Von Neuseeland zurück nach Norddeutschland: Dr. Gertje Petersen ist die neue Leiterin des LAVES-Instituts für Bienenkunde in Celle
Fragen an Dr. Gertje Petersen anlässlich des Tages der offenen Tür
Der Schwerpunkt „Bienen“ ist in der Tiermedizin eher ein wenig exotisch. Was fasziniert Sie an Bienen?
Petersen: Ich muss zugeben, dass ich zu den Bienen eher zufällig gekommen bin. Mein Ziel während des Studiums war es, mit Wiederkäuern zu arbeiten, am liebsten Mutterkühen
oder Schafen. Da bot es sich an, nach dem Abschluss für ein paar Monate in ein Land zu gehen, wo Schafe immer noch eine große Rolle spielen. Aus sechs Monaten wurden zehn Jahre, und aus Schafen wurden Bienen. Fasziniert hat mich natürlich der unheimlich komplexe Aufbau des Sozialverhaltens der Bienen, ihr hoher Organisationsgrad, aber auch die Tatsache, dass wir als Menschen schon so sehr lange mit den Bienen leben und arbeiten! Dazu kommt, dass die Europäische Honigbiene durch das Vorkommen der Varroa-Milbe sehr stark von menschlicher Betreuung abhängig ist, sich aber gleichzeitig sehr viele Charakteristika eines Wildtiers erhalten hat.
Zehn Jahre haben Sie in Neuseeland verbracht. Welche Unterschiede in der Bienenhaltung sehen Sie zwischen Neuseeland und Deutschland?
Petersen: Trotz ungefähr vergleichbarer Völkerzahlen (1,1 Millionen in Deutschland und 800.000 in Neuseeland) ist die Imkerei in Neuseeland sehr viel höher industrialisiert als in Deutschland. Natürlich gibt es auch dort Hobbyimker, gerade in den letzten 5 bis 10 Jahren. Die rund 170.000 deutschen Imkerinnen und Imker führen im Durchschnitt 6 bis 7 Völker. In Neuseeland sind es fast 100 Völker pro registriertem Imker und 40 Prozent aller Bienenvölker Neuseelands werden von nur 27 Imkereien mit jeweils über 5.000 Völkern gehalten. Viele der Imker, die Völker bewirtschaften, sind also angestellt, haben hohe Völkerzahlen zu betreuen (oft über 380 Völker pro Person) und sehen das einzelne Volk nur alle 3 bis 4 Wochen. Daraus ergeben sich natürlich ganz andere Ansprüche an die Wirtschaftlichkeit der Völker. Die wiederum können nur erreicht werden, weil der in Neuseeland produzierte Honig auf dem Weltmarkt ziemlich viel wert ist – übrigens allerdings nur in Einzelfällen mehr als der deutsche Honig!
Welche Schwerpunkte möchten Sie in Ihrer Arbeit im Institut setzen?
Petersen: Das finde ich eine ganz schwierige Frage! – Es gibt so viele wichtige und interessante Arbeitsbereiche rund um Bienen und Imkerei, und ich kann mich für fast alles begeistern. Natürlich möchte ich die bisherigen Schwerpunkte des Instituts erhalten und stärken, das bedeutet Ausbildung und Beratung von Imkerinnen und Imkern, Pollen- und Honiganalytik und auch die Verbesserung des Zuchtmaterials, welches wir den Imkereien zur Verfügung stellen. Als promovierte Genetikerin liegt mir das letzte Thema natürlich am Herzen. Ich sehe aber zum Beispiel auch großes Potential in der Modernisierung der Methoden für die Honiganalytik, um „Neue-Welt-Honig“, der zum Beispiel aus Südamerika in großem Stil in den Europäischen Markt fließt, besser klassifizieren zu können. Natürlich können wir aber neue Wege nur gemeinsam beschreiten.
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