,4 Prozent; nominal: – 23,2 Prozent).

Das operative EBITDA der Sparte verzeichnete einen Rückgang um 8,7 Prozent auf 102 Millionen Euro. Die entsprechende Marge lag mit 26,3 Prozent auf dem hohen Niveau des Vorjahreszeitraums (26,4 Prozent).

Polyplus-Akquisition erfolgreich abgeschlossen

Am 18. Juli 2023 und damit nach Ende des zweiten Quartals hat Sartorius über seinen in Frankreich gelisteten Teilkonzern Sartorius Stedim Biotech die Übernahme von Polyplus, die im März 2023 angekündigt worden war, erfolgreich abgeschlossen.

Ausblick auf das Geschäftsjahr 2023

Die Unternehmensleitung bestätigt den im Juni angepassten Ausblick für Umsatz und Profitabilität und geht demnach für das Gesamtjahr 2023 von einem Erlösrückgang im niedrigen bis mittleren Zehner-Prozentbereich aus; ohne Berücksichtigung des Coronageschäfts würde sich der Umsatz im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich verringern. Zur Umsatzentwicklung sollen Akquisitionen, inklusive der von Polyplus, mit rund 2 Prozentpunkten beitragen (ohne Polyplus 1 Prozentpunkt). Die operative EBITDA-Marge wird bei etwa 30 Prozent (Vorjahr: 33,8 Prozent) erwartet.

Für seine Sparte Bioprocess Solutions erwartet das Unternehmen einen Umsatzrückgang im niedrigen bis mittleren Zehner-Prozentbereich; ohne Berücksichtigung des Coronageschäfts einen Rückgang im hohen einstelligen bis niedrigen Zehner-Prozentbereich. Akquisitionen, inklusive der von Polyplus, dürften rund 2 Prozentpunkte zur Umsatzentwicklung beitragen (ohne Polyplus 1 Prozentpunkt). Die operative EBITDA-Marge wird bei rund 31 Prozent erwartet (Vorjahr: 35,7 Prozent), wobei der positive Margeneffekt aus der Polyplus-Akquisition aufgrund des unterjährigen Einbezugs keine signifikanten Auswirkungen haben dürfte.

Für die Sparte Lab Products & Services rechnet Sartorius mit einer prozentual niedrig einstellig negativen bis stabilen Umsatzentwicklung, ohne Berücksichtigung des Coronageschäfts wird eine Bandbreite von einem prozentual niedrig einstelligen Umsatzrückgang bis zu einem niedrig einstelligen Umsatzwachstum erwartet. Die operative EBITDA-Marge soll bei rund 26 Prozent liegen (Vorjahr: 26,2 Prozent).

Die Investitionsquote des Konzerns bezogen auf den Umsatz soll im Jahr 2023 bei etwa 15 Prozent und der dynamische Verschuldungsgrad bei etwas über 4 liegen. Die Polyplus-Akquisition ist in diesem Ausblick berücksichtigt, mögliche zukünftige Akquisitionen nicht.

Alle prognostizierten Zahlen sind, wie in den vergangenen Jahren auch, auf Basis konstanter Währungsrelationen angegeben. Die Unternehmensleitung weist zudem darauf hin, dass die Dynamiken und Volatilitäten in der Branche in den letzten Jahren deutlich gestiegen sind. Ferner spielen Unsicherheiten aufgrund der veränderten geopolitischen Lage wie etwa die sich abzeichnenden Entkopplungstendenzen verschiedener Staaten eine zunehmende Rolle. Daraus ergibt sich eine erhöhte Unsicherheit bei der Prognose von Geschäftszahlen.

1 Sartorius veröffentlicht alternative Leistungskennzahlen, die nach den internationalen Rechnungslegungsvorschriften nicht definiert sind. Diese werden mit dem Ziel ermittelt, eine bessere Vergleichbarkeit der Geschäftsleistung im Zeitablauf bzw. im Branchenvergleich zu ermöglichen.

  • Auftragseingang: alle Kundenaufträge, die in der jeweiligen Berichtsperiode rechtsgültig abgeschlossen und gebucht wurden
  • Operatives EBITDA: das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Amortisation
  • Maßgebliches Periodenergebnis: Periodenergebnis nach Anteilen Dritter, bereinigt um Sondereffekte und Amortisation sowie basierend auf dem normalisierten Finanzergebnis und der normalisierten Steuerquote
  • Dynamischer Verschuldungsgrad: Quotient aus Nettoverschuldung und operativem EBITDA der vergangenen zwölf Monate inklusive des pro-forma-Beitrags von Akquisitionen für diese Periode

2 Akquisitionen der Novasep-Chromatografie-Sparte sowie von Albumedix

Diese Veröffentlichung enthält Aussagen über die zukünftige Entwicklung des Sartorius Konzerns. Zukunftsgerichtete Aussagen unterliegen bekannten und unbekannten Risiken, Unsicherheiten und anderen Faktoren, die dazu führen können, dass die tatsächlichen Ergebnisse erheblich von diesen Aussagen abweichen. Sartorius übernimmt keine Verpflichtung, solche Aussagen angesichts neuer Informationen oder künftiger Ereignisse zu aktualisieren.
Telefonkonferenz
Der Vorstandsvorsitzende Joachim Kreuzburg und Finanzvorstand Rainer Lehmann erläutern Analysten und Investoren die Ergebnisse am 21. Juli 2023 um 15:30 Uhr MESZ in einer Telefonkonferenz. Die Registrierung erfolgt unter https://media.choruscall.eu/…

Über die Sartorius AG

Der Sartorius Konzern ist ein international führender Partner der biopharmazeutischen Forschung und Industrie. Die Sparte Lab Products & Services konzentriert sich mit innovativen Laborinstrumenten und Verbrauchsmaterialien auf Forschungs- und Qualitätssicherungslabore in Pharma- und Biopharmaunternehmen sowie akademischen Forschungseinrichtungen. Die Sparte Bioprocess Solutions unterstützt Kunden mit einem breiten, auf Einweg-Lösungen fokussierten Produktportfolio bei der sicheren, schnellen und wirtschaftlichen Herstellung von Biotech-Medikamenten und Impfstoffen. Mit rund 60 Produktions- und Vertriebsstandorten weltweit hat das Göttinger Unternehmen eine starke globale Präsenz. Sartorius verzeichnet deutliches organisches Wachstum und ergänzt sein Portfolio regelmäßig durch Akquisitionen komplementärer Technologien. Im Geschäftsjahr 2022 erzielte das Unternehmen einen Umsatz von rund 4,2 Milliarden Euro. Ende 2022 waren rund 16.000 Mitarbeitende für Kunden rund um den Globus tätig.

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