Ausgezeichneter Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft
Zahlreiche Gäste fanden den Weg am 31. August ans Fraunhofer UMSICHT in Oberhausen. Der Grund: Die Verleihung des diesjährigen UMSICHT-Wissenschaftspreises – und das interessante Programm. Prof. Görge Deerberg, Geschäftsführer des UMSICHT-Fördervereins, begrüßte mit folgenden Worten: »Wir freuen uns, dass sich so viele Menschen für das Thema Wissenschaftskommunikation interessieren. Denn aktuell zeigen uns Klimawandel und globale Krisen einmal mehr auf, wie wichtig Veränderungen sind, die wissenschaftlich begleitet werden müssen. Sie lassen sich erfolgreich nur mit einer breiten gesellschaftlichen Teilhabe und der entsprechenden Kommunikation herbeiführen.« Dem konnte Martin Schmidt nur zustimmen. Der wissenschaftliche Referent am Westfälischen Landesmuseum für Industriekultur war eingeladen, um über die Besonderheiten eines Industriemuseums als Ort der Wissenschaftskommunikation zu sprechen. Der Vortrag fügte sich sehr gut in den Rahmen der Veranstaltung ein und zeigte, wie breit die Facetten der Wissensvermittlung sind.
Weiter ging es im Programm mit dem Hauptpunkt, der Auszeichnung der Preisträgerinnen und Preisträger. Prof. Dietrich Grönemeyer, Schirmherr des UMSICHT-Wissenschaftspreises, würdigte die Arbeiten in den Kategorien Wissenschaft und Journalismus und übergab gemeinsam mit dem Vorstand des UMSICHT-Fördervereins die mit insgesamt 10 000 Euro dotierten Preise.
Preisträger Kategorie Wissenschaft: Dr.-Ing. Jan Girschik
Dr.-Ing. Jan Girschik erhielt den Preis für seine Dissertation »Untersuchung differenzdruckinduzierter Verformungen in Vanadium-Flow-Batterien sowie Optimierung kompensierender interner Flow-Fields für großformatige Flow-Zellen« an der Ruhr-Universität Bochum. Weg von fossilen Energien, hin zu erneuerbaren Energien – die Energiewende bringt enorme Herausforderungen mit sich. Eine davon ist der Einsatz effizienter Speichersysteme für grünen Strom. Vanadium-Flow-Batterien gelten im Bereich der stationären Energiespeicher als besonders zukunftsstarke Technologie und können z. B. für die Pufferspeicherung von Strom aus PV-Anlagen eingesetzt werden. Doch gerade in größeren Flow-Batteriezellen, die das Potenzial zur beträchtlichen Kostensenkung haben, können im Betrieb hohe Innendrücke entstehen. Was wiederum einen der wesentlichen Vorteile dieser Batterieart negativ beeinträchtigt: die Lebensdauer. Jan Girschik hat das Problem erkannt und die Fluidführung der flüssigen Speichermedien in den Batteriezellen optimiert. »Mit den Untersuchungen konnte zum ersten Mal gezeigt werden, dass sich hohe Druckdifferenzen und Druckverluste in Flow-Batteriezellen nicht nur negativ auf die Systemeffizienz auswirken, sondern auch die internen Funktionskomponenten nachhaltig schädigen und somit die Betriebslebensdauer der Batterien reduzieren können. Um dem entgegenzuwirken, wurden designtechnische Anpassungen der Elektroden erarbeitet, die mit nur geringem Umstellungsaufwand der Produktion auch in bereits kommerzialisierten Flow-Batterien übernommen werden können«, erklärt Jan Girschik. Im Ergebnis konnte er so die Druckverluste bei großformatigen Vanadium-Flow-Batterien um bis zu 70 Prozent reduzieren und materialschädigende Verformungen innerhalb der Batteriezellen verhindern. »Dadurch erhoffe ich mir in Zukunft eine wesentlich ressourcen- und kosteneffizientere Bereitstellung von Energiegroßspeichern.«
