„Bei allem Ehrgeiz die eigenen Grenzen kennen und auch den Mut haben, aufzuhören“
Herr Dr. Herzenstiel, der Eberbacher Jedermann-Triathlon steht vor der Tür. Schwimmen, Radfahren und Laufen in unterschiedlichen Distanzen sind zu bewältigen. Wie bereitet man sich bestmöglich vor?
Dr. Daniel Herzenstiel: Auf Ausdauerleistungen, und dazu zählt auch ein Sprint-Triathlon, bereitet man sich grundsätzlich in sogenannten „Makrozyklen“ vor, das sind Trainingspläne über Monate hinweg. Triathlon spezifisch ist die Perfektionierung der Schwimm- und Lauftechnik – beides muss jeder für den kommenden Sonntag draufhaben. Für Eberbach konkret rate ich jedem Teilnehmer, die Radstrecke mindestens einmal vorher abzufahren, erstens wegen der Steigung und zweitens wegen der zwei Kurven, oben am Kreisel und in der Abfahrt vor Allemühl.
Im umgekehrten Fall gefragt – welche Fehler sollte man beim Training unbedingt vermeiden?
Dr. Daniel Herzenstiel: Auf jeden Fall in den letzten zwei Tagen vor dem Wettkampf keine längeren Rad- oder Laufeinheiten mehr absolvieren! Wenig ratsam finde ich es auch, an den Start zu gehen, ohne vorab testweise mit dem Neopren-Anzug geschwommen und ohne mindestens ein- bis zweimal im Neckar oder in einem See das „Freiwasser“-Schwimmen geübt zu haben.
Immer wieder liest man von Triathleten, die scheinbar aus dem Nichts während eines Wettkampfs sterben. Warum trifft es gerade diese durchtrainierten und versierten Sportler?
Dr. Daniel Herzenstiel: Vorab – hier im Rhein-Neckar-Kreis sind mir von den Sprint-Triathlons wie Eberbach, den olympischen Distanzen und selbst den Ironman-Serien keine Todesfälle bekannt.
Durch Herzversagen bedingte Todesfälle sind eher selten bei diesen oft extremen Ausdauerleistungen, vielmehr werden das Schwimmen und die Hitze für manche zur Gefahr: in Irland starben zwei Amateure vor einer Woche bei heftigstem Sturm im Wasser. Auch ist vielen noch der Tod eines 30-Jährigen beim Ironman Frankfurt 2015 in Erinnerung. Er ist damals aufgrund eines Hitzschlags und hohen Salzverlusts verstorben.
Grundsätzlich – ein Sportwettkampf über mehrere Stunden erfordert asketische Vorbereitung, die Kenntnis der eigenen Grenzen und den Mut, aufzuhören, wenn man merkt, dass der Körper streikt. Ich komme vom Extrem-Bergsteigen: Wegen gefährlichen Wetters oder Formschwäche haben schon alle Alpinisten mal umgedreht – das sollten auch der Triathleten, der ja auch zu 100 Prozent auf sich alleine gestellt ist, beherzigen.
Ihre Spezialdisziplin ist die Sportkardiologie. Inwiefern geht diese über die "normale" Kardiologie hinaus?
Dr. Daniel Herzenstiel: Der „normale“ Kardiologe betreut herzkranke Menschen, die eine moderates Herzkreislauftraining betreiben sollen. Ich als Sportkardiologe mit Zulassung auch für Athleten betreue Extremsportler mit Herzerkrankungen, von denen es erstaunlich viele gibt. So beurteile ich beispielsweise, ob jemand mit einer 50-prozentigen Verengung des Herzkranzgefäßes oder jemand mit einer mittelgradigen Herzklappen-Undichtigkeit Wettkämpfe bestreiten kann.
Bezüglich Mahlzeit und Flüssigkeitsaufnahme, worauf soll geachtet werden, bevor es mit dem Wettkampf losgeht?
Dr. Daniel Herzenstiel: Längere Distanzen wie ein Ironman oder ein Marathon erfordern bereits zwei Tage vor dem Wettkampf die „Pastaparty“, also die gezielte Aufnahme von kohlehydratreicher Nahrung, um die Glycogenspeicher aufzufüllen. Für die rund 1,5 Stunden Sport, die uns in Eberbach erwarten, langt das auch am Samstag, also am Wettkampf-Vorabend.
Am Sonntag dann sollte man schon vorab ausreichend trinken und für den Wettkampf zwischen 300 und 500 Milliliter Flüssigkeit in die Flasche sowie ein bis zwei Energy-Gel-Packungen in die Tasche packen.
Wie bereiten Sie sich auf den Triathlon am 3. September vor? Haben Sie ein immer gleiches Pensum, welches Sie absolvieren, oder variieren Sie da auch mal?
Dr. Daniel Herzenstiel: Meine normale Woche lautet: Montag und Mittwoch schwimmen und drei Mal in der Woche laufen. Wegen des aktuellen Schienenersatzverkehrs im Neckartal fahre ich momentan nur Rad, das sind immerhin 65 Kilometer am Tag. Mal sehen, was mir das für den Triathlon bringt.
Auf was freuen Sie sich schon beim Jedermann-Triathlon?
Dr. Daniel Herzenstiel: Ich freue mich auf viele Dinge – das Neckarbaden, auf die rasante Abfahrt, auf die Wurst vom Grill. Aber am meisten freue ich mich auf die Laufstrecke mit den Apfelbäumen: wenn einem da die Spitzensportler am Neckar entgegen geschossen kommen – hoffentlich auch dieses Jahr zusammen mit unserer Eberbacher Triathlon Ikone Timo Bracht – das ist für mich jedes Jahr der spektakulärste Sportmoment.
Weitere Informationen unter www.grn.de/eberbach/klinik/innere-medizin/schwerpunkte/kardiologie
Informationen zum Jedermann-Triathlon unter www.triathlon-eberbach.de
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