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Besuch in der Schreinerei Heiko Schmidt: Mit hohen Investitionen fit für die Zukunft

Das Handwerk spielt gerne mit den Begriffen „Tradition“ und „Innovation“. Völlig zurecht. In wohl keinem anderen Wirtschaftszweig ist beides so verbunden wie hier. Handwerk nutzt seine Tradition als Basis für den Weg in eine erfolgreiche Zukunft. Innovationen zeigen sich überall: in Technologisierung, Digitalisierung, aber auch in neuen Konzepten für Betriebsabläufe und Wirkungsfelder. Beispiele gibt es in der Region viele. Eines ist die Bau- und Möbelschreinerei Heiko Schmidt in Ladenburg. Bei einem Besuch vor Ort verschaffte sich der Präsident der Handwerkskammer Mannheim Rhein-Neckar-Odenwald einen Eindruck von dem modern aufgestellten Betrieb, der sich mit hohen Investitionen fit für die Zukunft gemacht hat.

Als der Betrieb 1969 vom Onkel des heutigen Inhabers gegründet wurde, da war er eine kleine Schreinerei, die selbst in Hoch-Zeiten nicht mehr als zwölf Mitarbeiter beschäftigte und mit einer Werkstatt von knapp 300 Quadratmetern auskam. Noch heute zeugt das Gebäude in der Boveristraße von den Anfängen. Doch außer einem Showroom ist dort nichts mehr zu finden. Längst ist der Betrieb seinen Kinderschuhen entwachsen. Man brauchte Platz zur Entfaltung und hat ihn am Heimatort des Unternehmens gefunden. „Das war uns wichtig, wir wollten gerne in Ladenburg bleiben“, sagt Heiko Schmidt. 2004 hat er das Unternehmen in einer Situation übernommen, als es alles andere als gut aussah. Die Firma, die der Onkel einst aufbaute, war insolvent. „Ich habe unter meinem Namen neu gegründet“, so der 45-Jährige. Und er hat Tradition neu gedacht.

Modernisierungen machen fit für die nächsten 20 Jahre

Die Innovationen zeigen sich in der Wallstadter Straße, wo das Unternehmen heute seinen Sitz hat. Dort, wo früher die Firma Viessmann ihren Geschäften nachging, hat der Schreinereibetrieb den Platz, den er mittlerweile braucht. 10.000 Quadratmeter ist das Grundstück groß, das Heiko Schmidt 2020 erwarb. Die darauf befindliche Produktionshalle misst 2.000 Quadratmeter, die Hälfte davon wird als Werkstatt genutzt. „Mit der Betriebsvergrößerung und den jetzt getätigten Investitionen möchten wir uns so positionieren, dass wir für die nächsten 20 Jahre gut aufgestellt sind“, sagt der Firmenchef. Er denkt langfristig. Es ist ihm ein Anliegen, seinen handwerklichen Traditionsbetrieb so auszurichten, dass er innovativ und zukunftsfähig daherkommt.

Das Thema packt Heiko Schmidt auf vielen Ebenen an. Allein die Umfirmierung zur HS-Gruppe mit insgesamt 36 Mitarbeitern, davon 30 in der Schreinerei, und vier Azubis setzt ein Zeichen. Unter ihrem Dach sind die verschiedenen Leistungszweige einer Traditionsschreinerei in einzelne Angebotsgruppen gegliedert. Der Innenausbau mit Möbel- und Ladenbau ist unter „HS Schreinerei 4.0“ eingegliedert; dazu gibt es den Zweig „HS Fenster und Türen“ und die „HS Dienstleistungs- und Verwaltungs GmbH“, die Bauprojekte plant und koordiniert und einen Maschinen-Verleih bietet. „Vor 20 Jahren war unser Betriebsname als Bau- und Möbelschreinerei in Ordnung“, sagt Heiko Schmidt. „Heute denkt keiner mehr an eine Schreinerei, wenn er im Internet nach einer neuen Tür sucht.“ Auch diesem Aspekt gilt es in einer digitalen Welt Rechnung zu tragen.

Tradition und Innovation gehen heute Hand in Hand

Unverkennbar sind die Modernisierungen auch in der Werkstatt. „Mit der Umsiedlung in unsere neuen Räumlichkeiten haben wir auch die Produktion neu justiert“, so Heiko Schmidt. „Wir verfügen über eine vollautomatisierte Werkstatt mit Robotern und Fertigungsstraße.“ Das hilft im Bereich der Serienfertigung, die ein entscheidendes Standbein ist. Daneben bleibt die individuelle, auf Kundenwünsche abgestimmte Arbeit. „Wir sind mit dem traditionellen Schreiner-Handwerk eng verknüpft“, betont der 45-Jährige. Er selbst ist den klassischen Weg gegangen: Schreiner-Ausbildung mit 16, Gesellenabschluss als Jahrgangsbester, Meisterbrief mit 21 Jahren.

Um den Betrieb zukunftssicher aufzustellen, hat der Firmenchef tief in die Tasche gegriffen: Alleine zwei Millionen Euro flossen in den Bereich Maschinen, weitere 1,5 Millionen Euro in den Hallenumbau und nochmals 600.000 Euro in die Heizungsanlage. Auch mit Letzterem setzt das Unternehmen Zeichen, indem es Materialabfälle für die Strom- und Wärmeerzeugung nutzt. Das trägt nicht nur zur Ressourcenschonung bei und steigert die Energieeffizienz, sondern hat auch einen positiven Einfluss auf die monetäre Bilanz. „Durch die energetische Verwertung unserer Materialabfälle haben wir eine monatliche Kostenersparnis von etwa 6.000 Euro“, sagt Heiko Schmidt. Ein Vorteil in Anbetracht gestiegener Energiepreise.

Digitalisierung im Kampf gegen wachsende Bürokratie

So zeigt sich die Verbindung von Tradition und Innovation in der Bau- und Möbelschreinerei an vielen Punkten. Auch äußere Einflüsse haben zum Umdenken ermutigt. „Wir haben uns vor fünf Jahren komplett neu erfunden – auch, weil die Bürokratie im Handwerk immer weiter zunimmt“, greift der Schreinermeister einen weiteren Aspekt auf. Seine Mitarbeiter gehen heute mit iPads auf die Baustelle und geben die Dispositionen direkt vor Ort ein. Alle Azubis führen ihre Berichtshefte digital. Und die voll digitale Steuerung der Maschinen ist ohnehin obligatorisch.

Dass Heiko Schmidt unter dem Dach der HS Gruppe jüngst sogar mit der HS Aufzugservice GmbH einen weiteren Geschäftsbereich bietet, zeugt von seiner Offenheit für Neues und dem Bestreben, das Unternehmen breit aufzustellen. Noch ist die Sparte klein. Doch sie wird mit derselben Zielstrebigkeit bespielt wie die Schreinereibereiche. „Wir haben überall sehr viel Geld investiert“, fasst Heiko Schmidt zusammen. Dass die Pandemie dann 30 Prozent des Umsatzes kostete, kann den Unternehmer nicht entmutigen. „Jammern hilft nichts. Man muss am Ende des Tunnels das Licht sehen und sich überlegen, wie man dorthin kommt.“ Tradition mit Innovation zu verbinden, kann ein Weg sein.

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