Startschuss für die Neuausrichtung der Kreiskliniken Lörrach ist gefallen
Zuletzt hatte es eine erhebliche Abwanderung von Fachkräften in den Kreiskliniken gegeben. Um die Dienstpläne dennoch besetzen zu können, musste man verstärkt auf teures Fremdpersonal setzen. „Wir werden nur dann einen nachhaltigen Turnaround erreichen, wenn wir diesen Kostenblock deutlich reduzieren“, zeigt Lavendel einen der wichtigsten Hebel des Restrukturierungsprogramms auf. Allein über die Reduktion der Fremdpersonalkosten könne man ca. 60 Prozent des Ergebnisverbesserungspotenzials erzielen. „Wir haben hervorragende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Nun geht es darum, sie zu halten und die Strukturen so zu verdichten, dass wir bei voller Aufrechterhaltung unseres Leistungsangebots die Dienstpläne mit unseren festangestellten Beschäftigten besetzen können. Damit das möglich wird, ohne die Mitarbeitenden, die schon heute ans Limit gehen, noch mehr zu belasten, werden die Kliniken strukturelle Anpassungen vornehmen. „Wir haben den bereits vorliegenden Umstrukturierungsplan geprüft. Vieles in dieser Grobplanung ist zweckmäßig und wird jetzt von uns für die Umsetzung detailliert ausgearbeitet “, erläutert Lavendel. Unnötige Doppelvorhaltungen werden kurzfristig reduziert und die Patientenversorgung verdichtet. Künftig wird man, wo es möglich und sinnvoll ist, Eingriffe ambulant durchführen. Die Verweildauer, die im Vergleich zu anderen Kliniken hoch ist, wird gesenkt. „Das hat nicht nur wirtschaftliche Vorteile“, erklärt Lavendel. „So ersparen wir durch effizientere Prozesse den Patienten unnötig lange Krankenhausaufenthalte.“ Die vorhandenen Betten werden durch ein optimiertes Bettenmanagement besser ausgelastet. So ist über alle Standorte hinweg eine weitere Reduktion des Bettenbedarfs um 40 bis 50 Betten möglich. „Der Aufsichtsrat hatte bereits Ende letzten Jahres beschlossen, sich bei der akut-somatischen Patientenversorgung künftig auf drei Standorte zu konzentrieren“, sagt Lavendel. Dieser Schritt sei richtig und wichtig, denn um das derzeitige Patientenaufkommen unterzubringen, reichten die Bettenkapazitäten an drei Standorten definitiv aus. „Eine eigens für diese Strukturmaßnahme einberufene Sonderkommission überprüft aktuell in einem Sprint-Vorgehen alle denkbaren Umzugsszenarien und wird bis Mitte August 2023 dem Aufsichtsrat einen faktenbasierten Entscheidungsvorschlag für die wirtschaftlich tragfähigste Struktur vorlegen. Erst dann wird es endgültige Klarheit darüber geben, in welcher Form die Umzüge stattfinden werden.“
Flankierend ist eine Reihe von Sofortmaßnahmen vorgesehen. So wird ein standortübergreifendes Ressourcenmanagement etabliert, das Betten- und OP-Kapazitäten umfasst. Und auch im nicht-medizinischen Bereich wird man die Prozesse umfassend angehen. Das betrifft alle administrativen Verwaltungsbereiche, u.a. das Medizin-Controlling inklusive der Codierung und Abrechnung sowie den Einkauf. Ein Fokus liegt dabei auf den medizinischen Sachkosten, beim Personalbereich und der IT. Neben dem Aufbau eines verlässlichen Berichtswesens für das Finanz- und Personalcontrolling soll u.a. an der Stabilisierung des neuen Krankenhausinformationssystems und an weiteren Digitalisierungsprojekten, wie einem digitalen Entlassmanagement, gearbeitet werden.
„Es wird erhebliche Veränderungen geben. Für sanfte Korrekturen und ein schrittweises Vorgehen bleibt keine Zeit“, sagt Lavendel. Der Weg werde nicht leicht sein und Flexibilität von Mitarbeitenden und Patienten erfordern. Angst müsse niemand haben. „Mit einer klaren Vision vor Augen werden wir das gemeinsam schaffen.“ Personalabbau sei bei den festangestellten Mitarbeitenden nicht geplant. „Wir brauchen jeden Einzelnen und werden mit allen, die vielleicht künftig an einem anderen Standort arbeiten werden, persönlich sprechen, Unterstützung anbieten und individuelle Lösungen finden“, wendet sich Lavendel an die Belegschaft. Auch Betriebsratsvorsitzende Katharina Merkofer ermutigt die Kolleginnen und Kollegen: „Wir packen die Dinge jetzt an, damit unsere Organisation zukunftsorientiert in Richtung neues Klinikum gut aufgestellt wird.“ Gegen Ängste und Sorgen helfe vor allem Transparenz und eine Führungs- und Veränderungskultur, die alle mitnimmt, motiviert und Mut macht. Das sei das Ziel der neuen Geschäftsführung und erste Veränderungen seien bereits spürbar, u.a. weil Lavendel das Gespräch mit den Mitarbeitenden aktiv suche und auf den hauseigenen Kommunikationskanälen Präsenz zeige. „Geplant sind eine Mitarbeiterbefragung, um den Bedürfnissen der Beschäftigten besser gerecht werden zu können, und eine Informationskampagne, die u.a. wöchentliche Updates aus der Klinikleitung vorsieht.“
Neben den Mitarbeitenden und der Öffentlichkeit will Lavendel die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte des Landkreises enger einbinden. „Wir müssen die medizinische Stimme der Region hören und unsere aktuellen und künftigen Zuweiser an der Gestaltung der Zukunft der Kliniken beteiligten.“ Starten werde man mit einer Zuweiserbefragung, von der man sich ein belastbares repräsentatives Gesamtbild aus Sicht der niedergelassenen Ärzteschaft verspreche.
„Gerade jetzt ist es wichtig, dass wir Zusammenhalt und konsequentes Handeln im Landkreis zeigen“, erklärt die Aufsichtsratsvorsitzende, Landrätin Marion Dammann. Dass der Kreistag jetzteinstimmig zusätzliche finanzielle Unterstützung für das laufende Jahr und den Start des Restrukturierungsprogramms beschlossen habe, sei ein klares Signal dafür, dass man geschlossen hinter Herrn Lavendel und seinem Team stehe.“ Die jetzt in die Umsetzung gehende Restrukturierung ist neben dem wirtschaftlichen „Fitnessprogramm“ die erforderliche Vorbereitung auf die Inbetriebnahme des neuen Zentralklinikums des Landkreises. Zielsetzung ist, ein Gesundheitsnetzwerk mit überregionaler Strahlkraft aus akut-stationärer, präventiver und ambulanter Gesundheitsleistungen entstehen zu lassen. Stationäre und ambulante Versorgungspartner der Klinikgesellschaft würden dann ein sektorenübergreifendes Gesamtversorgungskonzept mit Modellcharakter auf dem Campus des neuen Zentralklinikums anbieten. „Am Ende profitieren davon die Patientinnen und Patienten, und das ist jede Mühe und auch manche schmerzhafte Veränderung Wert.“
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