Preisträger Kategorie Journalismus: Jan Kerckhoff
Jan Kerckhoff ist freier Journalist, Autor und Regisseur, ebenso wie seine Kollegin Susanne Delonge. Gemeinsam arbeiten sie mit den Themenschwerpunkten Wissenschaft, Ökologie und Wirtschaft für Radio und Fernsehen. Ausgezeichnet wurde Jan Kerckhoff in Zusammenarbeit mit Susanne Delonge für die TV-Dokumentation »Klimakiller Beton – auf der Suche nach neuen Rezepten« aus der BR-Reihe »gut zu wissen«. Darin geht es um den Einfluss des Wohnungsbaus auf die Umwelt. Denn der hierfür meistgenutzte Baustoff Beton entwickelt sich immer mehr zum Problem, indem er – genauer der enthaltene Zement – schon heute für gut 10 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich ist. Und der weltweite Bau-Boom ist ungebrochen. Die Wissenschaft forscht mit Hochdruck an alternativen Baustoffen. »Nachhaltige Zusatzstoffe für Beton geben Hoffnung. In Kombination mit neuen Bau-Ideen und Wohnkonzepten sind bis zu 100 Prozent weniger CO2-Emissionen im Wohnungsbau möglich«, erklärt Jan Kerckhoff. Doch warum zögern die Verantwortlichen? Susanne Delonge: »Normaler Beton ist zu günstig. Eine Bepreisung der CO2-Emissionen von Beton könnte das Rad ins Rollen bringen.«
Blick hinter die Kulissen
Im Anschluss an die Preisverleihung gab es die Gelegenheit, den Preisträger*innen persönlich zu gratulieren. Beim Get-together wurde angeregt diskutiert und immer wieder über den eigenen Tellerrand geschaut – die Gäste kamen aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Schließlich musste Görge Deerberg am Ende noch eine zweite Runde drehen, so groß war das Interesse an der angebotenen Institutsführung.
UMSICHT-Wissenschaftspreis 2024
Bewerbungen für den UMSICHT-Wissenschaftspreis 2024 sind ab Ende des Jahres möglich. Der genaue Termin wird auf den Homepages des UMSICHT-Fördervereins und des Fraunhofer UMSICHT bekanntgegeben. Gerne nehmen wir Sie in unseren Verteiler auf, um Sie über den Start der Bewerbungsphase zu informieren. Senden Sie hierzu bitte eine E-Mail an wissenschaftspreis@umsicht-foerderverein.de
Informationen zum UMSICHT-Förderverein
Der »Verein zur Förderung der Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik e. V. (UMSICHT-Förderverein)« hat sich die Pflege der angewandten Forschung auf dem Gebiet der Umwelt-, Verfahrens- und Energietechnik zur Aufgabe gemacht.
Wissenschaftsforum Ruhr e. V.
Das »Wissenschaftsforum Ruhr e. V.« versteht sich als Arbeitsgemeinschaft der Forschungsinstitute im Ruhrgebiet. Es bildet ein Netzwerk, das die Zusammenarbeit der Forschungseinrichtungen in der Region fördert und diese nach außen vertritt.
www.wissenschaftsforum-ruhr.de
Schirmherrschaft
Der UMSICHT-Wissenschaftspreis steht unter der Schirmherrschaft von Prof. Dr. med. Dietrich Grönemeyer, Vorstandsvorsitzender des Wissenschaftsforums Ruhr e. V.
Partner des UMSICHT-Wissenschaftspreises
AGR mBH | Braun Fluidservice GmbH | CONTACT GmbH | Energieversorgung Oberhausen AG | Gas- und Wärme-Institut Essen e. V. | HATECHNO – Hoffmann angewandte Technologien GmbH | Hessen Trade und Invest GmbH | HSBC Asset Management Deutschland | Loick Bioenergie GmbH | ML Powertech GmbH – services and engineering for power | RWE Power AG | Stadtsparkasse Oberhausen
Weitere Informationen
Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT
Osterfelder Str. 3
46047 Oberhausen
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