„Der Langstreckensport auf dem Nürburgring ist in Gefahr“
- ILN befürchtet, dass in der Diskussion um geplante Nachfolgeserie der NLS der Sport und seine Akteure, Fans und Zuschauer auf der Strecke bleiben
- Amtierende Organisation sollte auch 2024 für den Langstreckensport auf dem Nürburgring zuständig sein, um überfällige Planungssicherheit zu gewährleisten
- ILN-Vorsitzender Martin Rosorius: „Im Sinne des Sports ist ein Annäherungsprozess zwischen den beteiligten Parteien längst überfällig“
- ILN bietet sich als Moderator für gemeinsame Gespräche an, um eine tragfähige Lösung für die Zukunft zu finden
Die Interessengemeinschaft Langstrecke Nürburgring (ILN) macht sich immer größere Sorgen um die Zukunft des Motorsports auf dem Traditionskurs in der Eifel. Die Vorstandsmitglieder der ILN haben in den vergangenen Tagen und Wochen intensive Gespräche sowohl mit den Streckenbetreibern als auch mit der aktuellen Organisation der Nürburgring Langstrecken-Serie (NLS) und den Akteuren der Nürburgring Endurance-Serie (NES) geführt. Die ILN befürchet: Im Machtkampf dieser Parteien, der nun auch vor Gericht ausgetragen wird, bleiben der Sport und seine Akteure ebenso wie die Fans und Zuschauer auf der Strecke. Daher unterstreicht die ILN ihre bereits zuvor formulierte Forderung: „Um Planungssicherheit für die Saison 2024 zu gewährleisten, sollte die amtierende Organisation auch im kommenden Jahr weiterhin zuständig sein, bis alle juristischen, wirtschaftlichen und organisatorischen Fragen einer möglichen Nachfolgelösung hinreichend und einvernehmlich geklärt sind“, betont der ILN-Vorsitzende Martin Rosorius. „Im Sinne des Sports ist ein Annäherungsprozess zwischen den beteiligten Parteien längst überfällig. Die ILN steht hierfür als Moderator gerne zur Verfügung.“
„Auch sechs Wochen nach unserem letzten Appell vermissen wir weiterhin konkrete Pläne, wie eine mögliche NES aussehen könnte“, so Rosorius weiter. „Der Langstreckensport auf dem Nürburgring ist in Gefahr, denn die Verunsicherung der Teams und Teilnehmer, aber auch der Sponsoren und Industriepartner bis hin zu den Sportwarten der Streckensicherung nimmt immer ernstzunehmende Formen an. Wir befürchten eine Abwanderungswelle, die dem Rennsport auf der Nordschleife die Erfolgsgrundlage entziehen kann.“
Beispiel technisches Reglement: Sowohl die VLN Sport als Ausrichter der NLS als auch das neue NES-Konstrukt mit dem Automobilverband AvD als Zugpferd arbeiten derzeit an einem neuen Regelwerk für die Saison 2024. „Auch in diesem Punkt arbeiten wir mit der VLN Sport rund um Mike Jäger gut und vertrauensvoll zusammen“, erläutert Rosorius. „Die ILN-Mitglieder können ihre langjährige Erfahrung und ihr Spezialwissen, wenn es um die Besonderheiten einzelner Klassen geht, konstruktiv einbringen.“
Beispiel Terminvergabe: Weder die NLS noch die NES können derzeit einen vorläufigen Veranstaltungskalender für die Saison 2024 vorlegen. Dies allein ist noch nicht ungewöhnlich. Im Hintergrund ist aber ein Rechtsstreit anhängig, ob – und wenn ja, wie viele – Termine der Rennstreckenbetreiber der NLS im kommenden Jahr aufgrund des sogenannten „Nürburgring“-Gesetzes anbieten muss. Dies kann einerseits dazu führen, dass die Terminvergabe noch länger auf sich warten lässt. Andererseits könnte es 2024 aber auch zwei konkurrierende Langstrecken-Serien auf der Nordschleife geben. „Dies wäre eine Zerreißprobe, die nur Verlierer produziert“, prophezeit Martin Rosorius: „Es darf keine zwei konkurierenden Langstrecken-Rennserien auf der Nürburgring-Nordschleife geben!“
Denn Ungemach droht auch aus einer Richtung, die gerne übersehen wird: Auch an den fast 500 ehrenamtlichen Sportwarten der Streckensicherung (SDS) – landläufig „Marshalls“ genannt – geht der Disput nicht spurlos vorüber. Michael Beer, Chiefmarshall und Leiter der Arbeitsgruppe Sportwarte innerhalb der ILN: „Mit uns hat noch niemand gesprochen, wie es 2024 weitergeht. Viele unserer Mitglieder tendieren zur altbewährten Organisation oder spielen angesichts der Querelen sogar mit dem Gedanken, ihre Funktion ganz aufzugeben. Wenn unsere qualifizierten Sportwarte das Interesse am Motorsport verlieren, hätte dies fatale Folgen – auch für andere Veranstaltungen. Ohne sie löscht niemand einen brennenden Rennwagen, bringt den Fahrer in Sicherheit und räumt anschließend an der Unfallstelle wieder auf…“
Dringenden Handlungsbedarf sieht Rosorius auch bei der aktuellen Diskussion um den sogenannten DMSB-Permit Nordschleife (DPN). „In ihrer aktuellen Form ist die DPN insbesondere für Fahrer aus dem Ausland eine schwer kalkulierbare Hürde, die viele Starter abschreckt“, so der ILN-Vorsitzende. Die ILN und die Fahrer-AG der ILN haben mit anderen Organisationen wie dem ADAC Nordrhein, der Nürburgring 1927 GmbH, der NLS und dem Deutschen Sportfahrer Kreis bereits einen Reformvorschlag für die spezielle Lizenz ausgearbeitet, die zur Teilnahme an Rennen auf dem anspruchsvollen Traditionskurs berechtigt. „Hier muss kurzfristig eine praxisgerechtere Lösung her“, so Rosorius. „Unser gemeinsam entworfenes Konzept liefert dem DMSB einen durchdachten und praktikablen Ansatz, der alle Sicherheitsaspekte ausreichend berücksichtigt.“
Die Interessengemeinschaft Langstrecke Nürburgring wurde im Dezember 2015 auf Initiative von Olaf Manthey gegründet. Seit August 2018 tritt das Aktionsbündnis als eingetragener Verein auf. Den Vorsitz hat Martin Rosorius übernommen mit Dirk Theimann (ehemals Team Phoenix Racing) als Stellvertreter. Ziel der ILN ist es, das Kundeninteresse sowohl der großen als auch gerade der kleinen Teams in der Langstreckenmeisterschaft Nürburgring (VLN) und Rundstrecken Challenge Nürburgring (RCN) sowie beim 24-Stunden-Rennen auf der Eifelstrecke dauerhaft zu artikulieren. Der multilaterale Dialog mit dem DMSB, dem Nürburgring, der VLN und RCN sowie den Rennveranstaltern verfolgt dabei stets ein Ziel: attraktiven, fairen und sicheren Rennsport auf der einzigartigen und legendären Nürburgring-Nordschleife.
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