Jugendverkehrsschule Schöneberg braucht dauerhafte Perspektive
- Baupläne bedrohen Standort Sachsendamm seit Jahren
- Kurzfristige Bleibefrist-Verlängerungen können keine Dauerlösung sein
- Standort im Norden von Tempelhof-Schöneberg unverzichtbar für Jugendverkehrsausbildung im Bezirk
Seit vielen Jahren ist die Zukunft der Jugendverkehrsschule Schöneberg am Sachsendamm eine Zitterpartie. Das Gelände soll bebaut werden, ein Ersatzgrundstück ist nicht in Sicht. Keiner weiß, wie lange es die Jugendverkehrsschule Schöneberg noch geben wird. Erst kurz vor den Sommerferien wurde erneut eine Verlängerung der Nutzung bekannt – nun bis Sommer 2024. Hintergrund ist der vor fast 20 Jahren erfolgte Verkauf der Fläche an das Möbelhandelsunternehmen Krieger, das seit geraumer Zeit Baupläne für die Fläche hat.
Zwar muss das Unternehmen dann laut Vertrag den Ersatzbau einer Jugendverkehrsschule finanzieren. Allerdings muss der Bezirk Tempelhof-Schöneberg dafür ein geeignetes Grundstück zur Verfügung stellen – das er offenbar nicht findet. Ob der Bezirk proaktiv nach einer Fläche sucht, ist nicht bekannt. Bisher setzt er Jahr für Jahr auf neue Verhandlungen mit dem Bauherren. Auch der Stand der Verhandlungen wird vom Bezirk nicht transparent gemacht. Immer wieder wird eine nur kurze Verlängerung der Nutzung um ein Jahr erreicht. Selbst wenn ein neues Areal gefunden wird, dürfte es Jahre dauern, bis die neue Jugendverkehrsschule errichtet ist.
Gabi Jung, Referentin für Mobilitätsbildung bim BUND Berlin: „Wir brauchen Jugendverkehrsschulen als geschützte Orte, damit Kinder das Radfahren lernen können. Dabei geht es einerseits um das sichere Beherrschen des Fahrrades und andererseits um das erste Üben von richtigem Verhalten im Verkehr. Nach dem Üben im Schonraum ist es notwendig, dass die Kinder auch im realen Straßenverkehr üben. Für diese Vorbereitung spielen die Jugendverkehrsschulen eine wichtige Rolle. Die Schöneberger Schulen nutzen die Jugendverkehrsschule am Sachsendamm für die Radfahrausbildung, sie benötigen dafür Planungssicherheit. Die Jugendverkehrsschule muss in erreichbarer Nähe sein, damit sowohl Kitas und Schulen sie am Vormittag nutzen, als auch Kinder und Familien am Nachmittag .“
Der Bezirk Tempelhof-Schöneberg hatte einst drei Jugendverkehrsschulen, eine ist bereits weggefallen. Aktuell gibt es nur noch zwei Standorte: in Mariendorf und Schöneberg. Wenn der in Schöneberg auch noch wegfiele, bliebe in den kommenden Jahren nur noch die Jugendverkehrsschule in Alt-Mariendorf übrig. Diese befindet sich auf einem Schulhof – mit daraus folgenden Einschränkungen. Ein einziger Standort wäre zudem nicht ausreichend, um den Bedarf für alle Kitas und Schulen im Bezirk abzudecken. Gebraucht wird mindestens ein Standort im Norden des Bezirks, also in Schöneberg, und einer im Süden, damit die Wege für Kitas und Schulen nicht zu lang werden.
"Die Verkehrsausbildung für die Schüler*innen ist unabdingbar, denn sie fördert Mobilität, Selbstständigkeit, Gesundheit und Umweltbewusstsein," sagt Regine Wosnitza, Geschäftsführerin des VCD Nordost. "Kinder müssen so früh wie möglich lernen, sich zu Fuß und mit dem Rad sicher im Verkehr zu bewegen. Wenn sie selbstständig zur Schule fahren können, verringert sich die Anzahl der Elterntaxis und damit des Verkehrsaufkommens vor Schulen und in Kiezen. Dadurch unterstützen bereits Kinder die Verkehrs- und die Klimawende und lernen, dass Mobilität im lokalen Umfeld keinen privaten PKW braucht. Zur Unterstützung der Verkehrserziehung sind die Jugendverkehrsschulen wichtig. Wir fordern mehr Transparenz vom Bezirk Tempelhof-Schöneberg und vor allem Planungssicherheit für die Jugendverkehrsschule am Sachsendamm."
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