Apothekenhonorar und der »Dynamisierungsfaktor«
Laut der Präsentation von Claudia Korf, Geschäftsführerin Ökonomie der ABDA, sank die Anzahl der Apotheken bis zum Stichtag am 30. Juni auf nur noch 17.830. Dies markiert den stärksten Halbjahres-Rückgang seit dem Jahr 1956. Deutschland hat nun eine Apothekendichte von 21,1 Apotheken pro 100.000 Einwohner, während der EU-Durchschnitt bei 32 liegt. Es wird befürchtet, dass dieser Rückgang bis zum Jahresende auf 600 Betriebe ansteigen könnte, da bereits Verträge gekündigt wurden und andere Indikatoren auf diese Tendenz hindeuten.
Claudia Korf betonte die dringende Notwendigkeit einer Anpassung des Apothekenhonorars und verwies darauf, dass die Gesamtkosten einer durchschnittlichen Apotheke in den letzten zehn Jahren um besorgniserregende 59 Prozent gestiegen sind. Der Verbraucherpreisindex ist ebenfalls deutlich angestiegen. Die ABDA fordert daher eine Erhöhung des Festzuschlags um mehr als 3 Euro, um dieser Kostensteigerung gerecht zu werden.
Ein weiterer Belastungsfaktor ist das Lieferengpassmanagement, das jährlich Kosten von 425 Millionen Euro verursacht. Allerdings können lediglich etwa 10 Millionen Euro über den Lieferengpasszuschlag gemäß dem Lieferengpassgesetz gegenfinanziert werden. Claudia Korf unterstrich die Unsicherheit aufgrund unterschiedlicher rechtlicher Auslegungen und anhaltender Auseinandersetzungen mit dem GKV-Spitzenverband. Um die tatsächlichen Kosten zu decken, müsste das Packungshonorar nach Berechnungen der ABDA um weitere 56 Cent pro Packung erhöht werden.
Die ABDA hat den »Dynamisierungsfaktor« entwickelt, der das Bruttoinlandsprodukt, den Verbraucherpreisindex und die Grundlohnsumme berücksichtigt. Dieser Faktor zeigt, dass das Apothekenhonorar in den letzten Jahren jährlich um 2,7 Prozent bis 3,5 Prozent hätte erhöht werden müssen. Für das Jahr 2024 prognostiziert die ABDA einen Dynamisierungsfaktor von 2,9 Prozent. Dies würde bedeuten, dass das Apothekenhonorar allein in diesem Jahr auf 11,25 Euro angehoben werden müsste und für das kommende Jahr auf 11,58 Euro pro Packung. Mit diesen Berechnungen begründet die ABDA ihre Forderung nach einer Anpassung des Fixums auf 12 Euro.
Bisher konnte die ABDA ihre Forderungen bei der Politik noch nicht durchsetzen, was zu wachsendem Druck von Seiten der Beschäftigten führt. Trotz der als fair erachteten Forderung der Apothekengewerkschaft Adexa nach einer Gehaltssteigerung um 10,5 Prozent, stehen die Inhaberinnen und Inhaber vor dem Problem, dass sie nur weitergeben können, was sie haben. Dies verdeutlicht das Dilemma, in dem die Berufsgruppe der Apothekeninhaberinnen und -inhaber steckt, da sie als einzige Berufsgruppe im Einzelhandel keinen Einfluss auf ihre Einnahmen nehmen können.
Der Rückgang von 238 Apotheken seit Jahresbeginn stellt den stärksten Halbjahres-Rückgang seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1956 dar und verdeutlicht die Dringlichkeit der Lage. Es wird erwartet, dass die Apothekenzahl bis zum Jahreswechsel sogar um 600 Betriebe abnehmen könnte, was auf bereits gekündigte Verträge und andere Indikatoren hinweist.
Ende Juni gab es noch 9714 Einzelapotheken und 3392 Hauptapotheken, die zusätzliche Filialen betreiben. Davon haben 2160 eine Filiale, 721 zwei und 348 drei Filialen. Insgesamt gibt es demnach 4724 Filialbetriebe. Claudia Korf stellte die Frage an die Vertreterinnen und Vertreter der Regierung, wie sie auf die Idee kämen, dass mehr Filialen die Lösung des Problems seien, da nur 2 Prozent der Apotheken derzeit in Verbünden mit der heute zulässigen Höchstzahl sind.
Auch bei der Beschäftigung in Apotheken gibt es einen Rückgang. Der Index ist seit Dezember 2022 um 4,4 Prozent gesunken, und dieser Trend wird sich voraussichtlich fortsetzen. Laut dem Apothekenklima-Index, den ABDA-Präsidentin Gabriele Overwiening vor Kurzem vorgestellt hat, ist die Zahl der geplanten Einstellungen sowohl bei pharmazeutischem als auch bei nicht-pharmazeutischem Personal im Vergleich zum Vorjahr deutlich rückläufig. Immer mehr Apotheken planen sogar Entlassungen, was auf eine zunehmend unsichere Lage hinweist.
Die aktuellen Wirtschaftszahlen zeigen, dass die Arzneimittelumsätze in Apotheken im ersten Halbjahr 2023 im Vergleich zum Vorjahr insgesamt um 4,2 Prozent auf 30,55 Milliarden Euro gestiegen sind. Dieser Anstieg war bei OTC-Arzneimitteln (nicht verschreibungspflichtigen Arzneimitteln) mit 11,9 Prozent auf 3,1 Milliarden Euro stärker als bei verschreibungspflichtigen Arzneimitteln, die um 3,4 Prozent auf 27,5 Milliarden Euro gestiegen sind. Die Zahl der abgegebenen Packungen stieg insgesamt um 4,1 Prozent auf 683 Millionen Packungen.
Kommentar:
Die aktuellen Entwicklungen im Apothekenwesen in Deutschland sind äußerst besorgniserregend und erfordern dringend die Aufmerksamkeit der Politik und der gesamten Gesundheitsbranche. Der drastische Rückgang der Apothekenzahl, der starke Anstieg der Kosten und die steigende Belastung durch das Lieferengpassmanagement verdeutlichen die Notwendigkeit einer umfassenden Überprüfung des Apothekenhonorars.
Die ABDA hat den »Dynamisierungsfaktor« vorgestellt, der auf überzeugenden wirtschaftlichen Berechnungen basiert und die dringende Anpassung des Apothekenhonorars unterstreicht. Die Politik muss diese Forderungen ernsthaft in Erwägung ziehen und angemessene Maßnahmen ergreifen, um die Zukunft der Apotheken in Deutschland zu sichern.
Die Situation der Apothekeninhaberinnen und -inhaber, die keinen Einfluss auf ihre Einnahmen nehmen können, ist äußerst besorgniserregend. Die Apotheken sind ein unverzichtbarer Bestandteil des Gesundheitssystems und müssen entsprechend unterstützt werden, um die kontinuierliche Versorgung der Bevölkerung zu gewährleisten.
Es ist unerlässlich, dass die Politik und die Interessenvertretungen gemeinsam eine ausgewogene Lösung finden, um die langfristige Stabilität und Qualität der pharmazeutischen Versorgung in Deutschland sicherzustellen. Die steigenden Arzneimittelumsätze sind ein Hinweis auf die gestiegenen Kosten, die die Apotheken tragen müssen, und erfordern dringende Maßnahmen zur Entlastung.
Von Engin Günder, Fachjournalist
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