„Trampolin-Effekte in Anmarsch?“ – der aktuelle Neuwirth Finance Zins-Kommentar
Trampolin-Effekte in Anmarsch?
Grundsätzlich verläuft das Wirtschaftswachstum nicht linear, sondern in sog. Konjunkturzyklen, weshalb wirtschaftliche Schwankungen eher die Regel als die Ausnahme sind. In der Volkswirtschaftslehre unterscheidet man zwischen 4 verschieden Phasen innerhalb eines Konjunkturzyklus. Auf eine Aufschwungphase (1) folgt der wirtschaftliche Boom (3), welcher in eine Abschwungsphase (3) übergeht und schließlich in einer Rezession endet (4) bis erneut der wirtschaftliche Aufschwung eintritt und ein neuer Konjunkturzyklus beginnt. In Abbildung 1 werden derartige Konjunkturzyklen in den USA und Deutschland in kleinerer und größerer Form sichtbar. Die Differenz zwischen einer rezessiven Phase und einem wirtschaftlichen Boom sollte gemessen anhand des Wirtschaftswachstums so klein wie möglich ausfallen und zeitlich nicht nah beieinander liegen. Das Ziel muss es sein stabiles und nicht volatiles Wirtschafts- und Preiswachstum zu erzielen. Alles andere schafft Unsicherheiten in der Konsum- und Investitionstätigkeit von Privatpersonen und Unternehmen, was eine volatile Wirtschaft nur noch weiter begünstigt. Doch genau diesem Risiko sehen wir uns ausgesetzt.
Die erste „Übertreibung“ und damit Begünstigung des Trampolin-Effektes steht in Zusammenhang mit den milliardenscheren Investitionspaketen, um die negativen Folgen der Covid-19-Pandemie aufzufangen und einer sich anbahnenden Deflation zu entkommen. Allein der amerikanische Staat investierte im Rahmen des „CARES-Acts“ 2 Billionen US-Dollar, unter anderem in Form von Bargeldauszahlungen oder Schecks. Das kommt der Definition von Helikoptergeld sehr nahe. Die stark angestiegene Geldmenge in Kombination mit Angebotsengpässen ließ die Inflation auf zeitweise über 10 Prozent in der Eurozone ansteigen (Abbildung 2). Die Notenbanken reagierten spät, aber dafür radikal mit umfangreichen Zinserhöhungen. Obwohl die Inflation sich bereits sichtbar dem Inflationsziel von zwei Prozent annähert und ein Teil der Zinserhöhungen noch gar nicht umfänglich in der Wirtschaft zu tragen kommt, zögern die Fed und die EZB mit der Bekanntmachung von keinen weiteren Zinserhöhungen oder gar Zinssenkungen.
Genau hier besteht das Risiko einer zweiten „Übertreibung“, da die Wirtschaft aufgrund erschwerter Finanzierungs- und Konsumbedingungen in eine erneute Rezession rutschen könnte. Gerade in Deutschland ist bereits jetzt die schwächelnde Wirtschaft das Hauptthema. Sollte tatsächlich eine schwerere Rezession eintreten, müssten die Notenbanken abermals radikal reagieren, um das derzeitig hohe Zinsniveau wieder adäquat zu senken. Gleichzeitig könnten die Regierungen Gefahr laufen vergangene Fehler zu wiederholen und unverhältnismäßig viel in die Rettung der Wirtschaft investieren. Das könnte die Inflation erneut stark ansteigen lassen, was in einer erneuten Hochzinsphase münden könnte.
Die Notenbanken müssen weiter in die Zukunft Denken, um das Risiko einer hohen Preisvolatilität in den Griff zu bekommen. Ansonsten könnten die Währungshüter immer und immer wieder über das Ziel hinausschießen, um kurzfristigen Frieden herzustellen, aber keine langfristige Preisstabilität. Jeder kennt es noch aus der Kindheit. Wer immer größere Sprünge wagt, droht zu stürzen. Hoffentlich bleibt uns dies erspart.
Gefällt Ihnen unser Zins-Kommentar und haben Sie Wünsche oder Anregungen? Dann schreiben Sie uns gerne direkt an neuwirth@neuwirth.de.
Wenn Sie weitere Informationen wünschen freuen wir uns auf Ihren Anruf unter +49 (8151) 555 098 – 0 oder eine Nachricht an info@neuwirth.de.
Wichtiger Hinweis: Alle im Zinskommentar dargelegten Überlegungen oder Ideen stellen keine Zinsprognosen oder mögliche Zinswenden dar. Valide und belastbare Aussagen zu Zinsentwicklungen mit klaren Handlungsempfehlungen für das persönliche Investment können nur auf Basis eines individuellen Beratungsmandates und des Neuwirth Zinsindikators getroffen werden.
Aktuelle Zinssätze:
Euribor-Rates
Swapsätze
10j. Staatsanleihen Euro versus 3-Monats-Euribor
Haftungs-, Datenschutz und Schutzrechtshinweise
Die Informationen und Prognose zur aktuellen Zinsentwicklung dienen lediglich der aktuellen Information. Sie stellen weder ein Angebot noch eine Aufforderung zum Erwerb oder zur Veräußerung von Produkten oder zur Teilnahme an einer spezifischen Strategie in irgendeiner Rechtsordnung dar und basieren auf dem Wissensstand der mit der Erstellung betrauten Personen im Erstellungszeitpunkt. Diese Prognose wurde ohne Berücksichtigung der Zielsetzung, der finanziellen Situation oder der Bedürfnisse eines bestimmten Empfängers erstellt. Die Neuwirth Finance GmbH lehnt jede Haftung für Verluste aus der Verwendung dieser Informationen ab. Der Bericht enthält keinerlei Empfehlungen rechtlicher Natur oder hinsichtlich Investitionen, Rechnungslegung oder Steuern. Obwohl wir die von uns beanspruchten Quellen als verlässlich einschätzen, übernehmen wir für die Vollständigkeit und Richtigkeit der hier wiedergegebenen Informationen keine Haftung. Insbesondere behalten wir uns einen Irrtum in Bezug auf Kurse und andere Zahlenangaben ausdrücklich vor.
Links auf fremde Webseiten: Inhalte fremder Webseiten, auf die wir direkt oder indirekt verweisen, liegen außerhalb unseres verantwortungsbereiches und machen wir uns nicht zu Eigen. Für alle Inhalte und insbesondere für Schäden, die aus der Nutzung der in den verlinkten Webseiten aufrufbaren Informationen entstehen, haftet allein der Anbieter der verlinkten Webseiten.
Urheberrechte und Markenrechte: Alle auf dieser Website dargestellten Inhalte, wie Texte, Fotografien, Grafiken, Marken und Warenzeichen sind durch die jeweiligen Schutzrechte (Urheberrechte, Markenrechte) geschützt. Die Verwendung, Vervielfältigung usw. unterliegen unseren Rechten oder den Rechten der jeweiligen Urheber bzw. Rechteverwalter.
Hinweise auf Rechtsverstöße: Sollten Sie innerhalb unseres Internetauftritts Rechtsverstöße bemerken, bitten wir Sie uns auf diese hinzuweisen. Wir werden rechtswidrige Inhalte und Links nach Kenntnisnahme unverzüglich entfernen.
Neuwirth Finance GmbH
Gautinger Straße 6
82319 Starnberg
Telefon: +49 (8151) 555098-0
Telefax: +49 (8151) 555098-14
http://www.neuwirth.de
Geschäftsführender Gesellschafter
Telefon: +49 (8151) 555098-0
E-Mail: neuwirth@neuwirth.de