Sport

Offshoreseglerinnen stärken ihr Netzwerk

Bühne frei für die deutschen Offshoreseglerinnen: Bei den ORC Worlds 2023 diskutierten Kirsten Harmstorf-Schönwitz, die Pionierin der deutschen Seeseglerinnen, sowie Eshana Müller als eine der aufstrebenden Offshoreseglerinnen auf dem Podium mit den internationalen Stars Meg Reilly, Annie Lush und Susann Beucke, die online zugeschaltet waren. Unter der Moderation von Float-Chefredakteurin Kerstin Zillmer und Jessica Klingelhöfer ging es um die Möglichkeiten, den Frauen den Zugang zum professionellen Segelsport zu erleichtern und für mehr Chancengleichheit zu sorgen. Es war gleichzeitig der Startschuss für die Kooperation der deutschen Initiative „Offshoreseglerinnen“ mit dem Magenta-Project, das seit rund acht Jahren ein weltweites Netzwerk für die Frauen in der Offshore-Szene bildet. Die Zusammenarbeit ist die erste überhaupt eines nationalen Programms mit der internationalen Kampagne – und sie hat eine prominente Patronin: Annie Lush hat sich bereit erklärt, die Schirmherrschaft für diese Zusammenarbeit zu übernehmen. Die 43-Jährige ist die Idealbesetzung, denn die zweimalige Ocean-Race-Teilnehmerin gehört nicht nur zu den Mitbegründerinnen des Magenta-Projects, sie hat auch tiefe Kenntnisse vom deutschen Seesegel-Sport als Crewmitglied des Offshore Team Germany und der „Intermezzo“ von Jens Kuphal.

Annie Lush sieht den deutschen Segelsport im Aufwind und damit gute Chancen, dass sich die deutschen Frauen in Zukunft mehr durchsetzen werden. „Deutschland hat bei den Olympischen Spielen einen großen Schritt nach vorn gemacht. Es gibt fantastische Frauen, die wir in Zukunft stärker im Profi-Segelsport sehen werden.“ Und es werden nicht nur Quoten sein, die an Bord der Yachten erfüllt werden. Diese Erfahrung konnte Annie Lush selbst gerade beim The Ocean Race an Bord des „GUYOT environnement – Team Europe“ machen. „Ich war nicht Teil der Crew, weil ich eine Frau bin, sondern ich brachte die Erfahrung des Offshore-Seglens ins Team.“

Bis zu dieser Anerkennung allerdings war es ein weiter Weg: Mit der Teilnahme des reinen Frauen-Teams „SCA“ am Volvo Ocean Race 2014/15 sorgten die Frauen unter anderem mit einem Etappensieg für Aufmerksamkeit, die allerdings schnell wieder abzuebben drohte, als sich der Sponsor zurückzog. Aus der Crew heraus gründete sich das Magenta-Project, dessen CEO Meg Reilly heute ist. „Wir knüpften ein weltweites Netzwerk, halten die Verbindung zu Unternehmen und Vereinigungen wie der Imoca-Klasse. Wir haben ein Foiling-Projekt initiiert und wollen dafür sorgen, dass jeder die Chance hat, seine Karriere im Segelsport zu starten. Wir freuen uns, mit dem Projekt der Offshoreseglerinnen ein nationales Programm unterstützen zu können“, sagt die New Yorkerin. Es sei eine gute Aufgabe, die nächste Generation für den Segelsport zu begeistern.

Wie sehr dieses Netzwerk nachgefragt wird, machte Eshana Müller deutlich: Vor zwei Jahren wurde eine Instagram-Seite gestartet, um deutsche Frauen im Offshore-Segeln zu präsentieren. „Von dem Moment an erhielten wir zahllose Nachrichten von Frauen, die solch ein Netzwerk wollten. Heute sind wir rund 90 Frauen im Projekt der Offshoreseglerinnen. Viele haben von einer Kampagne geträumt, hatten aber nicht den Zugang zu den Ressourcen. Inzwischen laufen die ersten Projekte.“

Der Startschuss für das neue deutsche Netzwerks war der Rückzug der „Tutima“-Crew aus dem Regatta-Circuit vor rund zwei Jahren. Über elf Jahre bildete die Frauen-Crew um Kirsten

Harmstorf-Schönwitz auf der „Tutima“ den Kristallisationspunkt für die Seglerinnen. „Wir hatten den besten Sponsor der Welt, hatten freie Hand und konnten die Regatten segeln, die wir wollten. Uns war es wichtig, dass wir 15 Charaktere zusammen haben, die auch wirklich zusammen passen. Deshalb sind wir solange zusammen gesegelt und haben den Zeitpunkt des Abschieds auch selbst gewählt. Jetzt haben wir noch mal ein Comeback für diese WM“, berichtete „Kirsche“ und untermauerte damit, was Kerstin Zillmer deutlich formulierte: „Die Frauen-Teams brauchen mehr Sponsoren, die ihnen vertrauen. Denn oft scheitern die Kampagnen schlichtweg am Geld.“

Die Stranderin Susann Beucke hat sich dieses Vertrauen durch ihre Silbermedaille bei den Olympischen Spielen 2021 erarbeitet und durch die Unterstützung aus der Industrie den Sprung in die Offshore-Szene geschafft. Sie war aus Lorient/Frankreich zugeschaltet, wo sie sich gerade auf die nächsten Rennen der Solitaire du Figaro vorbereitet. Mit ihrer Kampagne „This race is female“ hat sie die Chance, sich weiter zu entwickeln: „Es ist ein großer Schritt vom olympischen Segeln zum Offshore-Segeln. Ich lerne jeden Tag etwas Neues. Ich bin jetzt in die französische Offshore-Segelwelt eingetaucht und stelle fest, dass alles von der Kompetenz und dem Selbstvertrauen abhängt, diese Projekte zu starten. Das muss man sich erarbeiten. Daher ist das Netzwerk so wichtig, um uns gegenseitig zu unterstützen und die Möglichkeiten aufzuzeigen.“

Die Podiumsdiskussion soll daher nur der Auftakt zu weiteren Events sein, um das Netzwerk zu stärken. Weitere Projekte und Ideen werden über die Website www.offshoreseglerinnen.de und über Social Media veröffentlicht.

Vorläufiger Zeitplan der ORC-Weltmeisterschaft (4. bis 12. August 2023):

  • Sonntag, 6. August: Trainingsrennen, Eröffnungsfeier
  • Montag, 7. August, bis Freitag, 11. August: Wettfahrten
  • Samstag, 12. August: Abschlussrennen und Siegerehrung
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