Die MilcherzeugerInnen von CR, APLI und EMB fordern einen französischen Milchpreis von über 50 Cent
Im Rahmen der aktuellen Viehhaltungsmesse SPACE suchten nun VertreterInnen der CR und APLI auf der Messe ausstellende Molkereien auf, damit diese den mörderischen Sinkflug der Erzeugerpreise stoppen: -50 €/1.000 l[2]. Sophie Lenaerts, stellvertretende Vorsitzende der CR und Verantwortliche der Milchsektion, meint dazu: „Dieser schwindelerregende Preissturz lässt sich in keiner Weise durch die Situation im Milchsektor rechtfertigen, sondern nur dadurch erklären, dass dahinter der Wunsch der Molkereien steckt, ihre Marge zulasten der ErzeugerInnen zu verbessern“, was Boris Gondouin als Vertreter der APLI im EMB bestätigt. Ergänzend fügt er hinzu: „Der Milch-Spotpreis hat gerade die 50-Cent-Marke geknackt, was darauf hindeutet, dass Produktion fehlt. Wenn die Erzeugerpreise nicht schnell wieder steigen, geht der Niedergang des Sektors weiter, denn die ErzeugerInnen können ihre Kosten nicht decken und sich nicht für ihre Arbeit entlohnen, keine Betriebe gründen und nicht investieren.“
Da sie bei ihrer Vorstellung der EMB-Methode zur Berechnung der Produktionskosten kein Gehör fanden, stützten sich CR und APLI auf die „offiziellen“ Indikatoren des Sektors „Der MILC-Index[3] liegt derzeit bei 140 €/1.000 l. Um die Kosten zu decken und die Arbeit der ErzeugerInnen zu vergüten, müsste der Index im Schnitt bei etwa 210 €/1.000 l liegen, was eine Differenz von 70 € gegenüber dem aktuellen Wert bedeutet. Berücksichtigt man, dass der reale aktuelle Milchpreis bei 450 €/1.000 l liegt, müsste der Milchpreis um den gleichen Betrag auf ca. 520 €/1.000 l steigen, wenn wir eine faire Vergütung erreichen wollen“, sagt Joseph Martin, Vorsitzender der CR Bretagne und Verantwortlicher der Milchsektion der CR.
Besteht diese problematische Situation nur in Frankreich? Weit gefehlt: In vielen europäischen Ländern sinken die Preise stark und ermöglichen keine Kostendeckung. So melden beispielsweise die belgischen KollegInnen für das 2. Quartal 2023 ein Defizit von über 8 Cent/kg Milch. Auch in Deutschland betrug die Unterdeckung im April dieses Jahres schon 3%. Seitdem ist der durchschnittliche Auszahlungspreis von rund 46 auf 42 Cent/kg Milch im Juli gefallen, was die Differenz noch erhöht. Auch Litauen hatte bereits im ersten Halbjahr 2022 ein deutliches Defizit von -15%. Eine unhaltbare Situation für die europäischen Landwirtinnen und -wirte.
Kjartan Poulsen, der Vorsitzende des EMB, hat die Europäische Kommission alarmiert. „Das EMB und seine Mitglieder zeigen der Politik das Problem in aller Deutlichkeit auf. Inzwischen hat sich die anfängliche vollkommene Ignoranz der Europäischen Kommission etwas gewandelt, so dass sie sich jetzt leicht besorgt über die Marktsituation zeigt. Aber das reicht bei weitem nicht. Denn dem starken Preisverfall muss ein Riegel vorgeschoben werden, und dazu muss die Kommission endlich das Instrument des freiwilligen Lieferverzichts aktivieren!“ Wie aber die Antworten der Europäischen Kommission auf offizielle Anfragen zeigen, gehen die politischen EntscheiderInnen noch nicht in diese Richtung. Dabei geht kein Weg daran vorbei: „Die Krise, vor der wir seit langem warnen, ist da.“ Das Gebot der Stunde lautet unverändert: „Handeln Sie JETZT!“
[1] Büro für Agrarsoziologie und Landwirtschaft, Deutschland
[2] Quelle: Visionet, wöchentliche tabellarische Darstellung A23S34, realer Preis konventioneller Milch: Januar 2023: 499,90 €/1.000 l – Juni 2023 : 447,40 €/1.000 l
[3] https://idele.fr/detail-article/milc
(MILC = (Marge IPAMPA sur Coût total indicé) Lait de vache = IPAMPA-Marge auf indizierte Gesamtkosten für Kuhmilch; IPAMPA = Kaufpreisindex für landwirtschaftliche Produktionsmittel)
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