Antiquitätenhandel leicht gemacht
Früh übt sich
Die Leidenschaft für Antiquitäten begann bei beiden sehr früh. „Ich bin in einer antiken Wiege zur Welt gekommen“, scherzt Kahl. Sein Vater ist Münz- und Antiquitätenhändler und arbeitet mit Kahls Bruder zusammen. „Ich war schon mit fünf Jahren auf Flohmärkten“, erinnert er sich. Dort habe er gesehen, was sein Vater kauft und verkauft, was für Trends es gibt und wie die Preisfindung funktioniert, und so wuchs er in den Beruf hinein.
Pauritsch besuchte als Kind die sogenannten Fetzenmärkte in Österreich, die die Freiwillige Feuerwehr zum Spendensammeln organisierte. „Witzigerweise war ich schon damals beim Porzellan und den Figuren“, erinnert er sich.
Bis heute hält ihre Faszination für antike Gegenstände an, und aus der kindlichen Neugier wurde schließlich ein Beruf. „Das Besondere am Antiquitätenhandel ist, dass es immer wieder Dinge gibt, die ich noch nie gesehen habe“, erzählt Pauritsch. Dann ist sein Wissenshunger geweckt, und er versucht, alles über das Objekt herauszufinden. „Ein Leben als Auktionator reicht nicht aus, um alle Kunstgegenstände kennenzulernen.“
Kahl geht es beim Gedanken an die Produktpalette ähnlich. Am meisten reizt ihn jedoch der Abwechslungsreichtum seines Jobs. Er betreibt seinen Antikhandel ausschließlich über das Internet und ist dafür viel unterwegs. „Ich kaufe in der ganzen Bundesrepublik, in Europa, manchmal sogar in Afrika“, erläutert er. So lernt er viele neue Landstriche und Menschen kennen, kann Reisen und Arbeiten miteinander verbinden.
Leidenschaft und Zufall
Antiquitäten mögen ist das eine, sie schätzen und verkaufen das andere. Warum und wie sind die beiden zu Händlern geworden? „Ich wollte nichts anderes machen“, erklärt Kahl, der für seine Leidenschaft sogar das Fachabitur abgebrochen hat.
Bei Pauritsch spielte der Zufall eine große Rolle. „Ich war Detektiv in einem Auktionshaus“, beginnt er zu erzählen. Eines Tages gab es eine Teppichversteigerung mit 50 geladenen Gästen. Dann fiel die Auktionatorin krankheitsbedingt aus, der Ersatzmann war im Urlaub.
„Da bin ich zu meinem Chef gegangen und habe gefragt, ob er die Leute nun nach Hause schicken möchte oder ob ich es probieren darf.“ Zu dem Zeitpunkt war er erst ein paar Wochen im Haus, hatte mit großem Interesse die bisherigen Versteigerungen verfolgt. Er schnappte sich das Mikro und fing an, Teppich um Teppich anzubieten – zur großen Begeisterung des Publikums. „Während ich auf der Bühne war, hat mein Chef bereits den Vertrag aufgesetzt“, so Pauritsch. So begann seine Karriere.
Interesse als Lernbasis
Pauritsch und Kahl verbindet nicht nur das Händler-Team von „Bares für Rares“. Beide haben sich ihr Wissen über Kunst, Designobjekte und Antiquitäten selbst beigebracht. „Das ist heute mithilfe des Internets einfacher als vor 30 Jahren“, meint Pauritsch. Früher haben beide etwa die Battenberg-Sammler-Kataloge gewälzt, um die Preisentwicklungen von Möbeln, Vasen oder Porzellan nachvollziehen zu können. Heute lässt sich das kostenpflichtig im Netz nachschlagen. Neben Interesse kostet die Wissensaneignung – wie so oft – Zeit. Die gilt es gut zu investieren: „Man kann Auktionen und Museen besuchen, viel Literatur lesen und sich so reinarbeiten“, weiß Kahl, der sich als Autodidakt auch das Fotografieren beigebracht hat und im Herbst sein erstes Fotobuch veröffentlicht.
Sein Kollege Pauritsch hat seine sich selbst angelernten Kenntnisse durch den Antiquitätenhandel-Kurs bei der sgd zusätzlich gestärkt. „Wie die Studiengemeinschaft das macht, fand ich sehr gut.“ Ihm gefiel die Wissensvermittlung, die Rücksprache mit den Fernlehrer:innen und die Flexibilität bei der Lernzeit. „Ich habe für das Fernstudium zwei Jahre gebraucht, weil ich nebenher gearbeitet habe. Aber die zwei Jahre waren sehr wertvoll“, fasst Pauritsch die Zeit zusammen.
Manches lehrt die Praxis
Ob Autodidakt:in oder Fernstudierende:r, auf manche Dinge kann man sich nicht vorbereiten. „Ich habe erst im Job gelernt, meinem Bauchgefühl zu folgen“, gibt Kahl zu. Es gebe immer Objekte, die einen hinters Licht führen können. „Wenn ich nicht auf meinen Bauch gehört habe, bin ich hinten runtergefallen.“ Auch das Verhandeln gehört zu den Fähigkeiten, die sich erst mit der Praxis einstellen. „Da ist Psychologie gefragt“, so Pauritsch. „Wenn ich heute versteigere, sehe ich bereits im Publikum, wer Interesse hat, die Kataloge durchblättert, bei der Vorbesichtigung dabei ist“, erklärt der Auktionator. So entwickle man ein Feingefühl, wie weit man bei einem Gebot gehen könne.
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Was würden die beiden nun Interessierten und angehenden Fernstudierenden mitgeben? „Ich würde jedem raten, eine Lupe zu kaufen und einfach auf einen Flohmarkt zu gehen“, meint Pauritsch. „Einfach anfangen“, meint auch Kahl. Museen besuchen, Fernsehsendungen zum Thema anschauen, Wissen ansammeln, auf Flohmärkte gehen, mit den Leuten ins Gespräch kommen, sich mit Markttrends auseinandersetzen, vielleicht ein Praktikum machen – und so die Berufspraxis kennenlernen, zu der lebenslanges Lernen dazugehört.
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